Das Jahr 2014 wird in die deutsche Fernsehgeschichte als Jahr der großen Showkrise eingehen. Viele neue Experimente sind fehlgeschlagen und einige alte Platzhirsche stehen vor dem Aus. Prominentestes Beispiel ist der ZDF-Klassiker „Wetten, dass . . ?“, der mit Markus Lanz als Gastgeber noch drei Mal zu sehen ist. Der Countdown für den Showdino beginnt an diesem Samstag um 20.15 Uhr mit der Ausgabe aus Erfurt. Am 8. November geht es nach Graz, am 13. Dezember steigt das Finale in Nürnberg.
„Wetten, dass . . ?“ ist nach dem Abgang von Thomas Gottschalk (64) im Herbst 2011 stark in die Kritik geraten. Nachfolger Lanz (45) konnte den Schatten seines Vorgängers, des Strahlemanns und eloquenten Charmeurs, nicht abschütteln. Statt wie Gottschalk souverän und galant durch die jetzt 33 Jahre alte Show zu führen, verzettelte sich Lanz, indem er selber an Spielen teilnahm, und brachte nie die Ruhe in die Show, die sie gebraucht hätte.
Doch trotz der Quotentalfahrt unter Lanz ist „Wetten, dass . . ?“ immer noch die meistgesehene Fernsehshow in Deutschland. Die Ausgabe am 5. April, als Lanz im Schlussapplaus das Ende der Sendung für den Herbst ankündigte, hatte 6,84 Millionen Zuschauer – fast nur noch die Hälfte nach seinem Einstieg im Oktober 2012, aber mehr als alle anderen Formate. Denn inzwischen ist klar: Neue Shows wie „Rising Star“ (RTL), „Keep Your Light Shining“ (ProSieben), „Millionärswahl“ (ProSieben) oder auch konservative Unternehmungen wie Michelle Hunzikers „große Überraschungs-Show“ (ZDF) sind alle gescheitert.
Vor einigen Wochen flackerten Gerüchte auf, das ZDF werde seine Marke „Wetten, dass . . ?“ nach dem Abgang von Markus Lanz wiederbeleben, denn die Rechte an der Show liegen nach wie vor beim Sender. Und inzwischen hat sich auch personell etwas getan: ZDF-Unterhaltungschef Oliver Fuchs, im April noch bei der letzten Ausgabe verantwortlich für die Show, musste nach dem Skandal um manipulierte Rankinglisten seinen Hut nehmen. Vielleicht steigt auch mit seinem Nachfolger Oliver Heidemann, der als Interimslösung antrat, die Lust an einer Fortsetzung. Nicht wenige mutmaßen, der alte Zampano Gottschalk könnte es wieder richten. Kein „Wetten, dass . . ?“ ist auch keine Lösung angesichts der Showkrise im deutschen Fernsehen.
Gottschalk hatte zum Ende der Show im April noch seinen Senf beigetragen: „Dann hätte ich das Ding auch gleich selbst an die Wand fahren können“, sagte er „Spiegel Online“. „Natürlich habe ich eine ganz besondere Verbindung zu „Wetten, dass . . ?“ und kann eine leichte Wehmut nicht leugnen“, sagte er. „Ich trauere, wie man so schön sagt, still. Und das will bei mir was heißen.“ Nachfolger Lanz bedauerte in einem Radiointerview damals, dass „Wetten, dass . . ?“ mit der Entwicklung der TV-Landschaft nicht mehr habe Schritt halten könnten. Die Show sei etwas, „was das deutsche Fernsehen eigentlich dringend braucht. Aber offenbar passt es im Moment wahrscheinlich nicht mehr so richtig in die Zeit.“
In Erfurt am Samstag sollen die Band Tokio Hotel und Popsänger Bryan Adams die Quoten der Sendung wieder nach oben treiben. Außerdem ist ein Vorgeschmack auf das Musical „Das Wunder von Bern“, das im November in Hamburg Premiere feiert, geplant. Lanz begrüßt auch unter anderen die US-Filmschauspielerin und Regisseurin Diane Keaton und die deutsche Schauspielerin Christine Urspruch.