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Würzburg
Superschnelle Wassertiere
Badeentenrennen Wildwasser e.V.       -  Um die 8000 Badeenten schwimmen am Samstag (07.05.16) beim traditionellen Badeentenrennen des Wildwasser e. V. von der Alten Mainbrücke in Würzburg den Fluss hinunter. Wildwasser engagiert sich gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen, alle Erlöse gehen an den Verein.
Foto: Daniel Peter | Um die 8000 Badeenten schwimmen am Samstag (07.05.16) beim traditionellen Badeentenrennen des Wildwasser e. V. von der Alten Mainbrücke in Würzburg den Fluss hinunter.
Pat Christ
Pat Christ
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:46 Uhr

Sie hatten ihren gelben Alltagsanzug abgestreift und sich piekfein gemacht: 61 BigDucks waren auch heuer wieder das optische Highlight des Wildwasser-Entenrennens. Zum 15. Mal schickte die Würzburger Organisation kleine und große Quietschtiere von der Alten Mainbrücke aus an den Start. Über 6.000 Enten purzelten am Samstag in den Main. Nach sensationellen 13 Minuten, so schnell wie noch nie, konnte Entenfee Jasmin die erste Ente aus dem Zieltrichter ziehen.

Ein echtes Wettschwimmen gab es nicht

Von einem roten Schlauchboot aus waren die BigDucks parallel zum „Brückensturz“ der kleinen Enten, für den in diesem Jahr Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake zuständig war, ins kühle Nass gelassen. Ein echtes Wettschwimmen gab es nicht: Die kleinen Enten flitzten voraus, während sich ihre aufgebrezelten Geschwister behäbig in den Fluten wiegten. Hunderte von Entenpaten standen am Mainkai und schauten dem von Christoph Grütz, Marketingleiter der Mediengruppe Main-Post, moderierten Rennen zu.

„Die Nachfrage nach den BigDucks war in diesem Jahr wieder groß“, so Wolfgang Weier, Geschäftsführer von „Würzburg macht Spaß“. 35 Euro kostete eine große Ente. Allein das Business-Race brachte demnach fast 1.900 Euro ein.

Fotoserie

Von der Superman-Ente bis hin zum Pfau war alles dabei

Das Evangelische Jugendwerk schickte eine bebrillte Superman-Duck ins Rennen, Herzchenaugen und einen originellen Strohhut verpasste das Kreativteam der Kunstverglasung Rothkegel ihrem adoptierten Gummitier. Nicht alle Wasservögel sahen im Übrigen ein, dass sie Enten sein sollten. So verwandelte sich eine der BigDucks unter den geschickten Händen von Mitarbeiterinnen des Maritim Hotels in einen schillernden Pfau, der Enterich der Metzgerleute vom Gasthaus zum Hirschen ließ sich ein ausladendes Hirschgeweih verpasst.

Mehr einem kugeligen Fußball als einer Ente ähnelte eines der zahlreichen Wassertiere der WVV. Auch eine super coole Rocker-Duck gab es. Wer die wohl von der Leine ließ? Na wer wohl, die Crew von der Posthallen! Zur schönsten BigDuck wurde eine „Angels of Datkness“-Ente von LaserTag gekürt.

Trotz des Spaßes macht das Rennen auf ein ernstes Thema aufmerksam

So viel Spaß das Rennen auch machte, dem Publikum war bewusst, dass Wildwasser mit seiner alljährlichen Aktion kein reines Allotria treiben will. Mit dem Event macht das Team in „unschwerer“ Weise auf ein schwerwiegendes Thema aufmerksam: Darauf nämlich, dass auch in und um Würzburg etliche Mädchen und Frauen Gewalt erfahren.

„Ich glaube, dass jede Frau irgendeine andere Frau kennt, der schon einmal Gewalt widerfahren ist“, erklärte Katharina, die es heuer, kurz vor knapp, zum ersten Mal geschafft hat, einen Teilnahmeschein für das Rennen zu erwerben. Die 29-Jährige lebte früher einmal in Würzburg, zog aber vor einigen Jahren nach Heigenbrücken bei Aschaffenburg. Am Wochenende war sie mit ihrem Partner Björn auf Besuch in der alten Heimat. Auch Björn erstand eine Ente. Der 32-Jährige kennt zwar keine Frau, die schon einmal sexuelle Gewalt erlitten hat: „Doch ich weiß, dass es das gibt, und finde das einfach abscheulich.“

Beatrix Haas kann sich noch gut erinnern, wie die Thematik in den 1970er Jahren aufkam. Damals wurde ein Tabu gebrochen. In den Folgejahren sickerte es immer stärker ins Bewusstsein, dass viele Kinder in ihrer Familie sexuelle Gewalt erfahren. „Vor 20 Jahre war die Aufmerksamkeit für diese Problematik noch viel größer als heute“, so die Pädagogin aus Darmstadt.

Gleich sechs Enten, eine für jeden Enkel, schickte Elisabeth Nikolai ins Rennen. Mit der Organisation Wildwasser sympathisiert die 67-Jährige schon lange. Seit Ausbruch des ersten Golfkriegs ist die Würzburgerin vom der Nagelkreuz-Bewegung in der Friedensarbeit engagiert: „Kindern, die sexuelle Gewalt erfahren haben, zu helfen, und sexuelle Gewalt vorzubeugen, das ist für mich echte Friedensarbeit.“

Über 6.000 verkaufte Enten - Wildwasser ist vollauf zufrieden

Dass es diesmal vier statt wie bisher drei Euro kostete, die Patenschaft für eine Ente zu übernehmen, schreckte vom Kauf der Teilnahmescheine nicht in dem Maße ab, wie von Wildwasser befürchtet. „Wir hatten gehofft, 5.000 Enten verkaufen zu können“, so Wildwasser-Beraterin Susanne Porzelt. Mit über 6.000 verkauften Enten ist das Team der Beratungsstelle vollauf zufrieden - auch wenn die Zahl unter dem Rekord von 7.500 verkauften Enten 2015 blieb. Über 20.000 Euro wird Wildwasser aus dem Entenrennen einnehmen. Ein Großteil fließt in die Grundfinanzierung des Vereins, ein Teil soll in ein neues Projekt für von Gewalt betroffene Flüchtlingsfrauen fließen. Diese Frauen, so Porzelt, benötigen eine sensible, kulturgerecht Ansprache: „Viele sind Beratungen, wie wir sie anbieten, aus ihren Heimatländern nicht gewohnt.“

Deshalb sollen spezielle Flyer entwickelt werden. Außerdem wird überlegt, die Arbeit für Flüchtlingsfrauen aufsuchend zu gestalten. Normalerweise, so Porzelt, kommen Mädchen und Frauen, die Gewalt erfahren haben, direkt zu Wildwasser. Flüchtlingsfrauen werden dies kaum tun, weshalb die Wildwasser-Frauen künftig zu ihnen gehen wollen.

 
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