Kein Kopfweh und keine Kreuzschmerzen haben, ausgeschlafen sein und sich rundum fit fühlen – was für ein Geschenk! Meist zwickt es hier und zippt es da. Wobei man eine Menge dafür tun kann, um fit zu bleiben. Eine riesige Palette an Möglichkeiten zeigte der federführend vom Aktivbüro organisierte neunte „Würzburger Gesundheitstag“ auf. An 113 Ständen gab es am Samstag unter dem Motto „Gesundheit grenzenlos“ jede Menge Informationen.
Ob Blond- oder Silberhaar: „Gesundheit kennt keine Altersgrenze“, betonte der Würzburger Geriater Dr. Michael Schwab vom Aktionskomitee „Gesunde Stadt“. In der Domstraße lud der Chefarzt der Reha-Klinik des Bürgerspitals dazu ein, das „Posturomed“ auszuprobieren. Hans Schindelmann wagte sich auf die Wackelplatte. Vor ihm stand Physiotherapeutin Rebecca Schneider und streckte ihm die Hände hin: „Jetzt schlagen Sie mal in meine rechte, jetzt in meine linke Hand!“ Gar nicht so einfach, wenn es unter den Füßen derart vibriert – da kommt der Gleichgewichtssinn ziemlich schnell an seine Grenzen.
Wen Schlaflosigkeit quält, der sucht Hilfe bei Baldrian & Co. Doch das nützt nicht viel, wenn es in den Beinen kribbelt, juckt und reißt, dass man nur noch die Wände hochgehen könnte. „Restless Legs“ heißt das Phänomen, an dem Hermine Hauser seit 55 Jahren leidet. „Wenn es früher ganz schlimm wurde, bin ich nachts barfuß zwei Stunden lang die kalten Steinstufen hinauf- und hinuntergelaufen“, erzählte sie auf dem Domvorplatz. An ihrem mit selbst gestrickten „Zittermännchen“ geschmückten Stand ermutigte Hauser die Passanten, sich den oft als peinlich empfundenen Nervenleiden wie dem Restless Legs-Syndrom zu stellen.
Ein Gefühl von Peinlichkeit treibt auch Leute um, die morgens nach einem Filmriss erwachen. Überhaupt, das Thema Alkohol: Da stoße man in der Öffentlichkeit schnell an Grenzen, weiß Edgar Grein. Der 49-Jährige aus Sulzbach berichtete am Stand des Kreuzbundes von seiner Suchtkrankheit. Früher hatte er oft einen Kater gehabt. Seit 2009 ist er, nach langem Kampf, endlich trocken. Grein: „Suchtfrei kann ich mein Leben wieder genießen, ich bekomme viel mehr mit.“
Wie die CSU-Landtagsabgeordnete Judith Gerlach in ihrem Grußwort betonte, zeugen Selbsthilfegruppen wie der Kreuzbund davon, „mit welcher Kraft Menschen um ihre Gesundheit kämpfen und dabei Barrieren überwinden.“ Letzteres gilt auch für das schwul-lesbische WUF-Zentrum. Vertreter der Selbsthilfeinitiative nahmen laut Vorstandsmitglied Christine Wittmann am Gesundheitstag teil, um Barrieren zu überwinden und „darüber aufzuklären, dass Schwulsein keine Krankheit ist.“
Homosexualität werde auch in Würzburg manchmal noch als widernatürlich angesehen, so Wittmann. Aus Angst vor Ausgrenzung unterdrückten Betroffene ihre Neigung. Was krank machen könne. Dies bestätigte die Psychologin Julia Maloney vom Uniklinikum am Stand des Bündnisses gegen Depression: „Wir haben homosexuelle Patienten, die psychisch krank wurden, weil sie auf extreme Ablehnung stießen.“
Wie wichtig Organspende ist, darüber klärte Wolfgang Scheuplein am Stand der Lebertransplantierten auf. Der 70-Jährige bekam 1998 aufgrund einer Krebserkrankung eine neue Leber: „Das ging damals ganz schnell, binnen eines Monats.“ Scheuplein hatte erwartet, dass sich viele, die am Samstag durch die City trudelten, kritisch gegenüber Organspenden äußern würden: „Wegen der jüngsten Ärzteskandale.“ Er wurde angenehm überrascht. Schon in den ersten beiden Stunden ließen sich 35 Menschen am Stand seiner Selbsthilfegruppe einen Organspendeausweis ausstellen. Auf großes Interesse stieß am Samstag auch der Flahmob junger Mütter, die zusammen mit ihren Babys zeigten, was „Kangatraining“ ist.