Sieglinde Hofmann, maßgeblich beteiligt an der Schleyer-Entführung, taucht im Nahen Osten unter. Als sie mit dem schwerkranken Peter Jürgen Boock in ein Krankenhaus nach Ostberlin reisen will, werden sie in Jugoslawien gefasst. Ein halbes Jahr später dürfen die Terroristen in den Südjemen ausreisen. Dort planen sie den Anschlag auf Nato-Oberbefehlshaber Alexander Haig. Mit anderen RAF-Terroristen gräbt Sieglinde Hofmann im Juni 1979 einen Stollen unter der Fahrbahn, in dem Sprengstoff deponiert wird. Der Anschlag schlägt fehl. Haig bleibt unverletzt. In Unterfranken hört man erst im Dezember 1979 wieder von Sieglinde Hofmann. Zeugen alarmieren die Polizei. Die RAF-Mitglieder Sieglinde Hofmann und Brigitte Mohnhaupt sollen sich zwei Tage in einem Hotel in Eisingen exklusiv eingemietet haben. Falscher Alarm? Bevor die Polizei eintrifft, sind die beiden Frauen jedenfalls verschwunden.
In Paris verhaftet
1980 wird Sieglinde Hofmann in Paris verhaftet und zu 15 Jahren, 1995 noch einmal zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach Bad Königshofen kehrt sie Anfang der 90er Jahre zurück. „Sie wollte ihre Mutter besuchen, die im Alter zu uns ins Spital kam“, erinnert sich Roland Schunk, Spitalverwalter und Heimleiter im Julius- und im Elisabethspital in Bad Königshofen. Mit dem Hubschrauber wird die ehemalige Terroristin eingeflogen. „Im und um das Spital postierten sich Beamte der GSG 9 und der Polizei.“ Zum Teil ist die Straße abgesperrt. „Ich kannte Sieglinde schon als kleines Mädchen“, erinnert sich Schunk. „Sie war das Nesthäkchen der Familie, freundlich, liebenswert und umgänglich.“
Als sie ankommt, sind ihre Hände mit Plastikbändern gefesselt. Schunk schneidet sie auf – in Abstimmung mit den Beamten. „Ich hätte mich gerne mal mit ihr über die ganze Sache unterhalten“, sagt Schunk. Aber nach wenigen Stunden ist der Besuch beendet, Sieglinde Hofmann kehrt zurück ins Gefängnis. Erst Ende der 90er Jahre wird sie nach 19 Jahren Haft auf Bewährung entlassen. Heute soll sie im Rheinland leben.
Die Serie Lieblingsstücke
Der Originaltext „Spurensicherung: Die RAF in Unterfranken“ von Andreas Ritter ist im Oktober 2007 erschienen.