
Inszenierte Fotografie, Videos mit Musik, temporäre Wandmalerei, Installation mit Leuchtbuchstaben, GPS-Zeichnung, konzeptuelle Collage, Computergrafik, Skulptur aus Autoteilen, aber auch traditionelle Malerei – in und zwischen diesen Genres bewegt sich die zeitgenössische Kunst, auch in Franken, und das will Hans-Peter Miksch bei der von ihm kuratierten zweiten Triennale in der Kunsthalle zeigen.
Wie bereits berichtet, hat der Nürnberger Kurator sechs Frauen und 15 Männer ausgewählt, deren aktuelle Arbeiten vom 6. Juli bis 23. September in der Großen Halle zu sehen sind. Alle spiegeln das Motto „anders:wo“ in irgendeiner Weise wider und sei es durch ihren Lebensweg. Markus Putze, 1969 in Kulmbach geboren, spielt mit heimlichen Wunschvorstellungen und Tagträumen. Er schafft temporäre Wandzeichnungen, die nur für die Dauer einer Ausstellung existieren. Auch von seiner Arbeit für die Triennale gibt es bis jetzt nur Entwürfe.
Etwa eine Woche vor Eröffnung wird Putze vor Ort mit der Arbeit auf einer meterlangen Stellwand beginnen. Mit schwarzer Acrylfarbe zeichnet er romantische Landschaftsszenen, in denen junge Mädchen mit verträumtem Blick auftauchen. Dabei spiele er durchaus ironisch mit Versatzstücken aus der konventionellen Landschaftsmalerei und der Street Art, sagt Miksch. Die Bilder bewegen sich zwischen Zeichnung und Malerei. Die Farbe kommt durch kleine Aquarelle ins Spiel, die Putze mitbringt und quasi in die Landschaft setzt.
Die Würzburgerin Verena Rempel (Jahrgang 1976) repräsentiert das Thema Beweglichkeit auf vielfältige Weise. Sie war auf der Schule für Holzbildhauerei in Oberammergau, hat in Wien Angewandte Kunst und anschließend am „Institut für Kunst im Kontext“ in Berlin studiert. Rempel ist eine jener Künstlerinnen, die sich sehr frei zwischen Installation, Bildhauerei, Konzept- und Fotokunst bewegt. Bei der Triennale wird sie eine Arbeit zeigen, die zwar ursprünglich von 2008 stammt, die sie aber noch einmal überarbeitet und „aufgefrischt hat“.
Rempels Serie „Mimikry“ setzt sich aus über 140 Porträts von bekannten Serienmördern zusammen, die sie am Computer zu Bildern von vermeintlich schönen und harmlosen Pflanzen zusammenbaut. Aber all diese Gewächse sind giftig und lebensbedrohlich: Goldregen, Immergrün, Alraune, Maiglöckchen, Eibe, Narzisse, Mohn, Tollkirsche, Fingerhut. Das Böse im Schönen ist seit langem Thema in der Literatur, der Musik, der bildenden Kunst. Rempel spielt mit diesen Klischees.
Das trifft auch auf Magdalena Abele zu. Die 25-Jährige stammt aus der Bodenseeregion und lebt in Nürnberg. Auf den ersten Blick erscheinen ihre Fotoarbeiten wie Aufnahmen von pittoresken, touristisch schönen Orten. Sie folgt bewusst den ausgetretenen Pfaden zu Sehenswürdigkeiten. Erst auf den zweiten oder dritten Blick entdeckt der Betrachter, dass einzelne Personen mehrmals auftauchen. Da gibt es einen Mann mit rotem Hemd, der in der Menge der Touristen auf dem Weg zum Aussichtspunkt „Zapriskie Point“ im Death Valley dreimal zu sehen ist. Tatsächlich gehe es Magdalena Abele um eine „zeitliche Verdichtung“, sagt Miksch. Aus formalen Gründen werden Personen verdoppelt oder vervielfacht. So verdeutlicht sie ihre Beobachtung, dass touristische Orte von der Masse und deren Bewegung geformt und vereinnahmt werden.
Roland Schön wurde wegen seiner romantischen Liebe zur Natur in Rezensionen schon der „Gärtner“ genannt. Malgrund für seine Bilder sind oft alte Gartenbücher. Für die Triennale hat der Kurator die Arbeit „rosengarten nympheas 2“ ausgewählt. Grundlage war „Knaurs Gartenbuch“ von 1957, auf dessen Seiten Roland Schön mit Ölfarbe bunte Kreise setzt: überwiegend in den Rot- und Rosatönen, wie wir sie von Rosen kennen, aber auch Weiß und wenige Blautöne tauchen auf.
Für Miksch wirken diese Punkte wie Wundmale oder Markierungen. Die Buchseiten sind sehr akkurat auf große Papierbögen geklebt und gerahmt. Die acht gerahmten Bilder werden ohne Abstand zu einem großen Block gehängt. Roland Schön, 1964 im Kreis Bayreuth geboren, wo er auch heute wieder lebt, nähert sich dem romantischen Ideal des Gartens als kleines Paradies und abstrahiert es gleichzeitig.