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WÜRZBURG
Stürtz am Ende: 240 Jobs sind weg
Michael Czygan
 und  Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:21 Uhr

Schwierige Rahmenbedingungen

Eichelbaum, der im Zuge des Insolvenzverfahrens zu Stürtz kam, bedauert den Solvesta-Rückzug, vermeidet aber Schulzuweisungen. Alle Beteiligten – „gerade auch die Mitarbeiter“ – hätten großes Engagement gezeigt, um das Unternehmen fortzuführen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen sei es gelungen, den von 70 Millionen (2012) auf 20 Millionen Euro geschrumpften Umsatz zuletzt wieder zu steigern.

Angesichts der vielen Krisen sei die Skepsis bei Kunden, Lieferanten und Beschäftigten letztlich aber zu groß gewesen. Das sei „jammerschade“, an der Qualität der gedruckten Bücher, Magazine und Kataloge habe es jedenfalls nicht gelegen.

Ein Vertreter des Betriebsrats war am Mittwochabend nicht zu erreichen.

In der Belegschaft herrschte Unruhe

Wie aus dem Unternehmen zu erfahren war, wurde die Belegschaft am frühen Dienstagnachmittag über das Aus zum 1. Oktober informiert. Überraschend kam die Info offenbar nicht: Viele Kollegen hätten zuletzt "keine Motivation" mehr gehabt, andere seien seit längerem krankgeschrieben, wie ein Insider sagte. Dennoch habe es unterm Strich immer noch einen Funken Hoffnung gegeben, dass das sinkende Schiff noch zu retten ist.

Dem Vernehmen nach haben die meisten Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung am Dienstag die Nachricht vom Aus gefasst aufgenommen. Die Krise des Betriebs sei zuletzt durch die Tatsache verschärft worden, dass viele Leistungsträger in der Belegschaft nach und nach gegangen seien.

Aus Unterlagen, die dieser Redaktion vorliegen, hatten die Mitarbeiter schon seit Monaten Einschnitte akzeptiert, um Stürtz bei der Rettung zu helfen. So galt seit März 2015 eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 40-Stunden ohne Lohnausgleich - plus Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.

Aus sicherer Quelle wurde auch bekannt, dass Stürtz kürzlich einer von drei Großkunden wegbrach. Es habe auch deswegen viel zu wenig Arbeit für die Belegschaft gegeben. Es herrschte seit geraumer Zeit "Unruhe bis zum Geht-nicht-mehr", wie es der Informant ausdrückte.

Stürtz hat seinen Sitz im Gewerbegebiet zwischen Würzburg und Veitshöchheim. Die Firma wurde 1830 als Universitätsdruckerei gegründet, in den 1970er Jahren zählte sie bis zu 600 Mitarbeiter. Nach der Fusion im April 2015 mit der Augsburger Druckerei Himmer nannte sich der Betrieb Phoenix Print, seit der schlagzeilenträchtigen Trennung ein Jahr später firmierte er wieder unter Stürtz.

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