Es müssen besonders mutige und gestandene Mannsbilder gewesen sein, die 1862 die Turngemeinde Höchberg gegründet und einen ersten Turnplatz an der Hauptstraße angelegt haben. Sicher wären sie mit dem Ehrenabend, den die Sportfreunde in der vereinseigenen Halle in der Jahnstraße feierten, zufrieden gewesen. So hätten sie nicht nur erlebt, dass die Turngemeinde 1862 Höchberg heute mit 1900 Mitgliedern einer der größten Vereine des Landkreises ist, sondern auch, dass sich das eigentliche Ziel des zur Pflege von Sport und Geselligkeit gegründeten Vereins erfüllt hat, „der Kampf gegen die Unterdrückung der persönlichen Freiheit durch eine fortschrittsfeindliche Obrigkeit“, wie der frühere Vereinspräsident Walter Müller in seiner Festrede feststellte. „Die Freiheitsbewegung hat sich heute zur Freizeitbewegung entwickelt“, lautete sein Fazit über 150-jährige Vereinsgeschichte.
So saß bei dem würdig und kurzweilig gestalteten Festakt, der den Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen im Jubiläumsjahr bildet, mit Landrat Eberhard Nuß als Schirmherr und Bürgermeister Peter Stichler die „Obrigkeit“ sogar an einem Ehrentisch nahe der Bühne. Nicht um etwa aufmüpfige Reden zu notieren, sondern um in Grußworten die ehrenamtliche Vereinsarbeit zu loben. Peter Stichler stellte fest, dass das breite Sportangebot in der Gemeinde nicht ohne den freiwilligen Einsatz für das Wohl der Gemeinschaft möglich sei. Die Turngemeinde vermittele auch heute noch „Werte, die für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft unentbehrlich sind“, sagte er vor rund 150 Festgästen.
Nachdem die Turngemeinde, die nur ein Jahr nach dem Bayerischen Landesverband entstanden ist, anfangs mit zahlreichen Schikanen und Behinderungen zu kämpfen hat, blüht der Verein ab 1880 rasch auf. Die erste Turnhalle wird 1904 an der Stelle der heutigen TG-Halle gebaut. Damals erlebt der Verein seinen turnerischen Höhepunkt. Leibesübungen an Barren, Reck, Ringen und auf der Bodenmatte sowie Gymnastik prägen das Bild. Nach dem Ersten Weltkrieg öffnet sich der Verein. Er schließt sich 1920 mit dem Höchberger Arbeitersportbund zusammen. In rascher Abfolge entstehen neue Abteilungen: bereits 1919 die Fußballabteilung, 1921 das Frauenturnen, 1922 der Singkreis, 1928 der Radsportverein „Solidarität“.
Der damals bereits auf 480 Mitglieder gewachsene Verein baut 1929 unter dem Vorsitzenden Johann Nunn eine neue Halle mit Gaststätte, die auch heute noch – 1991 umgebaut zur modernen Sport- und Veranstaltungshalle – das Herzstück des Vereins ist. Der Verein verwirklichte das Großprojekt mit Hilfe eines Darlehens einer Brauerei aus Fuchsstadt, das mit Biereinnahmen verrechnet wurde – eine geschickte, wenn auch wenig sportliche Lösung.
Heute verfügt die Turngemeinde neben der TG-Halle über großzügige Trainingsmöglichkeiten an der vom Verein im Erbbaurecht errichteten Hans-Stumpf-Waldsportanlage sowie in den Schulturnhallen des Mainlandzentrums und der Ernst-Keil-Schule, dem Schwimmbad und einem Kunstrasenplatz. Der Verein besteht heute aus elf selbstständigen Tochtervereinen. Das Angebot reicht von Handball über Volleyball und Tischtennis bis Judo, Ju-Jutsu und Taekwon-Do oder Bahnengolf. Außergewöhnlich sind die Kunstradfahrer und eine Radgruppe mit historischen, nachgebauten Fahrrädern.
Eine neue Vereinssatzung von 1998 hat die Abteilungen in selbstständige Tochtervereine umgewandelt. Für Walter Müller ist dies ein wichtiger Schritt, sich auch weiterhin den gesellschaftlichen Veränderungen zu stellen und mehr zu sein als ein bloßes „Dienstleistungsunternehmen“.
Es gab zahlreiche Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft. Für 60 Jahre und länger wurden ausgezeichnet Werner Lother, Gerd Nossen, Franz Seubert, Dr. Hermann Beck, Lothar Brückner, Kurt Bürk, Josef Dobler, Marliese Glücker, Werner Götz, Erich und Werner Körner, Werner Lamm, Werner Lother, Franz und Heinz Mechtersheimer, Roland Müller, Gerd Nossen, Franz Seubert, Helmut Siedler und Elmar Stumpf; 65 Jahre und länger: Alfred Albert, Rudolf Gerschütz, Heinz, Guckenberger, Max Hupp, Karl Kohl, Heinz Krug, Heinz Langhirt, Theo Nickel, Erich Roos, Erich Schulz, Erhard Spiegel, Erich Wagenbrenner, Karl Weidner; 70 Jahre und länger: Adolf Götz, Max Kempf, Oskar Kempf, Walter Ries, Adolf Wiesen; 75 Jahre und länger Walter Clement, Ludwig Wilhelm; 80 Jahre und länger: Heinrich Liebler.