Die Eltern Schramm jubeln auch für die Konkurrenz ihres Sohnes. Im Wakeboarden macht man das so. Vor dem Bildschirm, auf dem der Halbfinallauf live übertragen wird, haben sie sich Stühle aufgestellt. „Super, dass alle sieben Fahrer unverletzt angereist sind. Die Jungs sind heiß“, sagt Peter Schramm. Und damit meint er nicht nur seinen 22-jährigen Sohn Philipp, den er und seine Frau Tine schon als Baby am Main bei Aschaffenburg mit aufs Motorboot nahmen. Sondern auch die anderen sechs Teilnehmer, die extra aus Mannheim, Potsdam und Hamburg angereist sind.
Zum ersten Mal fand am Sonntag mit dem Sternla WakeRace ein Sportereignis in Würzburg statt, das mehr Volksfest als Turnier ist: Neben den sportlichen Contest-Runden bot der Veranstalter Lauterbach Kreativbetreuung ein volles Programm für den Sonntags-Familienausflug, bei freiem Eintritt. Für mehrere Stunden sind die 400 Meter vor dem Stadtstrand für die Schifffahrt gesperrt, nur ab und zu verirrt sich ein Hobbyboot von der Anlegestelle an der Marina-Hafenbar in die Fahrrinne.
Von den Tricks über die Welle hinterm Zugboot erhascht nur der einen Blick, der sich ans Geländer stellt. Die ganz Schlauen reihen sich in drei Metern Höhe entlang der Ludwigkai-Mauer auf. Gegen Mittag ist das Publikum noch überschaubar, bis 17.30 Uhr hat das Team an den beiden Eingängen 10 000 Leute gezählt. Organisator Frank Lauterbach spricht von Zuschauern gar aus der Schweiz, Dänemark und Polen.
Bei rund 36 Kilometern pro Stunde sind die durchtrainierten Typen schnell am Liegestuhl vorbei gezogen. Da lohnt sich Aufstehen. Tantrum-to-Blind oder Heelside-Off-Axis heißen Stunts zum Beispiel. Meist rotiert der Fahrer beim Sprung über eine Welle in der Luft, mit Griff ans Board oder ohne. Immer wieder verliert einer dabei den Kontakt zur Hantel, dem Haltegriff am Zugseil, und landet im Main. Kein Problem: Einmal innerhalb der 800 Meter langen Strecke darf man sich wieder „liften“ lassen und für den Rest der Strecke einen neuen Versuch starten. Beim zweiten Sturz ist die Fahrt vorbei.
Die Lokalmatadore und Trainingspartner Philipp Schramm (22) und Pascal Lippert (21) – beide aus dem Landkreis Aschaffenburg – hadern nach der Vorrunde mit ihrem Lauf. Die Zwei müssen in die Lucky-Loser-Runde um den vierten Platz im Halbfinale. Der Laune schadet's trotzdem nicht: „Für uns ist die Stimmung unter uns Fahrern entscheidend. Wir sehen uns endlich alle mal wieder“, sagt Philipp Schramm. Während die Fahrer in ihrer Riders' Area Salamihäppchen essen und sich von den neuesten Trainings-Erlebnissen erzählen, ist die Stadtstrand-Tanzfläche für die Bademodenschau im Beschlag. Am Nachmittag turnt die Cheerleadings-Truppe Fierce Athletic aus Würzburg Pyramiden darauf und wirft zwei aus ihren Reihen in die Höhe.
Am Nachmittag hängt einer in drei Metern Höhe überm Wasser: Akrobat Moritz Haase, gebürtiger Karlstädter, wickelt sich ohne Fangnetz zu Michael Bublé-Melodie in ein sieben Meter langes Tuch, lässt sich ohne Ankündigung fallen, nur der Jersey um seine Fußgelenke fängt ihn auf. Üben konnte er die Show nicht, sagt Haase danach.
Den Haken am Kran hat er an der Artistenschule nicht, das Mainwasser auch nicht. „Der Wind war problematisch. Ich müsste aufpassen, dass er mir den Stoff nicht um Gelenke und Gesicht wickelt.“ Auch bei seinem nächsten großen Engagement im September in Australien werde er indirekt mit Wasser zu tun haben: Die Varieté-Show „Soap“ spielt in Badewannen.
Um kurz vor 18 Uhr steht es fest: Der Beste an diesem Tag war Conni Schrader aus Hamburg. 1000 Euro Preisgeld. Philipp Schramms Eltern freuen sich mit ihrem Sohn über 600 Euro, die gibt es vom Gesamtpreisgeld 2500 Euro für Platz zwei. Pascal Lippert wird Sechster. „Vielleicht gibt es das WakeRace nächstes Jahr ja wieder“, sagen die zwei aus Aschaffenburg. Definitiv, das steht am Ende fest.