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WÜRZBURG
Pfarrkirche Stift Haug - Die Kuppel als Markenzeichen
Viele Touristen, die zum ersten Mal nach Würzburg kommen, halten das imposante Stift Haug mit seiner mächtigen Kuppel für den Dom. Pfarrer Erhard Kroth weist den verirrten Jägern nach Sehenswürdigkeiten dann den rechten Weg. Dabei ist auch Stift Haug durchaus einen Besuch wert.
Von unserem Redaktionsmitglied Steffen Standke
 |  aktualisiert: 26.04.2023 14:23 Uhr

 

Eine Kuppel wie der Petersdom in Rom, eine das Stadtbild prägende Silhouette, die klaren Konturen des Frühbarocks: Stift Haug spricht für sich. Auch in seinem Innern. Seit der Renovierung 2003 bis 2005 herrscht Weite und Helligkeit. Dieser Effekt des Durchflutetseins verstärkt sich noch, wenn bei gutem Wetter die Sonne durch die hohen Kuppelfenster scheint. In dieser Kirche fühlt sich der Gläubige aufgenommen, kann Ruhe finden.

So großräumig gestaltet wie jetzt war Stift Haug vor der Renovierung nicht. Da war es eher dunkel, weniger einladend. Vor der nahezu kompletten Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 muss die Kirche im Innern zusätzlich noch sehr eng gewirkt haben. Aber auch prachtvoll. Die Altaraufbauten, die vor der Nacht der Zerstörung jede Nische der Kirche zierten, verbrannten in dem Bombeninferno, so wie das gesamte Äußere des Stiftes. Nur die Innenhaut, die tragende Konstruktion, blieb erhalten.

 

Weiß und weit: Seit der Renovierung wirkt Stift Haug noch großzügiger.
| Weiß und weit: Seit der Renovierung wirkt Stift Haug noch großzügiger.
Erdacht und gebaut wurde das Stift Haug in den Jahren 1670 bis 1691 im Stil des Frühbarocks von Antonio Petrini (1621 bis 1701), einem fränkischen Baumeister italienischer Abstammung. Es war der erste große Kirchenbau der Barockzeit in Franken und das bedeutendste Werk seines Erbauers. Fünf Fürstbischöfe regierten in der 21-jährigen Bauzeit der Stiftskirche. Nicht immer verlief alles reibungslos, was auch am Wagemut des Erbauers lag. Denn Petrini plante die Kuppel seines Bauwerks um einiges größer und wuchtiger als eigentlich vorgesehen. Bis zuletzt wusste man nicht, ob die Konstruktion halten würde. Sie hielt, aber dennoch entstand folgende Anekdote: Weil Petrini seinem Glück nicht traute, ersann er einen Plan. Er beauftragte seinen Polier zwei Fahnen bereitzuhalten – eine schwarze und eine weiße. Er selbst setzte sich auf den gegenüberliegenden Steinberg und blickte zum Stift Haug hinüber.

Würde die Kuppel-Konstruktion halten, sollte der Polier die weiße Fahne schwenken. Sollte der Bau einstürzen, hatte der Polier den Auftrag, die schwarze Flagge zu schwenken. Zwar hielt die Konstruktion; der Polier aber verwechselte in seiner Aufregung die Fahnen und schwenkte die schwarze Flagge. Daraufhin machte Petrini sich aus dem Staub, ward nie mehr gesehen.

Natürlich stimmt die Geschichte nicht; der geniale Baumeister verewigte sich auch nach Stift Haug in Würzburg. Aber das Beispiel zeigt, wie nahe bauliches Genie und Wahnsinn beieinander lagen.

Das Stift wurde um das Jahr 1000 auf einem Hügel am heutigen Bahnhofsvorplatz gegründet und durch Bischof Heinrich I. von Würzburg geweiht. Aus dem Jahr 1002 existiert noch eine Schenkungsurkunde des Kaisers Heinrich II. Damals tauchte die Bezeichnung „Haug“ oder auch „houc“ auf, was Hügel bedeutet. Daher der Name des Stifts. 2002 feierte es sein 1000-jähriges Bestehen.

Das alte Stift Haug musste Mitte des 17. Jahrhunderts weichen. Fürstbischof von Schönborn wollte dort seine neue Stadtbefestigung bauen. Das alte Stift wurde 1657 abgerissen und nach langem Hin und Her an neuer Stelle wiedererrichtet. Kunstwerke sind im Stift Haug nur sparsam eingesetzt. Schließlich ging die prächtige frühbarocke Ausstattung im Bombeninferno des 16. März 1945 verloren. Was im Innern der Kirche zu sehen ist, sind meist Leihgaben. So das Gemälde „Kreuzigung“ von Jacopo Tintoretto von 1583. Den Gegenpol dazu bildet ein modernes Kreuz aus Bronze von Dietrich Klinge aus Crailsheim.


 

 

Pfarrkirche Stift Haug - Die Kuppel als Markenzeichen
Stift Haug

In der Haugerpfarrgasse direkt in der Würzburger Innenstadt liegt Stift Haug. Mit dem Auto ist die Stiftskirche über die Autobahnen A3 und A7 und dann Richtung Würzburg Innenstadt beziehungsweise Bahnhof erreichbar. Noch besser ist allerdings die Anbindung per Zug. Vom Hauptbahnhof sind es fünf bis sieben Minuten über die Bahnhofsstraße zum Stift Haug. Die Stiftskirche ist täglich von 7.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet.

Mehr Informationen gibt es auch im Internet unter: www.stift-haug.de

 
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