SCHWEINFURT
Raus aufs Wasser
Die Sonnenstrahlen glitzern auf dem Wasser. Es riecht nach Frühling. Noch ist es ruhig auf dem Main – die Saison der Sportbootfahrer hat noch nicht begonnen. Severine-Isabel Martin hat den Fluss zum Üben mit dem Motorboot zeitweise ganz für sich allein.
Die Mutter von vierjährigen Drillingen will den Sportbootführerschein für See (SBF See) und Binnen (SBF Binnen) machen. Die Idee dazu kam kurz vor Weihnachten, als die Familie gemeinsam mit den Großeltern beschloss, für die Sommerferien ein Hausboot in Frankreich zu mieten. Über den Canal de Midi – den Kanal des Südens – soll es gehen, der Toulouse bei Sète mit dem Mittelmeer verbindet. „Da haben wir uns überlegt, dass es gut wäre, wenn wenigstens einer von uns Ahnung vom Bootsfahren hat“, sagt sie. Auch wenn der Führerschein für die Länge und Leistung ihres Bootes nicht zwingend vorgeschrieben ist.
Während der Binnen-Führerschein für Flüsse und Seen gilt, ist der SBF See für motorisierte Sportboote mit einer Leistung von mehr als 15 PS auf deutschen Seeschifffahrtsstraßen vorgeschrieben, erklärt Conny Dietz von der gleichnamigem Bootsfahrschule in Schweinfurt. Das Tolle: „Mit Letzterem kann man sich die Welt des Yacht- und Bootssports erschließen. Denn es spielt keine Rolle, ob man ein kleines Schlauchboot fährt oder die Mega-Yacht eines Promis“, sagt Dietz und grinst. Zudem ist er in allen Ländern im Küstenbereich anerkannt.
Nach der Theorie im Januar ging es für Severine-Isabel Martin Mitte Februar mit der Praxis los. Heute ist ihre dritte Stunde und sie hat sichtlich Spaß daran. Das Wenden mit dem Motorboot und auch das Anlegen an der Kaimauer klappt schon ganz gut. Immer noch ungewohnt ist für die Dreifach-Mama, dass sich das Lenkrad auf der rechten Seite befindet. „Auch das Gefühl im Wasser ist irgendwie anders als im Auto. Die Bodenhaftung fehlt.“ Ein paar Enten und Schwäne schwimmen am Boot vorbei. Conny Dietz holt die alten Plätzchen aus der Tasche. „Ich habe immer Entenfutter dabei.“
Die Bootsfahrlehrerin und gebürtige Schweinfurterin ist in hiesigen Bootskreisen bekannt wie ein bunter Hund. „Ich bin diejenige, die immer mal meckert, wenn jemand zu schnell und ohne Rücksicht zu nehmen unterwegs ist.“ Rücksichtnahme ist das A und das O auf dem Wasser, „sonst funktioniert es nicht“. Die Führerscheinreform von 2012, nach der im See- und Binnenbereich ein Sportboot mit einer Motorisierung bis zu 15 PS (vorher 5 PS) führerscheinfrei gefahren werden darf, heißt sie nicht gut: „Dadurch sind Unfälle vorprogrammiert.“ Jeder, der ein Boot dieser Größe fahren möchte, sollte den Führerschein machen, findet sie.
Steuerbord, Backbord und mehr: In der Theorie geht es um die Schilderführung, die Navigation, auch lernen die Schüler wie sie per Kompass den Kurs bestimmen können. Besonders Letzteres findet Severine-Isabel Martin faszinierend. „Das ist wie früher bei den Piraten.“ Ihre Lehrerin fügt an: „Heute gibt es zwar auch GPS zum Navigieren, aber was – wenn die technischen Geräte ausfallen und man auf den Kompass angewiesen ist?“ Auch ein Mensch über Bord-Szenario wird nachgespielt, „wobei nicht immer jemand im Wasser landet“, sagt die 53-Jährige lachend.
