
Leider ist es nicht in jeder Sportart selbstverständlich, dass die unterlegene Mannschaft als Glückwunsch für den Erfolg dem Sieger einen Kasten Bier spendiert – so wie die Gäste aus Karlsruhe es am Samstag gegenüber ihren Gastgebern in Würzburg demonstrierten. Überhaupt hat man beim Lacrosse – eine in Deutschland immer noch junge und eher unbekannte Sportart – das Gefühl, dass alles irgendwie ziemlich locker abläuft. Gesellt sich zum Spaß auch noch Erfolg, dann gibt es natürlich erst recht einen Grund zu feiern. Einige Aspirin-Tabletten dürften am Sonntag ihren Weg in das Glas von so manchem Würzburger Spieler gefunden haben, nachdem es tags zuvor nicht nur die Meisterschaft in der zweiten Bundesliga Süd zu feiern gab, sondern nach drei Jahren auch den freundschaftlichen Abschied der Spielgemeinschaft mit Erlangen.
„Uns war sehr wichtig, dass wir im Guten auseinandergehen“, beschreibt Matthias Stolte, zusammen mit Sebastian Rödig Spielertrainer der Würzburger, seine Gefühle zum Abschied und setzt fort: „Wir hatten eine tolle Zeit, aber mittlerweile konnten wir in Würzburg so viele neue Spieler gewinnen, dass eine Spielgemeinschaft keinen Sinn mehr machen würde.“ Demnächst wird es in Würzburg und wahrscheinlich auch in Erlangen also jeweils eine selbstständige Lacrosse-Mannschaft geben.
Sportlich hatte die SG in dieser Saison die eigenen Erwartungen übertroffen. „Wir hatten nicht mit der Meisterschaft gerechnet“, so Stolte. Am Ende konnten die Franken bei 13 Siegen nur ein einziges Mal bezwungen werden.
Bei ihrem letzten – beim Lacrosse üblichen – Doppel-Heimspieltag standen die Gastgeber schon nach ihrem ersten Erfolg über Karlsruhe II (8:1) als Meister fest. „Da fällt es schwer, vor dem zweiten Spiel das Bier nicht anzurühren“, gibt Stolte schmunzelnd zu. Trotzdem gewannen die Gastgeber auch ihr zweites Spiel deutlich gegen den VfR Mannheim mit 14:3. Wohin die Meisterschaft die Würzburger führt, steht noch nicht fest, wie der Spielertrainer erklärt: „Eigentlich wollen wir gar nicht aufsteigen, weil der Leistungsunterschied zwischen den Ligen so groß ist, dass wir in der ersten Liga vielleicht kein Spiel gewinnen würden. Es stehen aber Ligenreformen an. Es kann also sein, dass wir aufsteigen müssen.“
Langfristig könnte aber auch die erste Bundesliga das Ziel sein, denn die Würzburger sind für die Zukunft gut aufgestellt. Als „grandios“ beschreiben die Beteiligten die Entwicklung der Mannschaft, die sich vor allem aus Studenten zusammensetzt. Als nächsten Schritt planen die Würzburger mittelfristig einen Trainer zu verpflichten, „so wie es bei den großen Vereinen bereits üblich ist“, erläutert Stolte. Bis dahin werden die Sportler mit Stick und Hartgummiball weiter das tun, was sie am liebsten machen – neben dem sportlichen Erfolg vor allem den Spaß am Hobby genießen – als amtierender Meister der zweiten Bundesliga Süd.
Die Statistik der Spiele
SG Würzburg/Erlangen – KIT SC Karlsruhe Storm II 8:1
Tore für Würzburg: Gerd Kaiser (2x), Robert Hofmockel (2x), Thomas Niepel, Florian Pinzner, Christian Link, Mathis Dollinger.
SG Würzburg/Erlangen – VFR Mannheim 14:3
Tore für Würzburg: Gerd Kaiser (3x), Thomas Niepel (3x), Robert Hofmockel (2x), Andreas Beck (2x), Florian Pinzner, Martin Süß, Manuel Häußler, Charly Kusch.
ONLINE-TIPP
Rasante Spielfotos vom Heimspieltag an der Mergentheimer Straße finden sie in einer Bilderserie im Internet unter www.mainpost.de/sport/wuerzburg