Kurzbeschreibung
Helmut Hickel ist Jahrgang 1956 und seit fast 40 Jahren im Journalismus unterwegs. Hickel hat in den verschiedensten Ressorts gearbeitet, viele Jahre auch als Chef vom Dienst und ist jetzt als Mitglied der Chefredaktion für die Lokalteile der Mediengruppe Main-Post zuständig. Zum Schreiben kommt man da nicht mehr so oft. Helmut Hickel liest, kocht und fährt gerne Rad und Ski. Er kümmert sich um seine Bonsais und Kakteen. Und natürlich mit Leidenschaft um seine Sammlung von Langspielplatten.
Wie es zu dem Artikel "Mehr Gefühl mit Vinyl" kam
Unser damaliger Kulturchef, Wolfgang Keil, wusste um meine Leidenschaft. Und da der Vinyl-Boom damals so langsam aufkeimte, bat er mich, doch etwas zu den schwarzen (und bunten) Scheiben zu schreiben. So erschien dann der Artikel „Mehr Gefühl mit Vinyl“ auf unserer Kulturseite. Womit ich nicht gerechnet hatte – der Artikel löste eine Vielzahl positiver Reaktionen aus. Mails, Anrufe und persönliche Begegnungen. Es waren vorwiegend ältere Damen, die sich an die Schallplatten-Sammlungen ihrer verstorbenen Männer erinnerten, die im Keller oder auf dem Dachboden ein tristes Dasein fristeten.
Mehrmals fuhr ich also zu Adressen im gesamten Verbreitungsgebiet und kehrte mit vollem Kofferraum zurück. Natürlich war viel Musik dabei, die ich nie hören werde. Aber die Platten wurden natürlich in meine Sammlung integriert. Hüllen wurden ausgebessert, fehlende Inlets ersetzt und und und. Zu schön waren die alten Cover, zu knallig die Farben aus den 50er bis 90er Jahren, zu skurril und manchmal auch naiv die Motive. So etwas wirft man nicht weg. Das brachte mich auch auf die Idee, auf Instagram Hüllen aus der Vergangenheit zu posten – fast ein halbes Jahr jeden Tag ein „Cover from the Past.“
Ab 1. Dezember bis Weihnachten ausschließlich Weihnachtslieder. Mittlerweile poste ich aber Musik, die ich auch höre. Mit Fug und Recht kann ich auch behaupten, dass ich mehr James Last-Platten habe als von Jimi Hendrix. Immer noch mein Lieblingsmusiker, mit dem alles begann: 1969, als ich mir vom sauer aufgesparten Taschengeld „Are You Experienced“ leistete. Da 15 Mark für einen 13-Jährigen ein Haufen Geld waren, musste Oma noch was beisteuern.
Das Erscheinen der CD verdrängte etwas meine Leidenschaft fürs Vinyl, die aber in den vergangenen Jahren umso heftiger wieder hervorgebrochen ist. Auslöser war sicher auch das Digitale. Als mein Laptop abrauchte, konnten von den etwas über 6000 Liedern nur mehr knapp 3000 gerettet werden. Gefrustet griff ich zu einer Langspielplatte, die Chris Barber vor über 70 Jahren aufgenommen hatte. Es knirschte und knackte natürlich, aber die Musik erfüllte den Raum. Mir wurde da klar, Vinyl ist (fast) für die Ewigkeit, Digitales flüchtig. Das sehe ich auch beim Abspielgerät so. Mein erster guter Plattenspieler, ein Thorens, dreht sich noch heute. Mittlerweile hat er 42 Jahre auf dem Teller.