Unter der Überschrift „Paulus würde heute wahrscheinlich bloggen“ schaffte es das Thema sogar in das religiös neutrale „PC-Magazin“. Worum es in dem Artikel ging? Um die Seelsorge via Internet.
„In 'virtuellen Pfarrhäusern' des 21. Jahrhunderts machen Menschen, die sonst keine Gottesdienste mehr besuchen, gute Erfahrungen mit Kirche.“ Das sagt Uwe Holschuh, Geschäftsführer der „Arbeitsgemeinschaft Christliche Onlineberatung“ (ACO). Das Bistum Würzburg, wo Holschuh als Diözesanbeauftragter für Internetseelsorge fungiert, stellt die Arbeit der ACO finanziell sicher.
Computer und Internet haben unser Leben verändert – zum Guten und zum Schlechten. Es hilft Kontakt zu halten zu Freunden, die am anderen Ende der Welt leben. Zugleich beschert es nicht selten Einsamkeit. Holschuh erinnert sich an einen Jugendlichen, der in einer Mail erzählte, dass er keinen habe, mit dem er „live“ reden könne: „Er litt unter seiner Vereinsamung. Das Verhältnis zu den Eltern war zerrüttet. Freunde, denen er sich anvertrauen konnte, gab es nicht.“
Hier stoße auch die Internetseelsorge an Grenzen. Oft haben es die 60 haupt- und ehrenamtlichen Berater aus Bayern, dem Erzbistum Freiburg sowie der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit einer komplizierten Mischung von Problemen zu tun. Schwierigkeiten in der Beziehung, mit der Gesundheit, Geldsorgen.
Die Nachfrage nach Online-Seelsorge steigt ständig. 2009 wurden 700 Klienten betreut, 2010 über 870, im vergangenen Jahr wurde erstmals die Marke von 1000 Klienten übertroffen. Etwa 36 Prozent der Ratsuchenden waren 2011 evangelisch, 31 Prozent katholisch, der Rest hatte keine oder eine andere Konfession.
Den Klienten sollte, so der Wunsch der ACO, nach der Onlineberatung die Möglichkeit offenstehen, professionelle Hilfe vor Ort zu holen. Etwa jedem zweiten Klienten werde das geraten, so Holschuh. Die meisten Menschen werden an eine Beratungsstelle in ihrer Nähe verwiesen. Einige allerdings auch an eine Klinik.
Fortgebildet werden die Berater zudem zu Themen, die aktuell von Relevanz sind. So sei in jüngster Zeit aufgefallen, dass die Zahl der depressiven Jugendlichen anstieg. Depressionen und Sinnkrisen hätten die bisherige Hauptproblematik „Angst“ bei Teenagern abgelöst. Im Bistum Würzburg habe außerdem selbstverletzendes Verhalten zugenommen. Aus der jüngsten Statistik der ACO lässt sich zudem vorsichtig folgern, dass Krisen saisonabhängig sind. So wurden im Dezember 2011 die mit Abstand meisten Antworten des vergangenen Jahres verfasst.
Mehr Infos unter: www.seelsorge.bistum-wuerzburg.de