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WÜRZBURG
Unibibliothek kann sich wichtige Quellen nicht mehr leisten
Noch gibt es gedruckte Zeitschriften, so Bibliothekarin Barbara Welge. Doch ihre Zahl schrumpfte in den letzten Jahren stark, da immer mehr Journale nur noch in elektronischer Form vorliegen. Foto: Pat Christ
| Noch gibt es gedruckte Zeitschriften, so Bibliothekarin Barbara Welge. Doch ihre Zahl schrumpfte in den letzten Jahren stark, da immer mehr Journale nur noch in elektronischer Form vorliegen. Foto: Pat Christ
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:49 Uhr

Bis zum magna cum laude ist es ein harter Weg. Da heißt es, lange zu recherchieren, viele Bücher zu wälzen und Fachzeitschriften zu durchstöbern. Dazu braucht es auch und gerade im Internet-Zeitalter eine gut sortierte Universitätsbibliothek (UB), betont Dr. Karl Südekum, Leiter der UB in Würzburg: „Nur dort findet man wissenschaftliche Literatur mit geprüftem Inhalt.“ Diese Literatur zur Verfügung zu stellen, wird allerdings immer schwerer: „Uns fehlen aktuell eine Million Euro.“

Beim Einkauf von Büchern und Zeitschriften heißt es, kühl zu kalkulieren, bestätigt Barbara Welge. Die Biologin ist für die Medienerwerbung zuständig. Vier Millionen Euro muss die UB jedes Jahr aufbringen. Der größte Brocken, nämlich 2,33 Millionen, kommt vom Freistaat. Dass dieser Betrag seit zehn Jahren konstant blieb, macht der UB angesichts von Preissteigerungen von jährlich bis zu acht Prozent bei elektronischen Zeitschriften zu schaffen. Mehr als 7.300 elektronische Zeitschriften hat die Uni abonniert. Allein das kostete 2013 rund 2,1 Millionen Euro. Welge: „Um Spitzenforschung an der Uni zu unterstützen, bräuchten wir eine Million Euro mehr.“

Eine Universitätsbibliothek hat kaum Möglichkeiten der Querfinanzierung. Denn es gibt, anders als in anderen Einrichtungen, keine Arbeitsbereiche mit hohem Überschuss. Durch den Verkauf ausgedienter Bücher werden nur ein paar Hundert Euro pro Jahr in die Kasse gespült. Die hohen Mahngebühren von 7,50 Euro pro Mahnbrief gehen direkt ans Ministerium. Unterstützt wird die Bibliothek aktuell von der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung. Die gab letztes Jahr 300.000 Euro. Weitere 400.000 Euro fließen heuer sowie im kommenden Jahr. Das Geld muss einer Vereinbarung zufolge für gedruckte Bücher verwendet werden. Die Geldquelle selbst wird 2016 versiegen.

Dass sich ein Fach wie Physik in Elektrizität und Magnetismus, Biophysik, Optik, Energieforschung, Theoretische Physik und vieles mehr aufgesplittet hat und sich immer weiter aufsplittet, verschärft die heikle finanzielle Situation. Denn es bräuchte immer mehr Spezialzeitschriften und Datenbanken für immer speziellere Teilforschungsgebiete. Doch das ist teuer, erläutert Welge: „Wir haben eine Datenbank in der Chemie, die heuer knapp 72.000 Euro kostet.“ Überhaupt ist die Chemie derzeit Welges Sorgenkind: „Wir erwarten dieses Jahr ein fünfstelliges Defizit.“ Wird das Geld nicht aufgetrieben, drohen für nächstes Jahr Abbestellungen elektronischer Zeitschriftenabos.

Auf wie viele Zeitschriften, Monographien und Lose-Blatt-Sammlungen der Slawist, auf wie viele der Archäologe oder der Physiker zurückgreifen kann, berechnet sich nach einem ausgeklügelten Modell zur Mittelverteilung. Fehlt Geld im Gesamttopf der Universität, wird also nicht willkürlich irgendwo gekürzt. Mit Blick auf die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel, so Südekum, ist der Status der Würzburger UB der einer „Mittelklasseuniversität“.

Das sei so mancher Fakultät ein Dorn im Auge. Zurecht, meint Südekum: „Denn wir haben Fakultäten, die weit über Mittelklasse angesiedelt sind.“ Viele wichtige Quellen, vor allem elektronische Zeitschriften, Literatur- und Faktendatenbanken, kann sich die Würzburger UB nicht leisten. Darum müssen die Forscher oft zeitaufwändige Umwege wählen um an die notwendige Information zu kommen.

Auf 116,5 Stellen verteilte Mitarbeiter verbuchen am Schalter Bücher, kümmern sich um den Erwerb neuer Medien oder katalogisieren. Durch Automatisierungsprozesse wurden viele Tätigkeiten einfacher. Stellen konnten jedoch nicht eingespart werden. „Wir begannen vor zehn Jahren, unsere Vermittlungstätigkeit auszubauen“, so Südekum. In Kursen erfahren Studierende, Schüler und Interessierte, was die UB zu bieten hat und wie man sie am besten benutzt. Ein Pool von wissenschaftlichen Hilfskräften trug dazu bei, dass der Service sukzessive erweitert wurde: „Doch dieses Angebot werden wir durch den Mindestlohn wohl wieder reduzieren müssen.“

 
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