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NIEDERWERRN
„Schaut auf die, die nicht im Glanz stehen“
Ein Herz für die AWO: (von links) Bezirksvorsitzender Stefan Wolfshörndl, MdL Kathi Petersen, Ortsvereinsvorsitzende Renate Keller, Landrat Florian Töpper, Vizevorsitzende Christa Zink, Altbürgermeister Peter Seifert, Horst Rödemer, Ehrenmitglied der Freien Wähler, SPD-Vorsitzender Wolf-Dietrich Lang, Bürgermeisterin Bettina Bärmann, Waldemar Leibold, Kreisvorsitzende Gaby Sander und Landesvorsitzender Thomas Beyer.
Foto: Eichler | Ein Herz für die AWO: (von links) Bezirksvorsitzender Stefan Wolfshörndl, MdL Kathi Petersen, Ortsvereinsvorsitzende Renate Keller, Landrat Florian Töpper, Vizevorsitzende Christa Zink, Altbürgermeister Peter ...
Von unserem Mitarbeiter Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:36 Uhr

Sie ist klein, aber oho, die AWO: Der Niederwerrner Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt feierte im Gemeindezentrum seinen 50. Geburtstag mit Musik von Karsten Urban. Ortsvorsitzende Renate Keller begrüßte dazu 180 Gäste, darunter zahlreiche Verbands- und Politprominenz, und Landrat Florian Töpper als Schirmherrn. Die AWO leiste hier viel für die Solidarität und Lebensqualität, nicht nur mit eigenem Seniorenheim und Betreutem Wohnen, sondern auch dank aktiver Basis, lobte der Sozialdemokrat.

Bürgermeisterin Bettina Bärmann würdigte die AWO, die seit 50 Jahren für ein „Plus an Menschlichkeit“ sorge. Künftig werde das Thema Asyl in den Vordergrund rücken. Demonstrativ beantragte die Rathauschefin an diesem Ehrentag die Mitgliedschaft.

Dass die unterfränkische Arbeiterwohlfahrt eine Marke nicht nur mit gutem Ruf, sondern auch 110 Millionen Euro Umsatz ist, darauf wies Bezirksvorsitzender Stefan Wolfshörndl hin. Im Bezirk habe man 2200 stationäre oder ambulante Mitarbeiter in 60 Einrichtungen. Betreut werden nicht nur Senioren, sondern in zunehmendem Maße auch psychisch Erkrankte.

„Ihr habt geholfen, ohne zu fragen, und ihr habt vieles bewegt, zum Wohle der Menschen“, sagte Gaby Sander mit Blick auf die Wern: Die Kreisvorsitzende rief die Namen zahlreicher Helfer in Erinnerung, darunter die 2012 verstorbene Waltraud Schipper.

Landesvorsitzender Thomas Beyer schlug dann als Festredner den ganz großen Bogen: 1919 wurde die Organisation durch die Frauenrechtlerin Marie Juchacz gegründet – als „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt“, nach dem Ersten Weltkrieg zunächst Teil der SPD. Juchacz war die erste Abgeordnete, die im Reichstag eine Rede hielt. Vor allem die Kinder hätten unter den Kriegsfolgen gelitten, so Beyer. Es wurden Lebensmittel verteilt, Suppenküchen und Nähstuben eingerichtet. Prompt kam das Verbot in der NS-Diktatur, nach dem Zweiten Weltkrieg fing die AWO buchstäblich wieder bei null an.

„Schaut auf die, die nicht im Glanz stehen“, warnte Beyer davor, den reichen Freistaat, wie Seehofer, gleich als Vorstufe zum Paradies zu sehen. Über 15 Prozent der Bevölkerung seien armutsgefährdet, bei Alleinerziehenden liege der Anteil sogar bei 41 Prozent, die bayerische Rente sei vergleichsweise niedrig. Und: „Über 120 000 Kinder leben in Hartz IV.“ Auch im Bereich Asyl werde vom Staat nicht genug getan, zuviel aufs Ehrenamt abgeschoben.

Es folgte ein langes Defilee der Grußredner aus den Vereinen. Die Vizevorsitzende Christa Zink blickte dann in Reimform auf die gemeinsamen Vereinsaktivitäten zurück.

Die AWO in Niederwerrn, auch sie ist ein Kind des Nachkriegselends: „Der Mensch braucht den Menschen“, nannte sich ein erster Stützpunkt unter Leitung von Richard Eller, unterstützt durch den Kreisverband. Dessen Vorsitzender Hans Sauer und die Bezirksvorsitzende Gretel Baumbach, die mit der Straße am Hainig verewigt ist, leitete dann die Gründung eines eigenen Ortsvereins am 5. April 1965 in die Wege.

Erster Vorsitzender war Max Hiltner, gefolgt von Helene Beck (ab 1967) und von Otto Treu (von 1973 bis zur Jahrtausendwende). Öffentliche Weihnachtsfeiern für Senioren, Alleinstehende, Bedürftige, in Zusammenarbeit mit dem DVN, Ausflugsfahrten, der Schwebheimer Fasching, die Seniorenerholung in Elmau und Spendenaktionen für Kindergarten, Seniorenzentrum oder die Mali-Hilfe stehen seitdem auf dem Programm.

Für sein soziales Engagement erhielt Treu im Jahr 1984 das Bundesverdienstkreuz, ebenso wie 1989 das Ehrenmitglied Ermin Luther. Seit 2000 steht Renate Keller an der Spitze des Vereins, der 77 Mitglieder zählt. Zum harten Kern gehören die sieben Sammler, die zweimal jährlich Spenden sammeln. „Möge uns die Kraft nicht verlassen, uns für die Ärmsten der Armen einzusetzen“, heißt es in der Festschrift – dazu bräuchte man aber wieder mehr junge Mitglieder.

Ab 19. Mai und dann jeden dritten Dienstag im Monat startet die AWO Niederwerrn nun einen Spielenachmittag im Seniorenheim.

 
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