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ALZENAU
Unglücksfahrer schwebt weiter in Lebensgefahr
Schrecklicher Unfall in Alzenau: In einer Straße mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h raste am Sonntag ein Auto in eine Familie.
Foto: dpa | Schrecklicher Unfall in Alzenau: In einer Straße mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h raste am Sonntag ein Auto in eine Familie.
Von unserem Redaktionsmitglied Gerlinde Hartel
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:45 Uhr
Autofahrer rast in Familie       -  Feuerwehrleute und Rettungskräfte stehen am Sonntag (08.01.2012) in Alzenau (Unterfranken) am Wrack eines völlig zertrümmerten Autos. Der Fahrer hatte aus bislang ungeklärter Ursache die Kontrolle verloren und war in eine Menschengruppe gerast.
Foto: Boris Roessler (dpa) | Feuerwehrleute und Rettungskräfte stehen am Sonntag (08.01.2012) in Alzenau (Unterfranken) am Wrack eines völlig zertrümmerten Autos.
Schrecklicher Unfall in Alzenau: In einer Straße mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h raste am Sonntag ein Auto in eine Familie.
Foto: dpa | Schrecklicher Unfall in Alzenau: In einer Straße mit Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 km/h raste am Sonntag ein Auto in eine Familie.

Das Rathaus Alzenau (Lkr. Aschaffenburg) hat halbmast geflaggt. Der schwere Unfall mit zwei Todesopfern und drei Schwerverletzten vom Sonntag, als ein Autofahrer in der Stadtmitte in eine vierköpfige Familie raste (wir berichteten), erschüttert die Menschen. Am Montag meldete das Polizeipräsidium Unterfranken, dass der Unfallfahrer sehr wahrscheinlich aufgrund eines Schlaganfalls die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat.

Der 51-jährige Autofahrer, Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens in Alzenau, schwebt weiter in akuter Lebensgefahr. Der Zustand des 51-Jährigen habe sich nicht geändert, sagte der Bürgermeister der unterfränkischen Stadt, Alexander Legler, am Dienstag.

„Nach einer ersten medizinischen Untersuchung dürfte jetzt feststehen, dass der Mann vor dem eigentlichen Unfall am Steuer seines Wagens höchstwahrscheinlich wegen eines erlittenen Schlaganfalls bereits die Kontrolle über den Audi verloren hatte“, heißt es im Polizeibericht wörtlich.

Für den 44-jährigen Familienvater und seinen fünfjährigen Sohn, die schwer verletzt überlebt haben, wie der Audi über eine Verkehrsinsel schoss, gegen eine Mauer prallte und die 36-jährige Ehefrau und Mutter und den siebenjährigen Sohn und Bruder in den Tod riss, bestehe keine Lebensgefahr, berichtete die Polizei.

Ein von der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg berufener Sachverständiger versucht, anhand der Schäden am Auto, der Größe und der Lage der Trümmerteile und mit Luftbildern den genauen Unfallhergang zu rekonstruieren. Außerdem würden weiter Zeugen befragt, sagte Polizeisprecher Michael Zimmer. Gegen den Unfallfahrer wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Körperverletzung ermittelt.

Der Erste Bürgermeister von Alzenau, Alexander Legler, hat aufgrund des Ereignisses seinen Urlaub abgebrochen und wurde am Montag im Rathaus zurückerwartet. „Die Tragik erschüttert die ganze Stadt“, sagt zweiter Bürgermeister Helmut Schuhmacher. Legler sei „minutiös über den Unfall informiert“. Schuhmacher selbst war am Sonntag am Unfallort und lobt „die große Hilfsbereitschaft“ der Anwohner und den Einsatz der Hilfskräfte. Die junge Familie, die nun durch den Unfall auseinandergerissen wurde, sei vor zwei, drei Jahren aus dem nahegelegenen Hessen in die unterfränkische 7300-Einwohner-Stadt Alzenau gezogen. Die Halbmast-Beflaggung sei „Ausdruck unserer tiefen Betroffenheit“, erklärt Bürgermeister Schuhmacher. Voraussichtlich würden die Fahnen bis zur Beisetzung der Opfer auf halber Höhe wehen.

In der Erich-Kästner-Grundschule in Alzenau, in der am Montag der Platz des siebenjährigen getöteten Jungen leer blieb, begleitete ein Kriseninterventionsteam die Kinder bei der Auseinandersetzung mit der grausamen Realität. Das Rektorat, über das am Montag wohl großes mediales Interesse hereinschwappte, lud für diesen Dienstag zu einer Pressekonferenz zusammen mit dem Kriseninterventionsteam.

Zusätzliche Tragik: Der Sohn des Unfallfahrers und der getötete Siebenjährige besuchten dieselbe Klasse, war im Rektorat zu erfahren.

Schlaganfall am Steuer

Ein Schlaganfall oder Herzinfarkt am Steuer als Unfallursache ist gar nicht so selten. Wie Professor Wolfgang Franz von der Uniklinik München-Großhadern erklärt, wird bei einem Herzinfarkt ein Herzkranzgefäß verschlossen und bei einem Schlaganfall eine Hirnarterie. In beiden Fällen wird das Gehirn nicht mehr genügend durchblutet. Die Folge: Die Beine sacken einfach weg oder aber der Körper krampft. „Es kann sein, dass der Körper sich durchstreckt und das Bein das Gaspedal durchdrückt“, erklärt der Mediziner. Aber auch der Brustschmerz bei einem Herzinfarkt kann dazu führen, dass sich der Körper auf diese Weise aufbäumt. Dann steigt die Unfallgefahr, da das Auto unkontrolliert und zugleich schneller fährt. Ähnlich ist das bei einem epileptischen Anfall. Allein in der Uniklinik Großhadern würden jährlich mehrere Patienten eingeliefert, die nach einem Infarkt oder Schlaganfall am Steuer einen Unfall hatten. Text: dpa

 
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