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München (dpa)
Steuersünder Hoeneß gibt sich reumütig
Uli Hoeneß hat im Zusammenhang mit seiner Steueraffäre öffentlich Fehler eingeräumt. Mit seiner Selbstanzeige wolle er «reinen Tisch» machen, beteuert er. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger befürchtet Schaden für den deutschen Fußball.
Ankündigung       -  Uli Hoeneß hat einen schweren Gang vor sich. Foto: Matthias Schrader
| Uli Hoeneß hat einen schweren Gang vor sich. Foto: Matthias Schrader
Von Michael Fox, dpa
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:12 Uhr

Steuersünder Uli Hoeneß bemüht sich um Schadensbegrenzung.

«Ich habe erkannt, dass ich einen schweren Fehler gemacht habe, den ich versuche, mit der Selbstanzeige zumindest halbwegs wiedergutzumachen», betonte der Unternehmer und Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München in der «Sport Bild». Negative Folgen für den deutschen Fußball befürchtet unterdessen der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger. «Da werden wir nun einige Häme zu spüren bekommen», sagte Zwanziger.

Die Nachricht von Mario Götzes Königstransfer an die Isar löste die Steuercausa Hoeneß am Dienstag zumindest vorerst als Gesprächsthema Nummer eins vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona ab. Der 61-Jährige meldete sich aber via «Sport Bild» noch einmal zu Wort: «Ich will reinen Tisch machen. Das Gesetz bietet ja diese Möglichkeit.»

Am Montag hatte Hoeneß angekündigt, vorerst keine Details zu der brisanten Steuersache nennen zu wollen. «Ich werde einige Wochen ins Land ziehen lassen, ehe ich mich äußere», sagte Hoeneß, der am Dienstagabend in der Münchner Arena beim Königsklassen-Knaller erwartet wurde.

Am vergangenen Samstag war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft München II gegen den Fußball-Funktionär und Financial-Fairplay-Verfechter wegen Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt. Einzelheiten wollte die Ermittlungsbehörde, die sich nach der Selbstanzeige in den Fall eingeschaltet hatte, aber nicht mitteilen.

Der Steuerfall wird Hoeneß und seinen FC Bayern nun in den wichtigen kommenden Wochen bei der Jagd auf das Triple auf Schritt und Tritt begleiten. Für seine Verfehlung muss der Präsident des Rekordmeisters aber bereits jetzt mit einem riesigen Imageschaden bezahlen. Allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel ging auf deutliche Distanz zu dem 61-Jährigen. «Viele Menschen sind jetzt enttäuscht von Uli Hoeneß, die Bundeskanzlerin zählt auch zu diesen Menschen», hatte Regierungssprecher Steffen Seibert bereits am Montag gesagt.

Die politische Debatte um das Thema Steuerhinterziehung hat durch die Affäre wieder richtig Fahrt aufgenommen. Die TV-Talkshows nehmen den Fall Hoeneß dankbar als Vorlage, in Leitartikeln, in Foren und Blogs wird der Sündenfall des einstigen Vorbilds heftig diskutiert. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer bewertete die Affäre am Dienstag als «schwerwiegenden Fall» und betonte: «Es gibt nicht den geringsten Anlass, Steuerflüchtlinge zu schonen.» Anders als die Bundeskanzlerin distanzierte sich der CSU-Politiker aber nicht ausdrücklich vom Bayern-Präsidenten. «Ich bewerte nicht den Uli Hoeneß», sagte er. «Ich möchte mir ein Urteil nicht erlauben aufgrund der Faktenlage, die ich nur aus den Medien kenne.»

Die eng mit dem FC Bayern verbandelten Unternehmen und die ansonsten so geschwätzige Fußball-Branche, die für gewöhnlich auf jeden Hoeneß-Vorstoß anspringt, quittierten den spektakulären Fall mit weitgehendem Schweigen. So bleibt viel Raum für Fragen. Ist es der ehrliche Respekt vor dem Menschen Hoeneß und seinem Lebenswerk, der die Mächtigen aus Wirtschaft und Fußball sprachlos macht? Oder doch eher die Angst vor dem Einfluss des Rekordmeisters und die Sorge um künftige Geschäfte?

Zumindest der frühere DFB-Präsident Zwanziger, einer von vielen Hoeneß-Widersachern, formulierte eine über «Schock» und «Privatangelegenheit» hinausreichende Warnung. «Dieser Fall dient nicht gerade unserer Wertschätzung und Glaubwürdigkeit», sagte das Mitglied der FIFA-Exekutive der «Bild»-Zeitung (Dienstag).

Rücktrittsforderungen an Hoeneß gibt es jedoch bislang nur aus der Politik. Groß-Unternehmen wie Audi, die Telekom oder Adidas, alle Partner des FC Bayern und zugleich strengen Compliance-Regeln für ihr Geschäftsgebaren unterworfen, verzichten ebenso auf öffentlichen Druck auf Hoeneß wie die Spitzenfunktionäre von DFB und Bundesliga. Die Hypovereinsbank nahm zwar einige Werbevideos mit Hoeneß aus dem Internet, versicherte aber eilig, die Werbekampagne sei ohnehin bereits im vergangenen Jahr ausgelaufen. Und Bayern-Vizepräsident Rudolf Schels sagte dem Bayerischen Rundfunk: «Als Club stehen wir unverändert zu Uli Hoeneß und wünschen ihm alles Gute für die Klärung der Angelegenheit.»

 
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