Seit 1988 führen Conny Dietz und ihr Mann Gerhard die Bootsschule, bieten beispielsweise auch Segelkurse in Kroatien mit gleichzeitigem Scheinerwerb an. Zwischen 200 bis 300 Schülern im Jahr – verteilt auf ihre inzwischen drei Bootsfahrschulen Schweinfurt, Wetzlar und Fürth – bringen sie das Bootsfahren bei. Natürlich erlebt man da interessante Geschichten. „Einmal gab ich einem Aussteiger Unterricht, der gerade auf dem Weg nach Mallorca war, um dort eine Tauchschule zu eröffnen“, erinnert sich Conny Dietz. Auch Gäste aus Frankreich oder Amerika waren schon hier. Ihr persönliches Highlight aber war ein 83-Jähriger, der 30 Jahre lang ohne Schein Boot gefahren war und dann erwischt wurde. „Er musste den Führerschein nachholen, aber seine alten Marotten waren kaum zu korrigieren.“
Manchmal unterstützt Dietz auch nur bei einer Schleusenfahrt. „Gerade beim ersten Mal ist das nicht so einfach.“ Momentan, erklärt sie, seien die Schleusen für Sportboote in der Region für den Tourismus noch geschlossen. „Das hängt mit der Hochwasserzeit zusammen.“ Wegen der Nähe zu den gefährlichen Strömungen der Wehre müssen die Schleusen gesperrt sein. Anfang April beginnt die Saison dann wieder.
Bis dahin wird Severine-Isabel Martin die Führerschein-Kombi Binnen/See schon in der Tasche haben. Eine Schleusenfahrt auf dem Main würde sie trotzdem gerne noch mitnehmen. Denn wer weiß, ob sich nicht irgendwann der Traum vom eigenen Boot vor der Haustüre erfüllt.
Die Mutter von vierjährigen Drillingen will den Sportbootführerschein für See (SBF See) und Binnen (SBF Binnen) machen. Die Idee dazu kam kurz vor Weihnachten, als die Familie gemeinsam mit den Großeltern beschloss, für die Sommerferien ein Hausboot in Frankreich zu mieten. Über den Canal de Midi – den Kanal des Südens – soll es gehen, der Toulouse bei Sète mit dem Mittelmeer verbindet. „Da haben wir uns überlegt, dass es gut wäre, wenn wenigstens einer von uns Ahnung vom Bootsfahren hat“, sagt sie. Auch wenn der Führerschein für die Länge und Leistung ihres Bootes nicht zwingend vorgeschrieben ist.
Während der Binnen-Führerschein für Flüsse und Seen gilt, ist der SBF See für motorisierte Sportboote mit einer Leistung von mehr als 15 PS auf deutschen Seeschifffahrtsstraßen vorgeschrieben, erklärt Conny Dietz von der gleichnamigem Bootsfahrschule in Schweinfurt. Das Tolle: „Mit Letzterem kann man sich die Welt des Yacht- und Bootssports erschließen. Denn es spielt keine Rolle, ob man ein kleines Schlauchboot fährt oder die Mega-Yacht eines Promis“, sagt Dietz und grinst. Zudem ist er in allen Ländern im Küstenbereich anerkannt.
Nach der Theorie im Januar ging es für Severine-Isabel Martin Mitte Februar mit der Praxis los. Heute ist ihre dritte Stunde und sie hat sichtlich Spaß daran. Das Wenden mit dem Motorboot und auch das Anlegen an der Kaimauer klappt schon ganz gut. Immer noch ungewohnt ist für die Dreifach-Mama, dass sich das Lenkrad auf der rechten Seite befindet. „Auch das Gefühl im Wasser ist irgendwie anders als im Auto. Die Bodenhaftung fehlt.“ Ein paar Enten und Schwäne schwimmen am Boot vorbei. Conny Dietz holt die alten Plätzchen aus der Tasche. „Ich habe immer Entenfutter dabei.“
Die Bootsfahrlehrerin und gebürtige Schweinfurterin ist in hiesigen Bootskreisen bekannt wie ein bunter Hund. „Ich bin diejenige, die immer mal meckert, wenn jemand zu schnell und ohne Rücksicht zu nehmen unterwegs ist.“ Rücksichtnahme ist das A und das O auf dem Wasser, „sonst funktioniert es nicht“. Die Führerscheinreform von 2012, nach der im See- und Binnenbereich ein Sportboot mit einer Motorisierung bis zu 15 PS (vorher 5 PS) führerscheinfrei gefahren werden darf, heißt sie nicht gut: „Dadurch sind Unfälle vorprogrammiert.“ Jeder, der ein Boot dieser Größe fahren möchte, sollte den Führerschein machen, findet sie.
