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Von der Außenlinie ins Herz der Fans
Dortmund Im Alter von 61 Jahren erlag Lothar Emmerich einem Krebsleiden. Erinnerungen an einen Fußballer von echtem Schrot und Korn.
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Foto: FOTO CHRISTIAN SCHWAB
Von unserem Redaktionsmitglied Achim Muth
 |  aktualisiert: 16.12.2020 14:31 Uhr
Immer wieder bekam der Mann, den sie alle riefen wie Lukas seine Lokomotive, die eine Frage zu hören: "Du Emma, wie war das damals in England '66?" Und dann erzählte Lothar Emmerich von jenem wunderbaren Schuss, der ihm einen festen Platz in den Geschichtsbüchern des Fußballs bescherte und darin einging als das "Jahrhundert-Tor". Es war der 20. Juni 1966, und bei der Weltmeisterschaft traf die deutsche Elf in Birmingham auf Spanien: "Mein Freund, der Sigi, hat einen Einwurf direkt zu mir geworfen. Ich erinnere mich noch genau, der Ball war typisch englisch hart aufgepumpt. Ich hab' dann abgezogen und den Ball mit einem Dropkick voll erwischt. Dann habe ich nur noch gesehen, wie das Leder im Netz zappelte." Die linke Klebe hatte wieder zugeschlagen.

Das Tor von der Außenlinie hat Lothar Emmerich berühmt gemacht und einen Platz gesichert im Herzen der Fans. Das Kind des Ruhrpotts, ein waschechter Dortmunder, bestritt zwar nur fünf Länderspiele, in der Bundesliga aber war Emma für seine Borussia eine große Nummer. Als erster Spieler knackte er die 100-Tore-Marke - letztlich wurden es 115 in 183 Spielen.

Die Liebe schließlich verschlug ihn Ende der 60-er Jahre nach Unterfranken: Er heiratete in Marktheidenfeld Brigitte Väthjunker, seine beiden Kinder Nicole und Michael leben noch immer in der Main-Spessart-Stadt. Michael schaffte es als Kicker des TV Marktheidenfeld bis in die Bezirksoberliga, Nicole ist in der Vorstandschaft des FC Windheim tätig. Im Juli war Lothar Emmerich, schon sehr geschwächt von einem Rückschlag seiner Krankheit, zu Gast bei den Kindern. Einen offiziellen Termin als Schirmherr eines Pokal-Turniers aber nahm er nicht mehr wahr.

Sportlich hinterließ Emmerich in den 70-er Jahren seine Spuren in Unterfranken. Von 1974 bis '76 spielte er für den FC 05 Schweinfurt, 1977 wurde er für den FV 04 Würzburg mit 24 Treffern Torschützenkönig der Zweiten Liga, anschließend ging er noch ein Jahr für die Würzburger Kickers auf Torejagd.

Anfang der 80-er Jahre wechselte er auf die Trainerbank, im Profigeschäft allerdings konnte er sich nicht etablieren. Insgesamt war der gelernte Autoschlosser bei zehn Amateurklubs tätig. Daneben arbeitete Emmerich bei einer Telekommunikationsfirma als Verkaufsmanager und später als Gutachter für eine Firma, die im Rohrwesen tätig ist. 1999 schließlich holte ihn Borussia Dortmund zurück. Zusammen mit Aki Schmidt war er hauptamtlicher Fan-Beauftragter des Bundesligisten.

Seine Erfolge - Emmerich wurde 1966 Vizeweltmeister und im gleichen Jahr mit Borussia Dortmund Europapokalsieger der Pokalsieger sowie 1963 deutscher Meister - und seine bodenständige Art hatten ihn zu einem beliebten Mann gemacht: "Emma bleibt unvergessen als untadeliger Sportsmann und als Vollblutstürmer", so Bundeskanzler Gerhard Schröder. DFB-Teamchef Rudi Völler sagte zu Emmerichs Tod: "Ich bin bestürzt."

Im Januar 2003 war bei Lothar Emmerich Lungenkrebs diagnostiziert worden, nach einer ersten Chemotherapie gab sich der Bergmanns-Sohn wie früher auf dem Platz: "Ihr kennt doch Emma", sagte er damals, "der war immer ein Kämpfer." Ein Rückschlag machte alle Hoffnung zunichte. Am Dienstag um 12 Uhr wird Lothar Emmerich auf dem Bezirksfriedhof Marten in seinem Geburtsort Dortmund-Dorstfeld beigesetzt.

 
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