Er gehört nicht richtig dazu, und das gefällt ihm gut. Friedrich Kautz, der sich Prinz Pi nennt, ist ein Rapper für das gehobene Bildungsniveau, ein Intellektueller in einer von Proleten geprägten Szene. Einst besuchte der 33-jährige Berliner das elitäre Gymnasium Steglitz, anschließend studierte er Kommunikationsdesign. Trotzdem liebt der Vater einer drei Jahre alten Tochter den Hip-Hop. „Kompass ohne Norden“ ist bereits sein fünfzehntes Album. Und es dürfte ihm den überfälligen Durchbruch bescheren. Zu starken Melodien und unterlegt mit einer fetten Produktion rappt Prinz Pi über die Themen die ihn beschäftigen.
Prinz Pi: Der Zeitgeist für Musik, die auf Hip-Hop basiert, ist seit ungefähr zwei, drei Jahren sehr günstig. Selbst der Stil etwa einer Lana del Rey ist ja stark vom Hip-Hop geprägt. Irgendwann ist man dann reif für die Akzeptanz einer breiteren Masse.
Prinz Pi: Meine Inhalte. Bei Casper geht es sehr viel um seine eigene Geschichte, seine Songs sind inszeniert wie Kinofilme. Wenn seine Lieder das große Symphonieorchester verkörpern, sind meine die kleine Kammermusik. Und Marterias Themen wie Partymachen oder gute Laune finden bei mir gar nicht statt.
Prinz Pi: Genau so ist es. Mit Anfang 30 fängt man an, Bilanz zu ziehen. Man guckt, wie weit man gekommen ist und vergleicht das damit, wie weit die anderen gekommen sind.
Prinz Pi: Ich habe mich arrangiert. Ich bin zufrieden, aber nicht unbedingt glücklich. Immerhin: Ich habe den Beruf, den ich liebe, eine feste Partnerin und ein Kind. So übel ist die Zwischenbilanz nicht.
Prinz Pi: Der Song behandelt die Zukunft aus der Sicht eines Teenagers. Ich denke wirklich, dass diese Ziellosigkeit ein großes Problem in meiner Generation und der Generation nach mir ist. Früher war es klar: Heiraten, Häuschen, Kinder. Das Spießeridyll, das ich gar nicht verurteilen mag – es hat seinen Reiz. Du hast es einfacher, wenn dich materielle Sachen glücklich machen. Wenn du zum Beispiel darauf stehst, deinen Erfolg mit Rolex, Porsche und junger, blonder Frau zu zeigen, gibt es für dich ganz viele Belohnungsmöglichkeiten. Bloß bin ich keiner dieser Menschen.
Prinz Pi: Weniger anprangern, sondern mehr beschreiben. Ich wohne in Kreuzkölln, also in Kreuzberg, Ecke Neukölln, und damit in einem der Epizentren der weltweiten Hipsterbewegung. Junge Leute, Touristen kommen von überall hierher, um einen vermeintlich originären Stil in Sachen Mode, Essen, Clubkultur zu sich nach Hause mitzunehmen. Überall fotografieren die Blogger, Trendscouts laufen durch die Gegend, es ist extrem.
Prinz Pi: Ich will mich auch gar nicht ausklammern. Ich bin ja Berliner und auch eines dieser Originale, von denen die anderen den Stil klauen.
Prinz Pi: Ist nicht mein Ding. Die normalen Rapper ziehen sich deutlich anders an als ich.
Prinz Pi: Schwierig. „Der Rapper mit den intelligenten Texten“ wäre etwas dick aufgetragen. Ich versuche, jemand zu sein, der vernünftige Themen bearbeitet und seine Seele in die Musik packt. Der persönlich ist und doch stellvertretend für andere die Dinge anspricht.
Prinz Pi: Am Anfang war die Wut mein Hauptmotiv. Ich habe meine Schulzeit größtenteils als furchtbar empfunden und wollte mich abgrenzen von meinen Mitschülern. Ich weiß noch, wie ich in dem Sommer nach dem Abi bei uns im Keller saß und anfing, erste Songs aufzunehmen. Alle anderen waren auf Abi-Fahrt, nur ich blieb zuhause. Es war ein schöner Sommer.