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Snow Patrol: Die vielen Leiden des Gary Lightbody
Chronische Beziehungsunfähigkeit, ignorante Kritiker und eine fiese Schreibblockade – Snow Patrol-Frontmann Gary Lightbody, 35, kommt einfach nicht zur Ruhe. Weshalb der hünenhafte Schlacks mit den wild wuchernden Locken und dem verschmitzten, jugendlichen Lächeln sein Heil in regelrechter Arbeitswut sucht.
Singen auf dem aktuellen Album „Fallen Empires“ wieder über unerfüllte Liebe: Gary Lightbody (Mitte) und seine Band Snow Patrol.
Foto: UMID | Singen auf dem aktuellen Album „Fallen Empires“ wieder über unerfüllte Liebe: Gary Lightbody (Mitte) und seine Band Snow Patrol.
Das Interview führte Marcel Anders
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:41 Uhr
Frage: Mr. Lightbody, wo liegt das Problem?

Gary Lightbody: Welches? Ich habe viele!

Das mit den Frauen. Auf „Fallen Empires“ dreht sich wieder alles um unerfüllte Liebe – ein Ansatz, mit dem Sie inzwischen sechs Alben füllen. Da scheint doch etwas schief zu laufen?

Lightbody: (lacht) Keine Ahnung, was es ist. Aber ich habe kein glückliches Händchen. Was Beziehungen betrifft, bin ich wie ein Elefant im Porzellanladen. Ein echtes Desaster. Ich schaffe es, dass selbst die verständnisvollste Frau nach ein paar Wochen sagt: „Es reicht, ich will dich nicht mehr sehen.“ Wahrscheinlich, weil ich nicht in der Lage bin zurückzustecken, sondern immer sage, was ich denke. Und das ist ein ziemlicher Fehler.

Und ein millionenschwerer Rockstar zu sein und zu den „10 sexiest Irishmen“ gewählt zu werden, hilft auch nicht?

Lightbody: Leider nein. Ich habe eher das Gefühl, das macht es noch schlimmer. Einfach, weil es für Erwartungen sorgt, die ich nicht erfüllen kann. Ich meine, ich bin nicht besonders sexy, und ich lebe auch nicht auf großem Fuß. Ich habe ein kleines Apartment in Belfast, eine Comic-Sammlung . . .

. . . und einen Pub in New York City, den Houndstooth.

Lightbody: Da bin ich nur Teilhaber. Also, er gehört nicht mir alleine. Und im Grunde ist es auch nur ein Ort, aus dem man mich nicht rausschmeißen kann. (lacht) Aber im Ernst: Er ist cool. Ich habe da schon ge-djt und ein paar Akustik-Sets gespielt. Außerdem ist es nett, eine Art Zuhause in New York zu haben.

Gibt es da auch den Snow-Patrol-Burger?

Lightbody: (lacht) Nur ein paar Cocktails mit alten Songtiteln, die ich aber nie trinken würde – ich bin schließlich ein Mann. Ich stehe auf Bier!

Genau wie auf Techno. Wie lange sind sie schon als DJ aktiv?

Lightbody: Fast zehn Jahre. Denn ich liebe Techno, House und Drum'n'Bass. Also sehr Rhythmus- und Beats-orientierte Musik, zu der man gut tanzen kann und sich nicht zu sehr den Kopf über die Texte zerbrechen muss. Bislang war das ein guter Ausgleich zu meinen eigenen Songs.

Aber auf dem neuen Album hält dieser Sound auch erstmals Einzug in die Welt von Snow Patrol. Warum hat das so lange gedauert?

Lightbody: Weil wir feige sind, und uns nicht getraut haben. Eben, weil wir dachten, dass wir damit unsere Fans verschrecken könnten, weil das einfach zu viel wäre. Aber diesmal war es so, dass wir an unsere Grenzen gestoßen sind. Dass wir das Gefühl hatten, alles gemacht zu haben, was sich mit Gitarre, Bass und Schlagzeug erreichen lässt. Und dass wir gar nicht umhin kommen, etwas Neues zu probieren. Worauf ich unglaublich stolz bin. Einfach, weil das ein Riesenschritt nach vorne ist. Und er uns – das ist zumindest meine Meinung – unglaublich gut tut. Er lässt das Ganze frisch klingen.

Ein zweites „Pop“ – Snow Patrols Version des '97er U2-Albums?

Lightbody: Ich hätte nichts dagegen, wenn es sich genauso verkaufen würde. Aber ich denke nicht, dass es so radikal ist. Es sind schließlich immer noch jede Menge Gitarren auf dem Album – und Stücke, die wie unsere alten Sachen klingen. Etwa 'This Isn't Everything You Are' oder 'New York', die richtig episch und groß sind, aber doch besser als je zuvor. Einfach, weil mir Michael Stipe in den Hintern getreten hat.

Wie bitte?

Lightbody: Als es darum ging Songs, für das Album zu schreiben, ist mir partout nichts eingefallen. Ich war wie ein Kind, das seine Hausaufgaben machen soll – aber stattdessen sein Zimmer aufräumt. Und ich habe Sachen gemacht, die ich sonst in einer Million Jahre nie tun würde. Zum Beispiel Geschirr spülen. Und das nur, weil ich Angst vor dem Schreiben hatte, und meine Zeit irgendwie anders ausfüllen wollte. Denn ich war komplett leer. Bis Michael vorbeischaute, sich anhörte, was ich hatte, und meinte: 'Du machst dir zu viele Gedanken. Schreib einfach drauflos – irgendwann kommt es von ganz alleine.' Was soll ich sagen? Er hatte Recht. Ein paar Tage später strömten die Ideen nur so aus mir hervor.

 
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