zurück
MAINBERG
Schloss Mainberg: Vorburg ist „unrettbar verloren“
Von unserem Redaktionsmitglied Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:24 Uhr

„Die Vorburg ist schon jetzt nicht mehr zu retten.“ Dieser Satz am Dienstag im Grußwort von Landrat Harald Leitherer auf Schloss Mainberg ging fast ein wenig unter. Denn Leitherer hatte vor allem seinem Ärger darüber Luft gemacht, dass bei der Vorstellung des Buchs „Fürsten & Industrielle – Schloss Mainberg in acht Jahrhunderten“ wesentliche Brandschutzauflagen nicht erfüllt seien. Er schloss sein Grußwort aber mit einem Appell zur Erhaltung des Schlosses.

Während im Zusammenhang mit dem Hauptschloss derzeit vor allem das Thema Brandschutz bei Veranstaltungen für Diskussion sorgt (wir berichteten), treten seit einiger Zeit massive statische Probleme an der Vorburg auf, jenem Gebäuderiegel also, der der Kernburg in Form eines rechten Winkels nach Süden und Westen vorgelagert ist. Ursache: Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Luftschutzstollen in den Schlossberg getrieben, der das Gelände erheblich destabilisierte. Nun geben die Gebäude darüber nach. Ein Bau ist deshalb schon gleich nach dem Krieg verschwunden: Wie Daniel Burger in oben erwähntem Buch berichtet, hatte die Familie Sachs um 1920 im Vorfeld der Burg ein großes Fachwerkhaus für den Chauffeur errichtet, das abgerissen werden musste.

„Niemand weiß, wo genau, wie lang und wie verfüllt diese Gänge sind“, sagt Landrat Harald Leitherer. Ihre Auswirkungen auf die Gebäude darüber seien allerdings unübersehbar. „Da gibt es mittlerweile solche Risse, da könnten Sie durchfallen“, sagt Leitherer, und breitet die Arme aus. Bei einer Ortsbegehung hätten die Teilnehmer die Räume aus Sicherheitsgründen nur einzeln betreten dürfen.

Die Vorburg ruht auf einer alten Ringmauer und besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: einem langen, niedrigen Fachwerkbau, der laut Burger 1706 bis 1708 entstand, und weiteren Anbauten, die Wilhelm Sattler 1827 und 1844 vor allem für Wohnzwecke errichten ließ. Die Räume des Kernschlosses nutzte er für seine Tapetenfabrik, im Rittersaal arbeiteten damals 100 Menschen, berichtet der Historiker Thomas Horling, Autor und Mitherausgeber des Buchs.

Allein um herauszufinden, wie der Untergrund unter der Vorburg aussieht, bräuchte es ein Gutachten, das leicht einen sechsstelligen Betrag kosten könnte. Aber egal, wie dieses Gutachten ausfällt, die Gebäude seien schon jetzt unrettbar verloren, sagt Leitherer. Das sähen auch die Experten von Landesamt für Denkmalpflege so.

„Wir brauchen öffentliche Unterstützung. Sonst könnte es in absehbarer Zeit Schloss Mainberg nicht mehr geben.“

Landrat Harald Leitherer

„Die Burg insgesamt ist in keinem guten Zustand“, sagt der Landrat, „da zeigen sich bereits kleinere Risse. Es ist eine Frage der Zeit, bis die Hauptburg gefährdet ist. Ich suche deshalb Mittel und Wege, wie wir das Schloss erhalten können.“ Innenstaatssekretär Gerhard Eck habe seine Unterstützung bereits zugesagt. „Da muss es eine politische Lösung geben, der Staat muss sich da nachhaltig engagieren.“ Denn noch ist völlig unklar, wie jegliche Rettungsmaßnahmen finanziert werden könnten – das Gutachten geschweige denn eine etwaige Verpressung des Bodens, die dann ungleich mehr kosten würde. Karl-Heinz Hennig etwa spricht im Buch in seinem Kapitel „Das Schloss nach 1962“ von einem zu erwartenden „Millionenaufwand“.

Für die Erkundung des Untergrunds seien keine Zuschüsse vom Landesamt für Denkmalpflege zu erwarten, da der Boden nicht zum eigentlichen Denkmal gehöre, so Harald Leitherer. Der Landrat hofft deshalb auf eine „Ausnahmeentscheidung“ des Freistaats. Der einzigartige historische Wert des Schlosses sei ja unumstritten. Eine Wunschlösung könnte sein, dass der Staat die Absicherung des Grundes übernehme und dass dann ein Eigentümer das Schloss erhalten und einer neuen Nutzung zuführen könne.

Eine vage Hoffnung auf Gelder des Bundes habe sich leider zerschlagen: Hätte die NS-Regierung den Bau des Stollens angeordnet, könnte man heute den Bund als Rechtsnachfolger zur Kasse bitten. Doch das war damals leider nicht der Fall, sagt Harald Leitherer. „Wir brauchen aber auf jeden Fall öffentliche Unterstützung. Sonst könnte es in absehbarer Zeit Schloss Mainberg nicht mehr geben.“

Das Sattlersche Wohnhaus von 1844: Es ist Bestandteil der Vorburg von Schloss Mainberg und steht auf höchst instabilem Grund.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Das Sattlersche Wohnhaus von 1844: Es ist Bestandteil der Vorburg von Schloss Mainberg und steht auf höchst instabilem Grund.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Sanierung Schloss Mainberg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen