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SCHONUNGEN
Sattler-Altlast: Zwei Drittel der Gift-Erde sind raus
Sattler-Altlast: Zwei Drittel der 135 000 Tonnen kontaminiertes Material sind bereits deponiert. Bis Sommer 2015 soll die Sanierung abgeschlossen, bis Weihnachten 2015 das Areal städtebaulich gestaltet sein.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:02 Uhr

Weihnachten 2015 wird in Schonungen ein besonderes Fest. Das Thema Altlastenbeseitigung wird dann – ziemlich genau 15 Jahre nach dem Sanierungsbeginn – beendet und der Steinach-Bereich städtebaulich so weit umgestaltet sein, dass statt mächtiger Bohrtürme, Laster mit kontaminiertem Erdreich und maskierten Bauarbeitern eine Erholungsanlage entlang des freigelegten Baches das Bild prägen wird.

In dem massivst belasteten zweiten Bauabschnitt, einem 5600 Quadratmeter großen Gelände zwischen Steinach und Werlingstraße, ist ein Teil des Areals seit wenigen Tagen von Altlasten befreit. „Die Altlastensanierer haben an die Städtebauer weitergegeben“, sagte Gesamtprojektleiter Volker Leiterer bei einem weiteren „Presseforum Altlasten“ am Mittwochabend. Medien werden bei diesen Foren über Baustand und weiteren Sanierungsverlauf informiert. Mehrere Pressevertreter nutzten das Angebot von Leiterer (Leiter Umweltamt im Landratsamt) und Thomas Benz, ebenfalls Landratsamt und beim Altlastenprojekt für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Rückblick: Besagtes Hauptschadensfeld in diesem zweiten Bauabschnitt hat man in sieben Baufelder eingeteilt, die wegen der Vielschichtigkeit der notwendigen Arbeiten und wegen des Zeitdrucks parallel saniert werden. Zeitdruck deshalb, weil die Gemeinde Schonungen „ihren“ vier Millionen Euro teuren städtebaulichen Teil bis Ende 2015 abgerechnet haben muss.

Das Sanieren ist Aufgabe der Baufirma Bauer aus Schrobenhausen. Den Zuschlag für den städtebaulichen Part erhielt die Schweinfurter Firma Glöckle. Sie kann nun wegen der in einem Baufeld beendeten Sanierung im Hauptschadensgebiet arbeiten.

In diesem so genannten Weißbereich müssen die Glöckle-Mitarbeiter keine Schutzmasken und Schutzanzüge tragen. Sie bauen dort derzeit eine kleine Brücke über die Steinach als Teil des neuen Rad- und Fußwegs durch die künftige Erholungsanlage.

Im abgetrennten „Schwarzbereich“ nebenan arbeiten die Bauer-Beschäftigten nach wie vor in Schutzkleidung parallel weiter. Wie berichtet, wird die Altlast dort nicht wie ursprünglich geplant ausgebaggert und entsorgt. Die zu großen Mengen an zufließendem Grundwasser machten das unmöglich. Es wird deshalb jetzt Quadratmeter um Quadratmeter bis zu einer Tiefe von elf Metern ausgebohrt, das belastete Erdreich auf Lkw geladen. Die bringen es nach Bergrheinfeld zur Rothmühle, wo es in der Deklarationshalle in Boxen zwischengelagert wird, bis der Grad der Verseuchung feststeht.

Das wiederum ist Part eines Labors aus den Niederlanden. Noch auf der Baustelle wird von jedem Lkw eine Probe gezogen, die Analyse liegt jeweils nach 72 Stunden vor. Sie ist entscheidend für die künftige Deponierung der jeweiligen „Ladung“. Es gibt fünf Deponieklassen. In der Klassifizierung „0“ und „1“ ist eine solche auf der Rothmühle möglich und schon geschehen. „2“ landet auf einer Sondermülldeponie in Sachsen-Anhalt. „3“ und 4“ wird zu Verfüllung des stillgelegten Teils eines Bergwerks in Koppendorf bei Heilbronn gebracht. Dass das derzeit nach oben geholte Erdreich im Hauptschadensbereich die Stufen 3 und 4 erreicht und deshalb großteils nach Koppendorf kommt, verwundert nicht.

40 000 Tonnen hochkontaminierten Materials aus Schonungen sind in diesem zweiten Bauabschnitt seit Oktober 2013 entsorgt worden, 10 000 Tonnen liegen bereits in Bergrheinfeld, 50 000 Tonnen noch im Schonunger Untergrund. Nimmt man den weniger belasteten ersten Bauabschnitt hinzu, sind am Ende insgesamt 135 000 Tonnen entsorgt worden. Leiterer und Benz sagen, dass man im Zeitplan, dank des Wetters der letzten Wochen sogar zwei Wochen voraus ist. Ihre „bei einer Altlastensanierung ungewöhnliche Prognose“, dass Mitte 2015 die Sanierung und Ende 2015 auch der städtebauliche Teil erledigt ist, nennen sie reell. Und das, trotz der unerwarteten Probleme bei der (maroden) Steinach-Ufermauer und beim Gebäude Werlingstraße 13.

Insgesamt 100 Grundstücke sind betroffen. Im Hauptschadensbereich mussten fünf Häuser wegen der Altlastenwerte abgebrochen werden, das in der Werlingstraße wird ebenfalls der Spitzhacke zum Opfer fallen. Es zeigte nach Erdarbeiten kurz vor Weihnachten 2013 Risse, die Giebelwand neigt sich nach außen. Benz und Leiterer bestätigten, dass sich für den Eigentümer, der nicht mehr darin wohnen darf, eine Entschädigungslösung abzeichnet.

Die aktuelle Kritik der Solidargemeinschaft umweltbewusster Bürger (SuB) bezüglich der Besetzung und Erreichbarkeit des Bürgerbüros kann Leiterer nicht verstehen. „Es ist rund um die Uhr erreichbar“, sagt er. Am 19. Juli findet auf der Baustelle ein vom Landratsamt veranstalteter Tag der offen Tür statt. Fachleute der Behörden und Firmen stehen dabei Rede und Antwort.

 
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