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Sinn-Suche: Frühling ist der Nachbar der Hoffnung
Robert Menschick
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:51 Uhr

Die Osternester sind gefunden und das Osterfrühstück ist aufgegessen. In dem einen oder anderen Kinderzimmer gibt es einen neuen Plüschhasen. Draußen ist es grün und frisch, viele Leute haben Urlaub. Ein wohliges Gefühl behaglicher Freiheit stellt sich ein. Es eröffnet sich ein kleines Fenster nicht verplanter Zeit.

Da könnte man doch in Gedanken – oder bei gutem Wetter tatsächlich – hinausspazieren und sich mit wachen Augen umsehen. Die Kastanien schieben ihre Blütendolden aus braunen, noch ein wenig winterstarren Zweigen, der Pfirsichbaum blüht schon. Auf dem Marktplatz gibt es einen mit unzähligen Eiern verzierten Osterbrunnen. In den Läden hängt auf vielen Kleiderbügeln die neue Frühjahrskollektion, vielfältig und farbenfroh.

Der Frühling ist ein Nachbar der Hoffnung: Die Welt kann neu werden, grün und frisch. Dinge können sich verändern. Das Bemühen um Verständigung kann sich lohnen. Zerstrittene Parteien finden wieder zu einander, Konflikte kommen zu einem Ende, in der Nachbarschaft und in der weiten Welt. Der Frühling mag sogar den Menschen in der Ukraine, die einen kalten und schwierigen Winter überstanden haben, neue Hoffnung geben, dass Friede einkehrt, dass der Hass ein Ende findet.

So ist der Frühling ein Fingerzeig auf das Osterfest, das wir gerade gefeiert haben. Die Kastanienblüten und die Ostereier, sogar die Osterhasen lenken unseren Blick auf Neuanfang und darauf, dass nicht alles so bleiben muss wie es war: ein Grab ist leer, ein Toter wird auferweckt. Kaum zu glauben. Mitten in unserer alten, müden Welt gibt es etwas ganz Neues.

Unsere Welt ist hart, ihre Gesetzmäßigkeiten geben sich unumstößlich: Die Toten sind tot, der Frühling geht über in Sommer und Herbst, was jung ist, wird alt und verwelkt, die Frühjahrskollektion wird in der nächsten Saison aus der Mode sein.

Mit Ostern gibt es einen Riss mitten durch diese Gesetzmäßigkeiten hindurch: ein Toter wird auferweckt, die Gewalt siegt nicht, Gottes Licht scheint zu uns herein. Eine große Hoffnung lebt auf. So groß, dass sie heute den Christen im Nahen Osten die Kraft gibt, Verfolgung zu ertragen. Dort und auf der ganzen Welt wie auch bei uns versammeln sich jeden Sonntag Millionen Menschen, um diese Hoffnung zu feiern.

Dem lohnt es sich nachzusinnen zwischen frühlingsgrünen Wiesen und dem sich leerenden Goldpapier der Schoko-Osterhasen und Marzipan-Eier.

Die Autorin Dr. Edda Weise ist Dekanin des evangelisch-lutherischen Dekanats Würzburg.

 
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