Der goldene Herbst mit seinen bunten Blättern ist allmählich vorbei, er ist einem nasskalten, diesigen Novemberwetter gewichen. Am Morgen hängt der Nebel bis tief in die Täler, in der Nacht sinkt das Thermometer unter den Gefrierpunkt. Höchste Zeit, die Winterreifen aufzuziehen und das Auto auf die kommenden kalten Monate vorzubereiten. Doch worauf ist alles zu achten, damit die Fahrt durch eiskalte Nächte und verschneite Landschaften nicht zur lebensgefährlichen Rutschpartie wird?
„Am wichtigsten ist, dass das Profil der Reifen tief genug ist“, sagt Marco Dobresko, der Filialleiter des Autohauses Reifen Müller in Würzburg. Der Gesetzgeber schreibt mindestens 1,6 Millimeter vor, „wir empfehlen aber eine Profiltiefe von mindestens 3,5 Millimetern“. Und Dobresko erklärt auch, warum: „Ein Winterreifen hat – anders als ein Sommerreifen – neben den normalen Profilrillen noch feine Lamellen. Die sorgen dafür, dass der Reifen gerade bei Schnee und Eis besser greift. Allerdings sind die Lamellen nicht so tief wie die normalen Profilrillen – sonst würde der Reifen zu schwammig werden. Ist das Profil also noch die vorgeschriebenen 1,6 Millimeter tief, kann es sein, dass die Lamellen schon komplett abgenutzt sind – und dann beginnt die Rutschpartie.“
Einen weiteren Punkt, den Autofahrer im Winter beachten sollten, ist das Alter der Reifen. „Als Hausnummer nennen wir da immer sechs Jahre“, sagt der Experte. „Ältere Reifen sind nicht mehr so gut, auch wenn es gesetzlich dafür keine Regelung gibt.“ Winterreifen bestehen aus Naturkautschuk, der im Laufe der Jahre immer trockener und härter wird. Kommen dann noch feine Haarrisse im Gummi dazu, ist das eine gefährliche Kombination: Denn dann haftet der Winterreifen sehr schlecht auf Nässe und Schnee – und der Bremsweg verlängert sich.
Das Alter eines Reifens erkennt man übrigens an der sogenannten DOT-Nummer auf der Seite des Reifens: In einem ovalen Rahmen stehen vier Ziffern, die ersten beiden verraten die Kalenderwoche der Produktion, die letzten beiden das Produktionsjahr. (Beispiel: DOT-Nummer 3813 bedeutet: Die Reifen wurden in der 38. Kalenderwoche 2013 produziert, das war die Woche vom 16. bis 22. September dieses Jahres.) „Grundsätzlich“, sagt Marco Dobresko weiter, „sollte immer ein Fachmann den Zustand der Reifen begutachten“. Faustregeln geben zwar Anhaltspunkte, sind aber nicht hundertprozentig zuverlässig. So kann der Reifen eines Garagenwagens manchmal länger gefahren werden als der eines Laternenparkers, also eines Autos, das nur im Freien steht.
Nicht am falschen Ende sparen
Rät der Experte dann zum neuen Winterreifen, sollte man – so sagt es Marco Dobresko – nicht allzu knausrig sein. Es muss nicht der High-End-Reifen sein, um sicher durch den Winter zu kommen – ein asiatisches Billigmodell sollte allerdings auch nicht aufgezogen werden. „Ich rate immer zu Markenreifen. In vielen Tests hatten die asiatischen Billig-Versionen einen zwei- bis dreimal so langen Bremsweg wie ihre Marken-Konkurrenz – und das ist alarmierend.“ Die Preise für Reifen variieren je nach Größe. Bei einem Reifen der häufig gebrauchten Größe 195/65/15 „macht man mit rund 60 Euro pro Reifen nichts verkehrt“. Als „einen Kompromiss, aber mehr auch nicht“ bezeichnet Dobresko Ganzjahresreifen. „Das sind weder Sommer- noch Winterreifen und die kommen eigentlich nur für Leute infrage, die ein zweites Auto mit Winterreifen haben oder das Auto mit Ganzjahresreifen zur Not bei schlechten Wetterverhältnissen stehen lassen können.“
Schlechte Wetterverhältnisse, das sind nicht erst wie oft vermutet Schneefall und Eis auf der Straße: „Schon ab Temperaturen unter sieben Grad sind Winterreifen absolut empfehlenswert, da schon dann der Sommerreifen nicht mehr so gut auf dem Asphalt greift und sich der Bremsweg verlängert.“ Genauso ist es umgekehrt auch nicht zu empfehlen, den Winterreifen den Sommer über auf dem Auto zu lassen – auch wenn da rechtlich selbst bei einem Unfall keine Probleme entstehen. „Im Sommer werden die ohnehin schon weichen Winterreifen durch die Hitze noch weicher. Es hat eben schon seinen Grund, warum es für unterschiedliches Wetter unterschiedliche Reifen gibt.“