Für viele Jugendliche hat Yusuf Emre Kasal einen Traumberuf: Er ist Fußballprofi beim türkischen Erstligisten Denizlispor. Der 25-jährige Türke ist in Schweinfurt geboren und aufgewachsen. Er sprach dieser Tage vor 80 Schülern der 9. und 10. Jahrgangsstufe der Kitzinger D-Paul-Eber-Mittelschule über seinen Werdegang, aber auch über die Höhen und Tiefen in seinem Beruf.
Kasal verdeutlichte dabei, wie wichtig Attribute wie Disziplin, Ehrgeiz und Fleiß auf seinem Weg sind und waren. Dazu versuchte er, seinen Zuhörern die Bedeutung von Schule und einer Ausbildung zu vermitteln. Das habe auch ihm geholfen, der einst als 15-Jähriger vom FC Schweinfurt 05 zum 1. FC Nürnberg wechselte, dort ins Internat zog und sein Abitur machte. Seine Familie habe stets großen Wert auf die Schule gelegt, nicht nur auf die Karte Fußball gesetzt. Darüber ist er heute froh. Von seinen Mitspielern zu Nürnberger Zeiten schafften keine zehn Prozent den Weg in das von ihnen ersehnte Profigeschäft.
Von Nürnberg aus wechselte Kasal, der einst mit Dortmunds Nuri Sahin in den türkischen Jugend-Nationalmannschaften spielte, mit 19 Jahren erstmals in die Türkei. „Finanziell war das lukrativ, aber ich habe mir das ganz anders vorgestellt. Es war eine Riesen-Umstellung, ich dachte, ich bin in einem wildfremden Land“. Er erlebte die ersten schweren Verletzungen, begegnete windigen Beratern und begann zu zweifeln. Kasal lernte zu kämpfen, er ging zurück nach Deutschland, wo er in Regensburg und Mannheim als Fußballer sein Geld verdiente.
2012 nahm der Fußballer erneut ein lukratives Angebot aus der Türkei, vom Erstligisten Denizlispor, an, wo er derzeit unter Vertrag ist. Man verdiene gut, gab er zu, der Alltag sei aber stressiger, als die meisten denken, zudem schwer zu planen. Täglich ist er von 8 Uhr morgens bis abends beim Klub: Zwei Trainingseinheiten – Essen, Videoanalyse, medizinische Versorgung, all das gehöre dazu. „Da bis du abends platt.“
Viel Zeit für die Familie bleibe da nicht. Längst hat er gemerkt, dass zum Profigeschäft viel mehr gehört, als „nur ein bisschen kicken.“ Termine einhalten, Pünktlichkeit, sich einschränken, was die Freizeit betrifft, Erwartungen von Familie, Medien und Verein, auch damit müsse man erst einmal klar kommen.
Dass die Zeit als Fußballer schnell vorbei sein könnte, hat Yusuf Kasal nicht nur durch seine Verletzungen bereits früh erfahren. Für ihn stand zunächst der Schulabschluss im Vordergrund, den er als Plan B, wie er sagt, für sein Leben hat. Im Gegensatz zu vielen anderen kickenden Kollegen. „Viele haben nichts geplant. Manche sind am Ende ihrer Karriere am Boden“, weiß er. Kasal selbst möchte im Sport bleiben, da bestünden für ihn gerade durch seinen Schulabschluss einige Möglichkeiten. Offen sprach er darüber, dass es für ihn viele schwierige Phasen gegeben habe. „Ich glaube, es sollte einfach so kommen.“
Verletzung auskurieren
Die Schüler freuten sich über den ungewöhnlichen Gast, der momentan in Schweinfurt eine Meniskusverletzung auskuriert. Sie stellten später einige Fragen. Gerade die türkischstämmigen Schüler lauschten Kasal aufmerksam, wenn er von seinen Erlebnissen auf dem Fußballfeld und abseits davon berichtete.
Auch die Lehrer zeigten sich angetan vom Vortrag, der über die Gesellschaft zur beruflichen Förderung (GbF) in Schweinfurt zustande kam. Von Lehrern nähmen die Schüler derartige Ratschläge oft nicht an. Erzähle jemand wie Kasal aus der Praxis, besitze das eine andere Wirkung, sagte Konrektor Friedrich Maag-Holzgärtner. Schulleiterin Birgit Säger zeigte sich ebenso beeindruckt. „Sie sind jemand, der mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist. Das war ehrlich und nachvollziehbar“, bedankte sie sich bei Yusuf Kasal für den Vortrag. Der dürfte sicher auch manchen der Jugendlichen zum Nachdenken angeregt haben.