Es sollten die fröhlichen Filmaufnahmen für eine neue Realityshow sein: „Dropped“, auf Deutsch „Ausgesetzt“, heißt das Format des französischen Privatsenders TF1, bei dem Spitzensportler abenteuerliche Herausforderungen meistern müssen. Doch in der Nacht auf Dienstag nahmen die Dreharbeiten in Argentinien ein dramatisches Ende: Beim Zusammenstoß zweier Hubschrauber in der bergigen Region La Rioja im Nordwesten des Landes kamen alle zehn Insassen ums Leben, unter ihnen berühmte Sportler: die 57-jährige Seglerin Florence Arthaud, die 25-jährige Schwimmerin und Olympiasiegerin Camille Muffat sowie der 28-jährige Boxer Alexis Vastine, ebenfalls ein erfolgreicher Olympiateilnehmer. Zu den Opfern gehören außerdem fünf Mitarbeiter der Filmproduktionsfirma Adventure Line Productions (ALP) sowie die beiden argentinischen Piloten.
Gute Wetterbedingungen
Nur wenige hundert Meter vom Startpunkt entfernt kollidierten die beiden Maschinen, die für die Dreharbeiten gemietet worden waren, und stürzten ab. Wie es dazu kommen konnte, blieb zunächst unklar. „Die Wetterbedingungen waren gut“, sagte ein Sprecher der Provinz La Rioja.
In Frankreich löste die Nachricht tiefe Bestürzung aus. Präsident François Hollande erklärte seine „große Traurigkeit“ über den brutalen Tod seiner Landsleute. Auch Vertreter des französischen Sports reagierten erschüttert. „Das ist absolut dramatisch. Ich weiß nicht, ob man beschreiben kann, was unsere Sport-Familie jetzt fühlt“, erklärte Denis Masseglia, Präsident des Nationalen Oympischen Komitees.
Segler-Kollegen würdigten Florence Arthaud, die den Spitznamen „kleine Verlobte des Atlantik“ trug, als „Ausnahme-Seglerin“: Als bislang einzige Frau in einem männlich dominierten Milieu gewann sie 1990 die Regatta „Route du Rhum“ und wurde im selben Jahr zu Frankreichs Sportlerin des Jahres gewählt.
Der Boxer Vastine erkämpfte bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking Bronze im Halbweltergewicht. Schwimmerin Muffat gewann bei Olympia 2012 in London die Goldmedaille über 400 Meter Freistil, Silber über 200 Meter Freistil und Bronze mit der 4 mal 200 Meter Freistil-Staffel. Im Juli 2014 gab sie überraschend ihr Karriere-Ende bekannt. Ihr langjähriger Trainer Fabrice Pellerin erinnerte sich nun, wie die junge Frau ihm neulich noch von ihrer Teilnahme an der Fernsehsendung erzählt hatte: „Sie freute sich darauf.“
Angesichts des tragischen Ausgangs klingt das aus Schweden importierte Konzept der Show bitter: Die Teilnehmer kämpfen darin auf spielerische Art um ihr „Überleben“. Per Helikopter werden sie in der freien Natur ausgesetzt und müssen sich fast ohne Hilfsmittel zurechtfinden. Nach und nach scheiden die Schwächeren aus. Dem Moderator Louis Bodin zufolge ging es darum, „durch ihren Erfolg herausragende Menschen“, die über große Anpassungsfähigkeit verfügen, auf eine abenteuerliche Natur-Expedition zu schicken. Ein Arzt und ein „Überlebensspezialist“ begleiteten die Teams.
Neben den drei getöteten ehemaligen Spitzensportlern beteiligten sich der Schwimmer Alain Bernard, der Fußballspieler Sylvain Wiltord, die Radfahrerin Jeannie Longo, die Snowboardfahrerin Anne-Flore Marxer und der Eiskunstläufer Philippe Candeloro. „Selbstverständlich“ würde die Produktion abgebrochen und alle Teams zurück nach Frankreich gebracht, erklärte die Produktionsfirma. Die Ausstrahlung, die für Sommer geplant war, soll mindestens bis Jahresende verschoben werden.
