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SCHONUNGEN
Stefan Rottmann bald jüngster hauptamtlicher Bürgermeister Deutschlands
Stefan Rottmann       -  Der neue Schonunger Bürgermeister: Stefan Rottmann (25).
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Der neue Schonunger Bürgermeister: Stefan Rottmann (25).
Von unserem Redaktionsmitglied Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 11.11.2021 15:52 Uhr

Auch am Tag nach seinem überraschenden wie extrem knappen Wahlsieg hat er noch nicht realisiert, dass er der künftige Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Schonungen (Lkr. Schweinfurt) sein wird. Und mit 25 Jahren der jüngste hauptamtliche Rathauschef der Republik.

Als Stefan Rottmann am Montagmorgen aufgestanden ist, hat er seine Freundin Tanja gebeten: „Zwick' mich bitte 'mal!“ Auch am Tag nach seinem überraschenden wie extrem knappen Wahlsieg hat er noch nicht realisiert, dass er der künftige Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Schonungen (Lkr. Schweinfurt) sein wird. Und mit 25 Jahren der jüngste hauptamtliche Rathauschef der Republik.

Vor wenigen Wochen hat eine frühere Lehrerin dem Schonunger erzählt, was Rottmann als Knirps in das Poesiealbum eines Schulkameraden geschrieben hat: Ich will Bürgermeister werden. Später hat ihn eine schlimme Nachricht in die Politik gebracht. Sein Elternhaus steht im Gebiet der Sattler-Altlast, der größten bewohnten in Bayern. Laut Gesetz hätten die heutigen Eigentümer der Wohnhäuser die Sanierung der verseuchten Böden und Gebäude selbst bezahlen müssen, was viele Privatleute ruiniert hätte. Dagegen haben sie sich gewehrt und nach vielen Jahren erreicht, dass der Steuerzahler den Löwenanteil übernimmt. Es geht um 33 Millionen Euro. Rottmann hat die Pressearbeit der Bürgerinitiative übernommen, im jugendlichen Alter Petitionen verfasst, an vielen Sitzungen teilgenommen.

Mit 20 Jahren übernimmt er die Leitung des SPD-Ortsvereins und entstaubt ihn kräftig. Zusammen mit seiner jungen Mannschaft organisiert er Kabarett- und Comedyveranstaltungen, etwa mit Michl Müller und den Biermösl Blosn. Schnell verbreitet sich im Ort das Image vom Spaß-Verein; Kritiker aus dem Lager des politischen Gegners argwöhnen, dass sich das mit seriöser Politik nicht vertrage. Aber die Aktionen machen den ehrgeizigen Neuling in der Gemeinde auf Anhieb bekannt. 2008 nach einem Jahr als SPD-Vorsitzender räumt Rottmann bei der Gemeinderatswahl die meisten Stimmen aller Kandidaten ab. „Kommunalpolitik ist was Spannendes“, sagt er.

Die Bewerbung als Bürgermeister hat der 25-Jährige monatelang akribisch vorbereitet und das Gespür dafür entwickelt, dass sich alleine mit dem lange propagierten Ziel, jüngster Rathauschef im Land zu werden, keine Wahl gewinnen lässt. „Jugend ist kein Verdienst“, kontert bis zum Schluss auch sein CSU-Gegenkandidat Martin Oßwald. Rottmann indes gelingt es, die schrumpfende Einwohnerzahl und ihre Folgen zum Thema zu machen. Und er setzt auf sein umfangreiches Netzwerk, das er längst innerhalb der SPD geknüpft hat: Der Newcomer aus dem Fränkischen schafft es sogar, dass Altkanzler Helmut Schmidt ein Empfehlungssprüchlein für die Rottmannsche Homepage formuliert.

Nun steht der Bankkaufmann am Montag im Foyer seines Arbeitgebers in der Schweinfurter Innenstadt und beantwortet Medienfragen: Fernsehen, überregionale Zeitungen, Boulevard. Alle sind auf den jüngsten Rathauschef aufmerksam geworden. Bankvorstand Frank Hefner grinst ob des unverhofften Werbeeffekts für sein Institut: „Wir sehen den Erfolg mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“ Auch bei der Bank hätte Rottmann eine gute Zukunft gehabt. Während des Wahlkampfs hat er sich zum Bankfachwirt weitergebildet, seinen Umzug gemanagt und sogar Zeit für Freundin Tanja gehabt.

Nun wolle er diese Energie mit ins Bürgermeisteramt tragen, formuliert Rottmann in die Mikrofone. Und dann die ersten staatstragenden Töne. „Der Wahlsieg ist das Eine, der Amtsantritt am 1. Mai das Andere.“ Er weiß, dass in der 8000-Einwohner-Gemeinde schwierige Aufgaben auch außerhalb der Altlast-Sanierung warten und er keine eigene Mehrheit im Gemeinderat hat. Und es wird sich zeigen, inwieweit die CSU es ihm nachträgt, lange mit der Alterskarte gespielt zu haben. Inzwischen haben Bayerns SPD-Chef Florian Pronold und der Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, telefonisch gratuliert. Die Parteiführung hat den Jungen aus Franken schon lange im Visier.

Weitere Wahl-Superlative

Das beste Ergebnis erzielte Andreas Zenglein (CSU) im unterfränkischen Haibach (Lkr. Aschaffenburg): 97,9 Prozent der knapp 3000 Wähler kreuzten seinen Namen an und bestätigten den Bürgermeister damit im Amt. Kaum schlechter schnitt Bernhard Feuerecker (SPD/FWG) mit 96,8 Prozent im niederbayerischen Künzing ab.

 

Mit dem deutlichsten Vorsprung in die Stichwahl – mit 30 Prozentpunkten – geht Oberbürgermeister Herbert Lackner (CSU) in Bad Reichenhall in die alles entscheidende Wahl. Er holte 48,2 Prozent, sein Herausforderer Manfred Hofmeister (Grüne) 18,2 Prozent.

 

Am spannendsten machten es die Wähler in Schonungen (Lkr. Schweinfurt). Für Stefan Rottmann (SPD) und den Martin Oßwald (CSU) hieß es am Ende: 2335 zu 2332. Der Vorsprung von drei Stimmen ist so dünn, dass beim Statistischen Landesamt beide mit 50 Prozent zu Buche schlagen.

 
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