zurück
OBERSCHWARZACH
Ruine Stollberg: Nur der mächtige Burgfried steht noch
Nur noch wenige Relikte eines mächtigen Bergfrieds zeugen von stolzer Geschichte hoch droben am Stollberg. Immer noch 14 Meter misst die Höhe der Mauer, die aus dem 476 Meter hohen Bergsporn am Westtrauf des Steigerwalds aufragt.
Burgfried Stollberg
Foto: Norbert Finster
Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Finster
 |  aktualisiert: 17.07.2022 02:32 Uhr

Heute streifen nur noch einsame Steigerwald-Wanderer über den weitab der Straßen gelegenen Stollberg im Kreis Schweinfurt. Ein kurzes Verweilen ist eine der geschichtsträchtigsten Burgen im Gerolzhöfer Land allemal wert. Die Ruine hat „Öffnungszeit“ das ganze Jahr über rund um die Uhr. Zu sehen ist von der großartigen Architektur des Hochmittelalters freilich nicht mehr viel. Zu ahnen dafür um so mehr.

Walther von der Vogelweide soll hier geboren sein. Das hat der Höchberger Studiendirektor a. D. Gerhard Wagner in einer ernst zu nehmenden Studie herausgefunden. Der bedeutendste Dichter des Mittelalters im deutschsprachigen Raum soll Sohn eines aus der Schweiz stammenden Edelfreien namens Walther sein, der im Dienst König Konrads III stand und mit der Herrschaft Stolberg im Steigerwald belehnt war. Am Fuß des Bergs, wo jetzt Handthal liegt, war im 12. Jahrhundert, als die Burg gebaut wurde, das menschenleere „hantal“ oder „hagental“ (die mittelhochdeutsche Bedeutung von „han“ oder „hagen“ entspricht heute Begriffen wie „dichtes Gehölz“ oder „Dornbusch“). Hier könnte Walthers Vogelherd gewesen sein. Der mythenumwitterte Dichter soll etwa zwischen 1170 und 1230 gelebt haben.

Als gesichert gilt demgegenüber, dass die Burg bereits um 1150 als castrum Stollberg stand. Das geht aus einer Schenkungsurkunde an das Kloster Ebrach hervor. Besitzer waren die Dynastien und Grafen von Stolberg.

1237 übernimmt der Würzburger Bischof Hermann von Lobdeburg die Vormundschaft über den unmündigen Sohn Wernhard des erschlagenen Grafen Ludwig von Stolberg unter der Bedingung, dass die Burg, falls Wernhard ohne Erben sterbe, an das Bistum falle. So kommt es dann auch. 1303 ist die Burg bereits bischöflich-würzburgisches Lehen.

Im 14. und 15. Jahrhundert vergab das Hochstift die Burg an verschiedene Lehensträger, bis schließlich ein bischöfliches Amt dort Platz fand. 1521 wurde Graf Wolfgang von Castell als Amtmann eingesetzt.

Am 3. Mai 1525 nahmen aufgebrachte Bauern aus Gerolzhofen und Oberschwarzach die stark befestigte Burg ein und brannten sie nieder. Die steinerne Bausubstanz blieb dabei allerdings noch weitgehend erhalten.

Zur Ruine heutigen Ausmaßes wurde die Burg erst um 1700, als der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau dem Fuchs von Bimbach gestattete, die Steine zum Neubau seines Schlosses in Bimbach vom Stollberg zu holen. Der Amtssitz war bereits nach dem Bauernkrieg vom entlegenen Berg hinunter nach Oberschwarzach verlegt worden. Heute gehört der Gipfel des Stollbergs zum Staatswald.

Die Burg war einst eine mächtige Anlage mit einem unregelmäßigen Rechteck als Grundriss. Auf der Nord- und Südseite umgaben sie Gräben, die teils heute noch zu erkennen sind. Der noch erhaltene Burgfried hat am Fuß eine Mauerdicke von 2,50 Metern. Die beträchtlichen Ausmaße machen es wahrscheinlich, dass er zu Wohnzwecken diente.

Die verlassene, ja fast verwunschen wirkende Lage hoch droben auf dem waldbedeckten Stollberg war im Lauf der Jahrhunderte der Entstehung von Sagen sehr förderlich. Hier als Beispiel „Das Fräla auf der Truhe:

Ein Schäfer hütete seine Herde in der Nähe der Burg. Schon seit Tagen hatte er bemerkt, dass sein Pudel immer Richtung Ruine davon lief und gesättigt wieder zurückkehrte. Neugierig geworden folgte der Schäfer dem Hund bis an den Fuß des Turms. Dort saß ein „Fräla“ auf einer Ruhe und kämmte sein Haar. Die ausgekämmten Haare warf es dem Hund zu, der sie vertilgte. Als das „Fräla“ den Schäfer erkannte, rief sie ihm zu: „Wenn du morgen wieder kommst, kannst du mich erlösen.“

Der Mann versprach es, kam wieder und erhielt vom „Fräla“ einen Schlüssel. Kaum hatte er ihn berührt, sprang Feuer heraus. Den Schäfer überfiel panische Angst und er rannte davon. Er hörte das „Fräla“ nur noch jammern: „Jetzt fällt eine Eichel auf den Berg, aus ihr wächst eine Eiche. Aus deren Holz wird eine Wiege gezimmert und wer darin zu liegen kommt, erst der kann mich erlösen.“

Ausflugstipp

Unterhalb der Ruine Stollberg auf halber Höhe des Bergs liegen steil abfallende Weinberge, von denen aus sich sich ein einzigartiger Rundblick über das Steigerwald-Vorland bis ins Würzburger Land und den Steigerwald bis zum Schwanberg bietet. Als Einkehrmöglichkeit bietet sich der Weinausschank Stollburg an; auch im kleinen Handthal gibt es zahlreiche Gasthäuser.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen