Den 31. Mai hat die Weltgesundheitsorganisation 1987 zum „Weltnichtrauchertag erklärt“. Vor zwei Jahren wurde in Bayern durch Volksentscheid ein totales Rauchverbot in geschlossenen Gaststätten eingeführt. Geraucht werden darf nur noch im Freien. Hat sich mit den Rauchern auch der Konflikt mit Nichtrauchern ins Freie verlagert?
Michael Berghammer, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes und Wirt der Residenzgaststätten in Würzburg, war seinerzeit bei der Diskussion um ein Nichtraucherschutzgesetz Befürworter einer einheitlichen Regelung, die alle gleich behandelt und keine Ausnahmen etwa für Festzelte und Vereinsgaststätten zulässt, wie von der Bayerischen Staatsregierung vorgesehen. Der Bürger selbst habe es schließlich in diesem Sinne entschieden, und diesem Volkswillen trage das gastronomische Gewerbe Rechnung. Dass Bayern eine klare Regelung habe, sei ein gravierender Vorteil gegenüber anderen Bundesländern.
Heinz Fuchs Wirt „Goldener Anker“
In der normalen Speisegastronomie hat sich das Nichtrauchen nach Einschätzung von Berghammer „hervorragend eingelebt“. In der reinen Kneipengastronomie sei aber durch das Rauchverbot ein Stück kultureller Geselligkeit verloren gegangen. Dennoch werde auch in diesem Bereich das Votum der Bürger für ein klares Gesundheitsschutzgesetz Rechnung getragen, so Berghammer. Rückrudern wolle jedenfalls kein Gastronom mehr.
Dass durch die Verlagerung des Rauchens ins Freie auch hier der Druck auf die Raucher gewachsen sei, sieht Berghammer nicht. „Im Freien herrscht unserer Erfahrung nach Toleranz und ein gutes Miteinander.“
Ganz so konfliktfrei ist das Nebeneinander dann doch wohl nicht, wie unsere Umfrage unter Wirten der Region zeigt. „Bei uns im Biergarten wird weiterhin volles Programm geraucht, da laufen die Aschenbecher jeden Abend über, da stört sich niemand dran“, sagt Heinz Fuchs, Chef des Gasthof Hotel Goldener Anker am Main in Sommerhausen. „Oben auf dem Balkon allerdings, da kommt es schon vor, dass sich Leute beschweren, die gerade essen, wenn sich am Nebentisch jemand eine Zigarette anzündet. Da ist es auch schon mal laut geworden“, sagt er.
„Bei uns hat sich nichts geändert“, sagt Susanne Kempf vom Meisnerhof in Erlabrunn. „Hier wird unverändert weiter geraucht, beschwert hat sich noch niemand, allerdings stehen bei uns die Tische auch weit genug auseinander.“ Nicht schön findet sie selbst allerdings, dass manche Raucher im Biergarten ihre Kippen auf den Boden werfen, obwohl auf allen Tischen immer Aschenbecher stehen.
In der Hubertusklause in Fährbrück wird auch im Biergarten hingegen fast nicht mehr geraucht, sagt Chef Winfried Kirchner. „Die Raucher haben sich das so angewöhnt, dass sie meist aufstehen und in die Raucherecke am Eingang gehen, die habe ich mit Blumenkübeln und einem Standaschenbecher schön hergerichtet“, erzählt er. „Am Tisch selber wird höchstens noch einmal eine Zigarette angezündet, um die Mücken zu verscheuchen, aber die stört es meist gar nicht“, sagt er mit einem Lachen.
Dass drinnen und draußen nicht immer so leicht zu trennen ist, zeigt sich beim Würzburger Weindorf, wo in einigen der Lauben das Rauchen gestattet ist. Wenn zwei Seiten offen sind, hält das die Stadtverwaltung für rechtens. Andreas Korger als Vorsitzender des Vereins Würzburger Festwirte hat bisher keinerlei Hinweise auf Beschwerden. „Das Thema Rauchen ist vom Tisch“, meint er. Ärger bekommt er nur, wenn viele Raucher nachts vor der Türe der Gaststätte versammelt sind.
Für die Stadt Würzburg ist Alexander Hofmann zuständig für die Überwachung des Rauchverbotes. Er hat „eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht“. „Die Nichtraucher gucken schon drauf, dass das Gesetz eingehalten wird. Und natürlich gehen auch wir mit offenen Augen durch die Stadt“, sagt er. Beschwerden seien Einzelfälle, in den vergangenen zwölf Monaten habe es gerade einmal drei gegeben.
Andreas Korger Würzburger Wirt
An den Folgen des Tabakkonsums sterben jährlich etwa 140 000 Frauen und Männer. Zu den erfreulichen Entwicklungen gehört, dass der Tabakkonsum von Jugendlichen einen erneuten Tiefststand erreicht hat. Die Zahl der rauchenden Jugendlichen im Alter von zwölf bis 17 Jahren sank 2011 auf unter zwölf Prozent in Deutschland.
Wer mit dem Rauchen aufhört, wird schon bald belohnt, weiß Horst Keller von der AOK in Würzburg 20 Minuten nach der letzten Zigarette sinken Puls und Blutdruck wieder auf normale Werte. Nach 24 Stunden nimmt das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen, bereits leicht ab. Und fünf Jahre nach dem Rauchstopp verringert sich die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken, so Keller. „Die AOK bietet Rauchern verschiedene Hilfen, mit dem Tabakkonsum aufzuhören“, so Keller. Wer sich gerne per Internet mit Gleichgesinnten austauschen oder Experten Fragen stellen möchte, kann dies unter www.aok.de im Ratgeberforum „Nichtrauchen“ tun. Auf dem Weg zum Nichtraucher bietet die AOK auch Kurse zur Raucherentwöhnung an.
Raucherentwöhnung: Mehr Informationen zum Thema gibt es auch in der AOK-Broschüre „Endlich aufhören“ sowie bei der AOK-Geschäftsstellen unter Tel. (09 31) 3 88-0.
ONLINE-TIPP
Eine Videoumfrage zum Thema Rauchen finden sie unter: www.mainpost.de/gesundheit