Wahlen schreiben ihre eigenen Gesetze. Die Zeit der Vorwahlen dagegen treibt eher Blüten, Stil-Blüten halt. Der Wahlkampf im Landkreis Rhön-Grabfeld 2014 ist bunt, bisweilen kurios, vielfach sehr spannend – und entbehrt auch manch pikante Note nicht.
Da fällt der Blick nach Bastheim. Auf Bürgermeisterin Anja Seufert. Der CSU-Ortsverband Elstal, als dessen Kandidatin sie 2008 ins Rathaus eingezogen war, hat ihr für eine zweite Amtszeit die Rote Karte gezeigt. Und hat mit Dieter Jandausch einen neuen Aspiranten für das Bürgermeisteramt präsentiert. Anja Seufert jedenfalls hat nicht klein beigegeben, sie geht auf der von ihr initiierten Liste Besengauer Bürgermeisterin-Union (BBU) ins Rennen. Der Clou dabei: Bei ihren Wahlauftritten hat sie keinen Geringeren als den Ortsvorsitzenden der CSU Elstal, Frank Scheuerer, an ihrer Seite, der sie für eine Wiederwahl wärmstens empfiehlt.
Damit nicht genug. Die Freie Wählergemeinschaft Besengau landete einen Überraschungscoup der besonderen Art: Sie kürte mit Brigitte Krieglstein eine „ortsfremde Bewerberin“ für das höchste Amt in Bastheim. Sie sorgt mit neuen Ideen, die Bürger direkt anzusprechen, für frischen Wind im üblichen Wahlkampf-Einerlei. Wahlprognose: keine! Man denke nur einmal sechs Jahre zurück. Nach der Stichwahl musste bei Stimmengleichheit der Kandidaten das Los entschieden. Anja Seufert hatte damals Glück und zog ins Bastheimer Rathaus ein, in dem ein hauptamtlicher Bürgermeister regiert.
Längst war sie in groben Zügen gestrickt, die Wahl-Vorgeschichte aus Sondheim/Rhön. Mit dem schönen Titel: „Kein Mann ist Manns genug für das Bürgermeisteramt.“ Schließlich bestimmten seit 1990 stets Frauen im Rathaus die Geschicke der Rhöngemeinde. Frauenpower statt Männerwirtschaft! Zuletzt tat dies Monika Götz, die nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidiert.
Kurz vor Ende der Einreichungsfrist für Wahlvorschläge, auf den letzten Drücker also, hat sich doch ein Mannsbild getraut: Thilo Wehner kandidiert auf der Liste der Freien Wählergemeinschaft Stetten um das Bürgermeisteramt, Kontrahentin Bettina Rees bewirbt sich um das höchste Amt für die Freie Wählervereinigung Sondheim. Genau diese Gruppierung hat aber ihre Kandidatenliste für den Gemeinderat mit Thilo Wehner an Platz eins besetzt.
Kein bisschen amtsmüde ist Fridolin Link in Hausen. Der 65-jährige CSU-Kommunalpolitiker, seit 30 Jahren Rathauschef der Rhöner Modellgemeinde, darf sich auf seine sechste Amtsperiode freuen. Kein Kandidat ist weit und breit in Sicht, der Link in den Ruhestand schicken könnte. Im Gegenteil, die vielfach vorgetragene Bitte „Fridolin mach doch weiter!“ hat ihn restlos überzeugt. Damit dürfte sich Link hierzulande in die Riege der Spitzenreiter, was die Amtsdauer im Rathaus angeht, einreihen.
Einer könnte noch gleichziehen mit Hausens Bürgermeister-Dino. Wolfgang Abschütz aus Aubstadt nämlich, der ebenfalls fünf Amtsperioden „regiert“ hat. Eine weitere Kandidatur liegt nicht vor, offiziell jedenfalls nicht. Doch wird gerüchteweise kolportiert, dass Abschütz nicht Nein sagen würde, sollte sein Name mehrheitlich den Bürgermeister-Wahlzettel schmücken. Bei nur einem Kandidaten – dies ist Burkard Wachenbrönner von der Abschter Wählergemeinschaft – sind freie Namensnennungen möglich.
Weitere Wahl-Besonderheiten in Kurzform: In Bad Neustadt ist es die gleiche Konstellation der beiden Bürgermeisterkandidaten wie vor sechs Jahren. Norbert Klein von der CSU sucht seine zweite Chance gegen Amtsinhaber Bruno Altrichter (Freie Wähler), der für eine vierte Amtsperiode bereitsteht. In Wülfershausen hatte der langjährige CSU-Bürgermeister Peter Schön seinen Abschied aus der Politik bereits angekündigt. Nach seinem Rückzieher vom Rücktritt kandidiert er diesmal freilich auf der Liste der Freien Wähler. Die Sandberger ihrerseits wissen längst, dass ihr neuer Bürgermeister auf den Namen Bühner hört. Ob es der Kandidat mit Vornamen Joachim (Christliche Wählergemeinschaft Sandberg) oder Roland (Christlicher Wählerblock Waldberg) ist, hängt vom Votum der Wähler ab. Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit kann sich gelassen zurücklehnen, mit seiner Wiederwahl 2012 ist er bis 2020 im Amt.
Dass der Landrat in Rhön-Grabfeld auch künftig auf den Namen Thomas Habermann hört, dafür muss man kein Prophet sein. Habermann, seit Mitte 2003 im Amt, kann mit der Studie Zukunftsatlas 2013 des Schweizer Forschungsinstituts Prognos punkten. Im Ranking dieser Studie zählt Rhön-Grabfeld zu den Top-Aufsteigern unter den 402 Landkreisen und kreisfreien Städten im Lande, schließlich ist ein Riesensprung nach vorne gelungen – von Platz 286 auf nun 106 innerhalb eines Jahrzehnts. Sein Herausforderer Thorsten Raschert, 41-jähriger Betriebsratsvorsitzender eines mittelständischen Unternehmens in der Region, ist der gemeinsame Kandidat von SPD und Bündnis 90/Die Grünen.