
Draußen stürmt's und regnet's, und beim Blick durchs Fenster ins diesige Grau des Winters denkt man, die nasse Kälte krieche durch die Fensterritzen in die warme Stube – perfekte Voraussetzungen, um sich dem Winterblues hinzugeben. Besonders empfindliche Zeitgenossen bekommen zu dieser Jahreszeit gerne ihre kleine Winterdepression, SAD sagen Mediziner dazu, „Saisonal Abhängige Depression“, und auch weniger Empfindliche neigen eher zu Schwermut, Melancholie und Miesepetrigkeit als sonst im Jahr. Symptome für eine SAD sind unter anderem Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit, fehlender Antrieb oder auch Schlafstörungen.
Licht und Düfte helfen, der Trübsal kräftig den Marsch zu blasen. „Wenn die Tage kürzer werden, bewirkt der Lichtmangel eine höhere Melatoninproduktion im Körper“, erklärt Dr. Dieter Geis, Allgemeinarzt aus Randersacker (Lkr. Würzburg) und Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes. Melatonin ist ein Hormon, das den Schlafbedarf regelt, deshalb wird der Mensch im Allgemeinen müde, wenn es dunkel ist.
Die Ursache vieler Depressionen
Ein erhöhter Melatoninspiegel kann auch zur Winterdepression oder zumindest zu trübsinniger oder blümeranter (Ver-)Stimmung führen. Helles Licht sorgt indes für eine höhere Serotoninkonzentration. Das Hormon Serotonin wirkt stimmungs- und energieanregend, ein großer Mangel an diesem Botenstoff im Hirn ist Ursache vieler Depressionen. Zu wenig (Sonnen-)Licht kann sich bei manchem auch körperlich auswirken und zu Beschwerden wie Nacken-, Rücken- oder Magenschmerzen führen. „Sonnenlicht wirkt sich positiv auf den Hormonhaushalt des Körpers und den Biorhythmus aus“, sagt Geis.
Was also tun, wenn die Tage kurz sind und sonnenarme Winterwochen aufs Gemüt schlagen? „Zunächst ist nicht jede Stimmungsschwankung gleich eine Depression“, erklärt Geis. „Wer sich darauf besinnt, im Winter auch mal einen Gang runterzuschalten, und sich auch mal eine Auszeit gönnt, kommt besser mit dieser Jahreszeit klar“, rät der Fachmann.
Bei anhaltenden Symptomen wie Antriebslosigkeit und Erschöpfung sei das beste Mittel immer noch Sonnenlicht. „Ein Spaziergang – auch bei frischer Luft – ist der beste Muntermacher“, sagt Geis. Um sich im Winter fit zu halten, rät der Mediziner zu Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Joggen oder Schwimmen. Bei Regen, Schnee und Kälte sind auch Saunagänge wärmstens zu empfehlen. Sie beugen nicht nur Erkältungen vor, die Wärme bietet gleichzeitig Erholung von körperlichen und psychischen Anstrengungen. Wer die heimischen vier Wände am Abend nicht mehr verlassen will und keine Sauna im Keller hat, kann auch mit ein bisschen Eigeninitiative den Winterblues bekämpfen. „Ein schön warmes Aromabad, ein paar Kerzen, ein Duftlämpchen mit naturreinen ätherischen Ölen – das sorgt für gute Stimmung“, sagt Geis. Und wenn man dann noch seine Lieblingsmusik auflegt, ist die kleine Licht- und Aromatherapie für zu Hause perfekt (lesen Sie dazu die graue Infobox rechts).
Die Technik, aromatisch duftende Pflanzenstoffe zu Heilzwecken zu gebrauchen, ist so alt wie der Mensch. Räucherungen mit getrockneten Pflanzen, Gräsern, Harzen, Früchten und Rinden wurden in so ziemlich allen Kulturen des Altertums zur Reinigung, als Opfer für die Götter und auch zur Behandlung von Krankheiten durchgeführt. Der Mensch empfindet viele Gerüche deshalb als angenehm, weil „das Limbische System, das unsere Gefühlswelt steuert, sehr nahe am Geruchszentrum liegt“, erklärt Geis, deshalb „sind Gerüche immer mit Emotionen verbunden“.
Von regelmäßigen Besuchen im Solarium rät der Mediziner indes eher ab: „Im Sonnenstudio bekommt der Körper kurzwelliges, so genanntes UVB-Licht, das die Haut zwar bräunt, aber kaum zum Wohlbefinden beiträgt.“
Wer den Weg aus dem Stimmungstief trotz aller Gegenmaßnahmen nicht alleine schafft, der sollte auf keinen Fall den Weg zum Arzt scheuen. „Eine echte Depression darf man keinesfalls verharmlosen“, warnt Geis. Der Arzt könne im Einzelfall entscheiden, welche Therapie dann die richtige ist.
Ätherische Öle
Die flüssigen Bestandteile duftender Pflanzen werden zwar als Öle eingestuft, besitzen jedoch eine völlig andere Konsistenz als herkömmliche Pflanzenöle wie etwa Sonnenblumenöl. Ätherische Öle sind hochgradig flüchtig und hinterlassen auf Fließpapier – im Gegensatz zu anderen Ölen – in der Regel keinen Fettfleck. Mit Wasser vermischen sie sich schlecht, sie lösen sich aber hervorragend in fettem Öl oder hochprozentigem Alkohol. In Pflanzen kommen ätherische Öle als winzige Tröpfchen vor, die in oder auch auf dem Pflanzengewebe sitzen. Häufig sind sie in einem bestimmten Teil der Pflanze besonders konzentriert. Die im Handel erhältlichen Essenzen werden wegen ihrer Lichtempfindlichkeit in dunklen Flaschen geliefert. Extreme Temperaturen schaden den Ölen, Zitrusöle reagieren am empfindlichsten. Sie sollten bei längerer Lagerung im Kühlschrank aufbewahrt werden.