Zwanzig Zentimeter Schnee auf dem Kreuzberg in der Rhön – das kennt und schätzt der fränkische Winterfreund. Aber fast zwanzig Zentimeter Schnee auf der Festung Marienberg in Würzburg? Und das Ende Februar? Das überraschende Winterfinale ließ Skifahrer jubeln, Pendler fluchen und Schneeschieber im Dauereinsatz fahren.
Während in der Rhön bereits am Wochenende beste Skibedingungen herrschten, kamen die weißen Massen im südlichen Mainfranken über Nacht. Zwölf Zentimeter Neuschnee fielen von Sonntag auf Montag laut Messungen des Deutschen Wetterdienstes in Würzburg. Derart viel Schnee zu einem so späten Zeitpunkt gab es zuletzt vor acht Jahren. „Anfang Februar hatten wir schon häufiger solche Schneemengen im Raum Würzburg. Aber jetzt haben wir fast März“, sagt Tilo Schott vom Deutschen Wetterdienst.
Mit dem Neuschnee gerechnet hatten die Mainfranken wohl nicht, auf den Straßen herrschte am Montag vielerorts Chaos. Teilweise kam selbst auf Hauptverkehrsstrecken wie der Bundesstraße 290 zwischen Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim der Verkehr zum Stillstand. Insgesamt registrierte die Polizei 120 Unfälle in der Region, allein in der Stadt Würzburg gab es im morgendlichen Berufsverkehr 18 Auffahrunfälle. In den meisten Fällen entstand auf den schneeglatten Straßen zum Glück nur Sachschaden, sagt Karl-Heinz Schmitt, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Würzburg. So geriet beispielsweise ein Lastwagen in Gössenheim (Lkr. Main-Spessart) ins Rutschen und rammte zwei Häuser, bevor er an einem Bushäuschen zum Stillstand kam. Nicht alle Unfälle gingen aber glimpflich aus. Insgesamt wurden in der Region neun Menschen verletzt. Auf der A7 bei Unterickelsheim (Lkr. Kitzingen) starb ein Lastwagenfahrer, nachdem er mit seinem Sattelzug auf der glatten Fahrbahn ins Schleudern geraten war.
„Wichtig ist, dass der Winterdienst gut räumt“, sagt Schmitt. Keine leichte Aufgabe. So sind die Straßen im nördlichen Unterfranken bereits seit Freitag teilweise dick verschneit. Rund um Schweinfurt fahren die 20 Fahrzeuge der Schneebekämpfer nahezu im Dauereinsatz, sagt Peter Herbig, Leiter der staatlichen Straßenmeisterei Schweinfurt. Allerdings: Schulfrei brachte das Schneechaos laut Johannes Hardenacke, Sprecher der Regierung von Unterfranken, nicht. „Es gab aber vereinzelt Schulbuslinien, die nicht fahren konnten,“ sagt Hardenacke. So erreichten die Busse beispielsweise im Landkreis Miltenberg einige höher gelegene Ort nicht. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel hatten mit dem Schnee zu kämpfen: In erster Linie war der Busverkehr betroffen, sagt Kristina Kessler, Sprecherin der Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe (WVV). Vor allem zwischen 6 und 8 Uhr morgens habe es deutliche Verzögerungen im kompletten Liniennetz gegeben. „Das Schneechaos war eines der größten in diesem Winter“, sagt Kessler.
Für die Liftbetreiber in der Rhön hingegen kommt das weiße Winterfinale gerade recht: „Tage wie der Sonntag sind leider rar gewesen bisher“, sagt Gustav Schrenk von den Arnsbergliften. Ohne Schnee fiel das Weihnachtsgeschäft fast völlig aus, und auch im Januar und Februar blieb der Ansturm auf die Pisten mäßig. Aber, „die Hoffnung stirbt zuletzt“, so Thomas Fuß von den Kreuzbergliften. Rund 25 Zentimeter wurden am Montagmorgen auf dem Heiligen Berg der Franken und am Arnsberg gemessen. Das Bischofsheimer Schneetelefon verkündete folglich zu Wochenbeginn beste Ski- und Langlaufbedingungen – das hätten sich die Wintersportler früher gewünscht. Denn ob das Winterwunderland bleibt, ist fraglich.
Bis zum Dienstagmittag soll der Schneefall nachlassen, ab Mittwoch erwarten die Meteorologen steigende Temperaturen. „Die Schneedecke wird in den nächsten Tagen Schritt für Schritt abgebaut“, sagt Udo Klaus vom Deutschen Wetterdienst in Würzburg. Beim Hochwassernachrichtendienst sieht man dem gelassen entgegen. „Wir rechnen nicht mit Hochwasser“, sagt Leiter Thies Rixen in Aschaffenburg. Bisher gebe es keine Warnungen für die Region.
Passend zum meteorologischen Frühlingsanfang soll es dann ab 1. März mit Schnee und Kälte vorbei sein. Nach einem trüben Winter mit extrem wenigen Sonnenstunden winken endlich Temperaturen um die sieben Grad. Winter, ade. Mitarbeit Henrike Fischer





