Video: Würzburg im Mai 1945
Dass sich wenige Wochen nach der verheerenden Bombardierung Würzburgs zaghaft neues Leben in den Ruinen regte, ist bekannt. Niemals zuvor aber war zu sehen, wie Menschen scheinbar selbstverständlich durch die traurigen Reste der Stadt gehen oder radeln, die einmal eine der schönsten in Deutschland gewesen war.
Heinrich Weppert von der Würzburger Geschichtswerkstatt, einem Kreis von Hobbyhistorikern, brauchte fünf Stunden, um durch den Vergleich mit alten Fotos die im Film gezeigten Gebäude und Straßen zu ermitteln. Denn: Der amerikanische Kameramann sparte die bekannten und leicht identifizierbaren Ruinen aus. Weder die ausgebrannte Residenz noch der Dom oder die im Mittelteil gesprengte Alte Mainbrücke sind zu sehen.
Die Schweinfurt-Sequenz dokumentiert, dass Kriegsgefangene, bewacht von einem GI, bereits kurz nach Kriegsende anpackten mussten. Hier hat die Filmkamera vor allem zerstörte Fabrikgebäude der kriegswichtigen Kugellager-Industrie eingefangen.
In Stefan Meinings TV-Dokumentation kommt als Zeitzeuge Wilhelm Böhm (78), der ehemalige Vorsitzende des Historischen Vereins Schweinfurt, ausführlich zu Wort. Er erläutert, was es bedeutete, als Jugendlicher im Dritten Reich zu leben.
Im Mittelpunkt des TV-Films steht der Aufstieg des Nationalsozialismus in Franken seit 1920 und die Etablierung der NS-Macht ab 1933. Nach dem missglückten Hitler-Putsch vom November 1923 kam Franken eine Schlüsselrolle zu: Während sie im protestantisch geprägten Mittel- und Oberfranken überdurchschnittlich gute Wahlergebnisse verzeichnete, blieben die Erfolge im überwiegend katholischen Unterfranken allerdings lange Zeit eher bescheiden.
Im Anschluss strahlt das Bayerische Fernsehen um 23.30 Uhr nochmals die Dokumentation „Jahre des Überlebens – Die Amerikaner in Franken“ aus. Der Film aus dem Jahr 2004 schildert die Besatzungszeit, die mit der Einnahme von Aschaffenburg im März 1945 begann. Die zunächst als Feinde betrachteten Amerikaner entwickelten sich rasch zu Freunden und Verbündeten, deren Lebensart bewundert und nachgeahmt wurde.