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EXKLUSIV-GESPRÄCH
Sexuelle Übergriffe: Fecht-Legende Matthias Behr geht in die Offensive
Offene Worte zu den Vertuschungsvorwürfen: Matthias Behr, Leiter des Olympiastützpunktes Tauberbischofsheim (links), im Gespräch mit den Main-Post-Redakteuren Carolin Münzel und Manfred Schweidler.
Foto: Meike Rost | Offene Worte zu den Vertuschungsvorwürfen: Matthias Behr, Leiter des Olympiastützpunktes Tauberbischofsheim (links), im Gespräch mit den Main-Post-Redakteuren Carolin Münzel und Manfred Schweidler.
Manfred Schweidler
 und  Carolin Münzel
 |  aktualisiert: 16.12.2020 10:50 Uhr

„Ich fühle meinen guten Namen in den Dreck gezogen,“ sagt Matthias Behr, der letzte namhafte Vertreter aus der goldenen Zeit des Tauberbischofsheimer Fechtzentrums. Der Weltmeister und Olympiasieger im Florettfechten war völlig überrascht von Medienberichten, die behaupten: Behr habe sich an der Vertuschung von Vorwürfen sexueller Übergriffe eines Trainers gegenüber jungen Sportlerinnen in Tauberbischofsheim beteiligt.

"Echte" Aufklärung gefordert

Behr, Leiter des Olympiastützpunktes (OSP), ist entsetzt über die Anschuldigungen, die er im Exklusiv-Gespräch mit dieser Redaktion so nicht stehenlassen will. „Ich habe mit diesen Vorgängen nichts zu tun“, betont Behr, der selbst Vater dreier Töchter ist. „Jeder weiß, dass ich jede Form von sexualisierter Gewalt verabscheue und verurteile. Ich stehe für eine echte Aufklärung des Falles zur Verfügung, bei der es aber darum gehen muss, Fakten auf den Tisch zu legen, statt mit Dreck zu schmeißen.“ Dies gilt sowohl einer Taskforce externer Experten gegenüber, die in Tauberbischofsheim den Vorwürfen nachgehen will, als auch der Staatsanwaltschaft Mosbach, die gerade prüft, ob verfolgungswürdige Straftaten vorliegen.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte vorige Woche mit Schilderungen angeblich Betroffener berichtet, dass es in Tauberbischofsheim zwischen 2003 und 2016 zu mehreren Fällen von sexueller Belästigung durch den mittlerweile freigestellten Coach gekommen sein soll. Davon soll Behr laut „Spiegel“ seit 2009 gewusst, aber nichts dagegen unternommen haben.

Mehrere Sportlerinnen sollen dem damaligen Leiter des Fecht-Internats in einem handschriftlich verfassten Brief von den Vorwürfen gegen den Trainer berichtet haben. Er aber soll die Athletinnen unter Druck gesetzt haben, ihre Vorwürfe zurückzunehmen.

Der Fecht-Olympiasieger von 1976 legt Wert auf die Feststellung: Während seiner 40-jährigen Tätigkeit als Internatsleiter und OSP-Leiter „hat sich in diesem Zusammenhang niemals auch nur eine Schülerin mir wegen eines Fehlverhaltens des derzeit freigestellten Trainers anvertraut.“ Das gleiche gelte für die Eltern.

Kritik an den Medien

„Ich führe nie allein solche Gespräche mit den Mädchen“, sagt er zu Schilderungen, er habe Opfer bedrängt, ihre Vorwürfe gegen den Trainer zurückzunehmen. „Während all der Jahre war es üblich, dass sich Schülerinnen und auch Schüler mit persönlichen Problemen an meine drei Internats-Pädagoginnen wandten und um Rat oder Unterstützung baten – ob diese Probleme nun privater, familiärer, schulischer oder sportlicher Natur waren.“

Vor einigen Monaten sollen sich einige Betroffene dem Landessportverband (LSV), bei dem der beschuldigte Trainer angestellt gewesen war, anvertraut haben. Der LSV kündigte am 22. Dezember 2016 dem Trainer, der in dem „Spiegel“-Artikel als Sven T. nur abgekürzt wird, aus diesen Gründen fristlos. Mehrere Fechterinnen sollen im März dazu umfassende Aussagen gegenüber einer Stuttgarter Kanzlei gemacht haben, die für den LSV arbeitet.

Was Behr besonders stört und nun dazu bewegt, sich zu äußern: Alle anderen Beteiligten (ob angebliche Opfer oder Verdächtiger) werden nur mit geänderten oder abgekürzten Namen genannt. „Die Unschuldsvermutung scheint für alle zu gelten, außer für mich. Ich werde als einziger mit vollem Namen genannt, obwohl ich mir im Zusammenhang mit einem ominösen Zettel voller unwahrer Beschuldigungen nichts vorzuwerfen habe“, sagt der prominente Repräsentant des Fechtsports.

Warum die Vorwürfe gegen Behr, die bis 2009 zurückreichen, jetzt hochkochen? Der Stützpunktleiter ist nach eigenen Nachforschungen überzeugt: „Das Ganze ist eine Intrige mehrerer Personen. Ich bin mir aber absolut sicher, dass alles aufgeklärt wird. Dann wünsche ich mir nur, dass die entsprechenden Damen und Herren wegen dieser Rufschädigung zur Rechenschaft gezogen werden.“

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