Und dann wäre da noch etwas. Etwas, das vor allem die Kinderherzen höher schlagen lässt: Im Lohrer Schloss stand die Wiege von Schneewittchen. Das zumindest hat der Lohrer Apotheker Karlheinz Bartels, der sich nebenbei als Fabulologe einen Ruf gemacht hat, herausgefunden. Seinen Recherchen zufolge wurde Schneewittchen am 19. Juni 1729 im Lohrer Schloss als Maria Sophia Margaretha Catharina Freifräulein von Erthal geboren.
Als der bösen Stiefmutter, Claudia Elisabeth von Erthal, geborene von Reichenstein, das Mädel zu schön wurde, verdonnerte sie den Förster dazu, sich als Killer zu betätigen. Er sollte das Freifräulein in den Wald bringen und töten. Doch der Mann brachte es nicht übers Herz. So ließ er Schneewittchen einfach im Wald zurück.
Es lief vorbei an den Glashütten im Reichengrund, vorbei an Partenstein und Frammersbach. Nachdem es sieben Berge hinter sich gelassen hatte, kam es bei den Zwergen im Biebergrund an. Das waren von schwerer Arbeit gebeugte Bergleute, die nach Kupfer und Silber schürften.
Die eitle Stiefmutter, die einen Spiegel mit der Inschrift „Sie ist so schön wie das Licht“ besaß, fand schließlich doch heraus, wo sich Schneewittchen aufhielt. Folglich startete sie einen erneuten Versuch, die Konkurrentin in Sachen Schönheit ins Jenseits zu befördern.
Sie sorgte dafür, dass Schneewittchen in einen mit Tollkirschsaft präparierten Apfel biss. Daraufhin fiel das Mädel in einen todesähnlichen Schlaf. Als die Bergleute den Glassarg, in den sie ihre Freundin gebettet hatten, durch den Wald trugen, kam es zu Erschütterungen. Diese bewirkten, dass Schneewittchen das halbverschluckte Apfelstückchen ausspuckte und das Gift aufhörte zu wirken. Nach dem Tode der Stiefmutter ließ sich das unsterbliche Schneewittchen übrigens wieder öfters in Lohr sehen.
Es gibt Menschen, die glauben, dass diese Geschichte nur ein Märchen ist. Ihnen sei ans Herz gelegt, Lohr einfach einmal einen Besuch abzustatten. Mit ein bisschen Glück können sie dann Schneewittchen durch die Straßen und Gassen des Städtchens ziehen sehen. Manch einer behauptet sogar, er habe in Lohr schon mehrere Schneewittchen auf einmal gesehen – ohne zuvor zu tief ins Glas geschaut zu haben. . .
Geschichte
Der Grundstein für das Lohrer Schloss wurde um 1340 gelegt, vermutlich von Graf Gerhard V. von Rieneck. Zunächst handelte es sich wohl nur um einen Wohnturm nach flämischem Vorbild. Dieses Gebäude wurde im Lauf der Zeit jedoch Schritt für Schritt durch Anbauten erweitert. Urkundlich erstmals erwähnt wurde das Lohrer Schloss 1389. Im Jahr 1559, nach dem Tod des letzten Rienecker Grafen (Philipp III.), fiel es an die Kurmainzer. In der Folgezeit wurde das Gebäude mehrfach umgebaut. 1814 wurde das Schloss vom Königreich Bayern übernommen und als Amtssitz genutzt. Unter anderem befand sich dort bis zur Gebietsreform 1972 das Landratsamt Lohr. 1913 wurde das Gebäude saniert. 1936 wurde im Rittersaal des Schlosses das Heimat- und Spessartmuseum Lohr eingerichtet. Dieses wurde 1942 geschlossen und 1949 wieder eröffnet. Heute nennt sich das Museum Spessartmuseum und widmet sich dem Thema „Mensch und Wald“.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Samstag 10 – 16 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 – 17 Uhr.
Eintritt 2,5 Euro, Gruppen ab 10 Personen 1,5 Euro pro Person.
Kontakt
Weitere Infos gibt's unter Tel. (0 93 52) 20 61 oder im Internet unter www.spessartmuseum.de
Anfahrt
Das Lohrer Schloss steht im Herzen der Lohrer Innenstadt am Schlossplatz, ganz in der Nähe des Kreiskrankenhauses und des neuen Rathauses. Lohr erreicht man von Würzburg aus über die Staatsstraße über Karlstadt oder mit der Bahn. Allerdings liegt der Bahnhof rund einen Kilometer von der Innenstadt entfernt.