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Usher findet seine Songs sexy
Blaue Jeans, weißes T-Shirt und Turnschuhe – so sitzt Usher in der eleganten Suite im Londoner Soho-Hotel, um über sein neues Album „Looking 4 Myself“ zu reden, das jetzt erschienen ist. Er spricht leise, bedächtig und wirkt fast ein wenig überheblich.

Das Interview führte

Steffen Rüth

 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:40 Uhr

Frage: Usher, Sie bezeichnen ihren Stil als „revolutionären Pop“. Also, mit Verlaub?

Usher: Ich weiß, lassen wir die Kirche im Dorf. Ich sage jetzt lieber, ich mache „elektrischen Soul“.

Damit spielen Sie darauf an, dass Sie sich von ihren Soul-Wurzeln weit in Richtung Dance und House vorgewagt haben. „Euphoria“ oder „Scream“ könnten auch von einem Enrique Iglesias stammen . . .

Usher: Meine Stimme ist ja immer noch meine Stimme. Es ist schon richtig, ich habe mich bewusst mehr in Richtung Club-Musik bewegt. Das ist jetzt ein Teil von mir, und weltweit gesehen ist es diese Art Musik, auf die die Leute momentan am meisten abfahren. „Without you“, meine Zusammenarbeit mit David Guetta, war einer der Top-Hits in Ibiza letztes Jahr. Man muss offen bleiben in diesem Geschäft und sich dorthin bewegen, wo das Publikum ist. „Scream“ zum Beispiel, ist der reinste Dance-Pop.

Also, Hauptsache Hit, egal wie?

Usher: Nein, so nicht. Hauptsache, ich kann mich mit dem Song identifizieren, empfinde etwas bei ihm.

Ständig singen Sie davon, sich die Klamotten vom Leib zu reißen, Spaß zu haben, Frauen anzubaggern. Ist das für einen 33-jährigen Familienvater noch zeitgemäß?

Usher: Meine Songs sind sexy, aber vor allem sollen sie Spaß machen. Ich trainiere regelmäßig, mein Oberkörper ist absolut vorzeigbar (lacht). Und was ist schlecht an Sex? Überhaupt gar nichts.

Bald werden wir Sie noch öfter mit nackter Brust sehen. Sie verkörpern in dem Film „Hands of Stone“, den Sie momentan drehen, den legendären Boxer Sugar Ray Leonard, an ihrer Seite spielen Robert de Niro und Gael Garcia Bernal. Wie läuft das Training?

Usher: Es ist verdammt hart. Leonard war ein Welter-Gewicht, also muss ich noch diverse Kilos abnehmen. Aber ist das nicht eine fantastische Rolle? Für Robert de Niro ist das der erste Boxfilm seit „Raging Bull“.

Was qualifiziert Sie für die Rolle des Boxers?

Usher: Boxen ist sehr körperlich, doch mehr als alles andere spielt sich dieser Sport im Kopf ab. Du brauchst einen sehr starken Willen, um deine Gegner zu lesen und schließlich auseinanderzunehmen. Das passt zu mir, denn auch ich denke ständig darüber nach, wie ich mich verbessern und noch erfolgreicher werden kann. Außerdem hatten wir beide, Sugar Ray und ich, ein ziemlich tumultartiges Leben, inklusive frühem Ruhm und vielen Höhen und Tiefen.

Auf ihrem Album findet sich auch der Reggae-Song „Sins of the Father“. Handelt dieser von Ihrem Leben, Ihrem Vater?

Usher: Ja. Mein Vater hat uns verlassen, als ich ein Jahr alt war. Ich kann also nur darüber spekulieren, was gewesen wäre, hätte er das nicht getan. Irgendwie scheint es mir so, als hätte sich sein Karma in mir fortgesetzt.

Wären Sie glücklich, wenn Ihre Söhne in Ihre Fußstapfen treten würden? Sie haben ja selbst mit 13 Jahren im Showbusiness angefangen . . .

Usher: Ja, es würde mich freuen, wenn sie diese Erfahrungen schon früh machen könnten. Es gäbe mir nicht nur die Möglichkeit, sie zu unterstützen, ich könnte ihnen außerdem den richtigen Weg zeigen. Wenn sie das nicht wollen, hoffe ich nur, dass sie keine Nomaden in der Arbeitswelt werden. Ich komme ja selbst aus einer Kleinstadt, da gab es nicht viel zu tun und zu erleben. Tanzen und Musik waren für mich damals eine Flucht aus diesen Verhältnissen.

Im Titelsong des Albums reflektieren Sie über das Leben, insbesondere darüber, was alles schiefging.

Usher: Durchaus, „Looking 4 Myself“ ist gewissermaßen eine Analyse. Ich singe über verpasste Chancen, was ich getan habe, wo ich war. Das ganze Album ist ein Blick in den Spiegel, du musst erkennen, wer du bist und was du erreicht hast. Dann erst verstehst du, wer du eigentlich bist.

Haben Sie das verstanden? Weil es im Text ja heißt: „Ich habe mich noch nicht gefunden.“

Usher: (lacht) Ja. Doch. Der Punkt ist nur: Es hört nie auf. Dein ganzes Leben fragst du dich, wer du bist. Egal, wie alt du wirst.

 
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