Was geschieht konkret vor Ort in der Asyl- und Flüchtlingspolitik? Wo setzen sich Menschen ein und welche Schwierigkeiten gibt es? Um diese Fragen zu beantworten, luden die Grünen-Landtagsabgeordnete Kerstin Celina aus Kürnach, Sprecherin für Sozial-, Familien- und Arbeitsmarktpolitik ihrer Fraktion, sowie ihre Landtagskollegin Christine Kamm, Sprecherin für Asylpolitik und Integration, im Namen der Grünen zu einem runden Tisch.
Vertreter und Ehrenamtliche aus Gemeinden, Asylhelferkreisen, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und Schulen aus ganz Unterfranken kamen zusammen. Dabei stellten sich einige zentrale Punkte heraus, die in der Region zu Besorgnis führen.
Ehrenamtliche betreuen die Flüchtlinge teilweise rund um die Uhr, manche leisten seit Jahren so viele Stunden ab wie ein Hauptamtlicher, es mangelt an Räumen, der privaten Unterbringung werden Steine in den Weg gelegt. Die allgemeine Stimmung war eindeutig: Die Ehrenamtlichen sind überfordert.
„Ehrenamt ist toll und wichtig“, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete und frühere Würzburger OB Georg Rosenthal. „Es braucht aber professionelle Unterstützung; der Staat darf aus seiner Aufgabe nicht entlassen werden.“ Burkhard Hose von der Katholischen Hochschulgemeinde und aktueller Würzburger Friedenspreisträger ergänzte: „Die Bereitschaft ist da, aber viele Initiativen müssen sich erst mühsam von Grund auf aufbauen. Hier braucht es vor allem Geld und die Anerkennung der EU.“
Das zeigt sich in mehreren Bereichen. Ein Kritikpunkt war der Umgang mit dem Kirchenasyl. Eva Peteler vom Flüchtlingsmagazin „Heimfocus“ sagte, die Monate der Flüchtlinge im Kirchenasyl seien wie ein Gefängnis, wenn Unklarheit über eine anschließende Eingliederungsmöglichkeit in den Staat herrsche.
Niemand fühle sich zuständig und so verzögere sich die Integration um Wochen oder Monate. Auch die evangelische Dekanin Edda Weise wünschte sich Anerkennung der Arbeit der Kirche, anstatt dass immer neue Hürden entstehen oder beibehalten werden.
Sorge herrschte auch bei der medizinischen und psychologischen Betreuung der Ankömmlinge. Christine Wegener von der Missionsärztlichen Klinik schilderte, wie Ehrenamtliche ohne vorherige Ausbildung mit Fällen konfrontiert werden, die professioneller Hilfe bedürfen. Sie forderte sofortigen Zugang zu Krankenkassen für Flüchtlinge sowie eine Behandlung der Traumatisierten.
Hier knüpften die Schulen an, die Übergangsklassen einrichten mussten. Naoufel Hafsa von der Mönchbergschule sprach nicht nur von traumatisierten Kindern, wegen derer zum Beispiel keine Feueralarmprobe durchgeführt werden kann, sondern auch von ungeschulten Lehrkräften, die durch die Belastung selbst krank werden. „Weder die deutschen Kinder noch die Lehrer sind vorbereitet“, sagte er. „Es besteht die Gefahr, dass sich Rassismus an den Schulen breit macht, wenn keine Unterstützung kommt.“
Fazit der Veranstaltung: Flüchtlinge brauchen Perspektiven, Ehrenamtliche benötigen professionelle Unterstützung. Gefordert wurden ein massiver Ausbau der Asylsozialarbeit durch hauptamtliche Kräfte, die Schulung und Beratung der Ehrenamtlichen und der Zugang zu medizinischer und psychologischer Versorgung für Flüchtlinge. Die Liste, mit der die Abgeordneten der Grünen sich an den Landtag wenden werden, ist also lang.