Nichts fesselt den TV-Zuschauer in den 80er Jahren mehr als die großen Seifenopern des Jahrzehnts. Woche für Woche fiebern Millionen Zuschauer vom Wohnzimmersessel aus mit, wie sich die steinreiche Familie Ewing aus Dallas mit ihrem Intrigenspiel das Leben schwermacht und wer wen als Nächsten küsst. Wer schoss auf J. R? Das ist zu Beginn des Jahrzehnts eine der meistgestellten Fragen, als sich die dritte Staffel mit dem Attentat auf das ölige Ekel mit der fiesen Lache in die Sommerpause verabschiedete. Die erste Folge der vierten Staffel entwickelt sich nicht nur in den USA zum Straßenfeger – auch in deutschen Haushalten wird eingeschaltet. Unvergessen auch die Folge, als der totgeglaubte Bobby Ewing plötzlich wieder unter der Dusche auftaucht.
Gesprächsstoff für Stammtische, Kaffeekränzchen und Klatschspalten in den Zeitungen sowie jede Menge großer Gefühle liefert aber auch eine andere Multimillionärs-Familie aus den USA: die Carringtons samt „Denver-Clan“. Die komplizierten Familienverhältnisse rund um Blake, Crystal und die Kinder, die der Ölmagnat mit seiner Ex, dem Biest Alexis Colby hat, elektrisieren in den 80ern die Massen. Liebe, Gier, Hass, Enttäuschung – die Abgründe menschlichen Seins werden in den Charakteren ausgelotet, die in wunderschönen Körpern stecken und anscheinend sämtliche menschlichen Probleme haben – außer Geldsorgen. Eine Parallelwelt, in die sich der TV-Zuschauer der 80er gerne flüchtet.
Solche Welten werden auch bei deutschen Fernsehmachern ersonnen, allerdings auf schmalerer Flamme gekocht. Trotzdem fiebert der Zuschauer mit Prof. Brinkmann und der „Schwarzwaldklinik“, die zwischen 1984 und 1988 produziert wird, und verfolgt seit 1985, was die Bewohner der „Lindenstraße“ umtreibt. Marie-Luise Marjan alias Helga Beimer wird zur „Mutter der Nation“. Weniger Intrigen, dafür mehr Herzschmerz gibt's bei den Drombuschs, den Wicherts von nebenan oder in der „Praxis Bülowbogen“.
Ein Millionenpublikum erreichen aber auch Shows, wie das 1981 erstmals ausgestrahlte „Wetten dass . .?“ mit Frank Elstner, ab 1987 mit Thomas Gottschalk. Rudi Carell unterhält seit 1984 mit seiner „Verflixten 7“ und ab 1988 mit „Lass dich überraschen“. Hans Joachim Kulenkampff reaktiviert „Einer wird gewinnen“ und moderiert bis 1987, an Wim Thoelkes „Großen Preis“ und Hans Rosenthals „Dalli Dalli“ kommt man ebenfalls kaum vorbei. Dieter-Thomas Heck gibt das Mikrofon für die Moderation der ZDF-Hitparade 1985 an Viktor Worms ab. Ein anderes Konzept, nämlich die neuesten Videoclips nationaler und internationaler Künstler zu zeigen, bringt Peter Illmann ab 1983 in der ARD mit „Formel Eins“. Von einem Schimpansen moderiert (und von Otto Waalkes synchronisiert) wird eine ähnliche Sendung im ZDF – „Ronny’s Pop Show“.
In Zeiten, als es noch keine eigenen Kinder- und Jugendkanäle gibt, ist „Spaß am Dienstag“ mit Trickfilmen und der Computeranimation Zini als Co-Moderator für die Kids eines der wenigen Angebote für Kinder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen neben dem Ferienprogramm, das aber eben nur in den Großen Ferien gezeigt wird. Zwischen 1982 und 1989 lockt die Fernsehserie „Meister Eder und sein Pumuckl“ mit Gustl Bayrhammer und den ulkigen Geschichten rund um den rothaarigen Kobold auch die älteren Zuschauer vor die Glotze. Lernen können sogar die Großen noch etwas von Peter Lustig im „Löwenzahn“, der seit 1981 gezeigt wird.
Der Freitagabendkrimi erhält mit „Ein Fall für Zwei“ mit Günther Strack und Claus-Theo Gärtner ab 1981 Zuwachs. Auch am Vorabend werden Kriminalfälle gelöst, beispielsweise von „Fahnder“ Klaus Wennemann (ab 1983) oder von Klaus Löwitsch alias „Peter Strohm“ (ab 1989).
Aus den USA schwappt eine Welle Coolness herüber. Privatdetektiv Thomas Magnum trägt 1980 zwar Schnauzer, Baseball-Kappe und Hawaii-Hemd, fährt aber immerhin einen roten Ferrari. In edlen Designer-Anzügen und blitzblanken Boliden rauscht dagegen Don Johnson von 1984 bis 1989 in „Miami Vice“ durch die Straßen der Florida-Metropole und bringt perfekt gestylt schwere Jungs hinter Gitter.
Hemdsärmeliger, aber mindestens ebenso durchschlagskräftig ist Lee Majors zwischen 1981 und 1986 als Stuntman in „Ein Colt für alle Fälle“. Das trifft auch auf das „Trio mit vier Fäusten“ zu, das sich 1983 bis 1986 eines Roboters als Helfer beim Lösen von Kriminalfällen bedient, während Richard Dean Anderson alias Mac Gyver seine Fantasie und Geschicklichkeit walten lässt, mancher misslichen Lage zu entkommen. Schlagkräftig zu geht es zwischen 1983 und 1987 bei der Söldner-Truppe „A-Team“. In schwarzem Leder zeigt sich David Hasselhoff mit seinem ebenfalls schwarzen und vor allem sprechenden DeLorean „K.I.T.T.“ zwischen 1982 und 1986 in „Knight Rider“, wenn er auf Verbrecherjagd geht.







