Zwei mal war es 1800 Würzburgern und Gästen 25 Euro wert, zwischen Antikensammlung und Stückfasskeller freien Zugang zu haben zu zehn Musikensembles, zweimal Artistik und fünf verschiedenen Führungen – das meiste davon im Stundentakt wiederholt. Der Würzburger Besucher Gernot Schubert war war sehr zufrieden „wegen der Verschiedenheit der Programmpunkte“. Seine Erwartungen – erfüllt: „Die breite Mischung passt.“
Was zusätzlich zu arrivierten Jazzern (Susan Weinert), Residenznacht-Dauerbrennern (Duo Solemio) und Nachwuchs von der Musikhochschule eine Hauptrolle spielt, jedenfalls für die die Tauberbischofsheimerin Hilde Müller: „Die Stimmung!“ Deswegen ist sie in den vergangenen Jahren schon öfter zur Residenznacht angereist.
Sorgfältig ausgeleuchtete Innenarchitektur
Zur Stimmung in der sorgfältig ausgeleuchteten Innenarchitektur gehören die Musikquellen, die sich hier und da überschneiden und deren Herkunftsort im Hall der Flure, Bögen, Treppenhäuser immer erst dann eindeutig auszumachen ist, wenn man die Musiker auch sieht. Die Weitläufigkeit trägt zur Stimmung bei: Man ergeht sich den Bau auf ganz ungewohnten Querverbindungswegen, die sonst nie geöffnet sind.
Überhaupt, die Erschließung der Location: Eingang war ausschließlich über den Ehrenhof in den Nordflügel. Die Riesentore, die sonst stets weit offen stehen und in die nördliche und südliche Hofreihe hineinführen, waren fest geschlossen und von Securities gesichert. Das alles im Dunkeln und von hinten betrachtet – auch hier ein völlig neues Residenzgefühl.
Moderate Schoppen- und Büffetpreise
Ein Flur liegt menschenleer, eine Ecke weiter drängen sich Durstige an einer Theke. Die Preise pro Schoppen und auch am Buffet sind moderat. Trotzdem hat man sich in Maßen fein gemacht, jeder zweite Herr trägt ein weißes Hemd. Sehr unterschiedliche Faktoren tragen zur eigenartigen und einzigartigen Stimmung der Würzburger Residenznacht bei.
Der Erfolg macht dem Gastgeber, dem Würzburger Leiter der Schloss- und Gartenverwaltung Gerhard Weiler, glänzende Augen. Als eine „Symbiose aus Alt und Neu“ begreift er das Gebotene, das sein kleines Team ein Dreivierteljahr vorbereitet habe. Externe Unterstützung auch beim Buchen der Künstler bekam es von der Kommunikationsagentur Eydos, die auch den Gedenkraum zu Zerstörung und Wiederaufbau der Residenz gestaltete und dafür heuer den German Design Award gewann.
Nur 1800 statt 2000 Besucher pro Abend
Die gute Stimmung der Residenznacht 2017 machte auch, dass nirgends ein undurchdringliches Gedrängel aufkam. Auch das konnte Gerhard Weiler erklären. Früher ließ die Kasse 2000 Gäste rein. Nun habe man zuvor ermittelt, dass eine Reduktion um zehn Prozent für eine überproportionale Entlastung sorgen werde. So kam es. Norbert Brenner aus Würzburg erinnert sich an frühere Residenznächte: „Ich habe mich oft auf einen Auftritt oder eine Theateraufführung gefreut – und bin dann nicht reingekommen, weil der Saal schon zu voll war.“ Die Zugangsbeschränkung hat sich also bewährt. Und da zweimal ausverkauft, trifft das auch auf die Verdoppelung der Residenznächte zu.
Führungen ohne Wartezeiten
Sehr dicht getaktet waren die Führungen auf dem Geschoss des Kaisersaals. Man konnte sich ohne Wartezeit irgendeinem Zug anschließen und erfuhr zum Beispiel, dass die Wandteppiche deswegen Schlachtenszenen zeigen, weil sie in den Wartezimmern zum Audienzsaal hingen - und die Bittsteller einschüchtern sollten. Aber es gab auch leichtere Zeichen der Wohnkultur. Die Empire-Ausstellung „So wohnte der Großherzog“ bleibt als Dauerschau in Würzburg.
Auch das Staatsarchiv beteiligte sich an dem Abend der offenen Tür - mit großem Erfolg. 792 Besucher zählten die Verantwortlichen dort. Die Führungen waren sogar überbucht, so groß war der Andrang. "Die Residenznacht war ein großer Erfolg für das Staatsarchiv", so Archivdirektor Klaus Rupprecht.
Ein Glitzern bot der Infostand der Freunde der Residenz. Der Glanz schimmerte von einem halb vergoldeten Kronleuchterarm aus fein ziseliertem Gips. Die Freunde ließen ihn nach alten Plänen modellieren, um daran detailliert Handwerkskunst zu demonstrieren. Und um eines Tages vielleicht wieder den kompletten Leuchter rekonstruieren zu können. Das Original wurde eilig geschaffen, damit Kaiserin Maria Theresia bei ihrem Besuch der brandneuen Residenz nicht im Treppenhaus stolpere. Denn auch sie hatte hier eine Residenznacht.