Steuerbord, Backbord und mehr: In der Theorie geht es um die Schilderführung, die Navigation, auch lernen die Schüler wie sie per Kompass den Kurs bestimmen können. Besonders Letzteres findet Severine-Isabel Martin faszinierend. „Das ist wie früher bei den Piraten.“ Ihre Lehrerin fügt an: „Heute gibt es zwar auch GPS zum Navigieren, aber was – wenn die technischen Geräte ausfallen und man auf den Kompass angewiesen ist?“ Auch ein Mensch über Bord-Szenario wird nachgespielt, „wobei nicht immer jemand im Wasser landet“, sagt die 53-Jährige lachend.
Seit 1988 führen Conny Dietz und ihr Mann Gerhard die Bootsschule, bieten beispielsweise auch Segelkurse in Kroatien mit gleichzeitigem Scheinerwerb an. Zwischen 200 bis 300 Schülern im Jahr – verteilt auf ihre inzwischen drei Bootsfahrschulen Schweinfurt, Wetzlar und Fürth – bringen sie das Bootsfahren bei. Natürlich erlebt man da interessante Geschichten. „Einmal gab ich einem Aussteiger Unterricht, der gerade auf dem Weg nach Mallorca war, um dort eine Tauchschule zu eröffnen“, erinnert sich Conny Dietz. Auch Gäste aus Frankreich oder Amerika waren schon hier. Ihr persönliches Highlight aber war ein 83-Jähriger, der 30 Jahre lang ohne Schein Boot gefahren war und dann erwischt wurde. „Er musste den Führerschein nachholen, aber seine alten Marotten waren kaum zu korrigieren.“
Manchmal unterstützt Dietz auch nur bei einer Schleusenfahrt. „Gerade beim ersten Mal ist das nicht so einfach.“ Momentan, erklärt sie, seien die Schleusen für Sportboote in der Region für den Tourismus noch geschlossen. „Das hängt mit der Hochwasserzeit zusammen.“ Wegen der Nähe zu den gefährlichen Strömungen der Wehre müssen die Schleusen gesperrt sein. Anfang April beginnt die Saison dann wieder.
Bis dahin wird Severine-Isabel Martin die Führerschein-Kombi Binnen/See schon in der Tasche haben. Eine Schleusenfahrt auf dem Main würde sie trotzdem gerne noch mitnehmen. Denn wer weiß, ob sich nicht irgendwann der Traum vom eigenen Boot vor der Haustüre erfüllt.
Welcher Bootsführerschein ist der richtige?
Für den Binnenbereich gibt es den Führerschein Binnen (SBF Binnen) für Motor, Segel oder Segel und Motor. Der Führerschein gilt für alle Sportboote bis 15 Metern Länge. Der SBF-Binnen unter Motor ist vorgeschrieben für motorisierte Sportboote auf Binnengewässern mit mehr 15 PS Leistung, auf dem Rhein ab 5 PS. Kosten: inklusive Prüfung/Lehrmaterial um die 550 Euro. Der Führerschein See (SBF See) ist für motorisierte Sportboote mit mehr als 15 PS auf deutschen Seeschifffahrtsstraßen (Drei-Seemeilenzone) vorgeschrieben. Er gilt für Sportboote unabhängig von der Größe der Yacht oder der Leistung des Motors. Kosten gesamt: etwa um die 700 Euro. Beide Führerscheine werden in allen Ländern für den jeweiligen Bereich anerkannt. Zudem gibt es Kombi-Kurse. Mehr Infos: www.wassersport-dietz.deThemen & Autoren / Autorinnen