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BERLIN
Organvergabe soll transparenter werden
Vieles bei der Organspende in Deutschland soll auch nach den Skandalen von Göttingen und Regensburg beim Alten bleiben – und doch soll alles besser werden. Auf diesen Nenner kann man die Ankündigungen von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen nach ihrem Sondertreffen in Berlin bringen.
dpa
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:41 Uhr

Vieles bei der Organspende in Deutschland soll auch nach den Skandalen von Göttingen und Regensburg beim Alten bleiben – und doch soll alles besser werden. Auf diesen Nenner kann man die Ankündigungen von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen nach ihrem Sondertreffen in Berlin bringen. Für ihre Beschlüsse reicht den drei beteiligten Organisationen eine Seite: Kontrollen sollen intensiviert werden. Mehrere Stellen sollen die Organzuteilung überwachen. Bei dunklen Machenschaften könnte Ärzten demnach die Approbation entzogen werden. Kliniken soll im Ernstfall sogar die Erlaubnis genommen werden, etwa Lebern oder Lungen zu transplantieren. Prüfberichte sollen veröffentlicht werden.

Doch viele Reformen dürften nur langsam vorankommen oder weniger durchgreifend sein, als es sich anhört. Was hindert die Ärztekammern beispielsweise daran, Ärzte bei Fehlverhalten rasch außer Dienst zu stellen? Das liegt in der Hoheit der Länder, sagt Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery. „Ich hielte es für erstrebenswert, wenn die Ärztekammern (. . .) das Approbationsentziehungsrecht bekommen würden.“ Doch den Ärzten mehr Macht geben?

Mehr Staatsaufsicht?

Kritiker stören sich daran, dass die für die Organtransplantation zuständigen Akteure sich vor allem selbst kontrollieren. Das soll auch so bleiben. Doch die zuständigen Prüf- und Überwachungskommissionen sollen künftig schärfer vorgehen und ihre Berichte veröffentlichen – ein Quantensprung? 20 Fälle mit Verdacht auf Fehlverhalten haben die Kommissionen in den vergangenen Jahren an die Behörden gemeldet – welche, bleibt im Verborgenen.

Kommt nun mehr Staatsaufsicht? Die Ärzte sehen das so: Die Regeln der Transplantationsmedizin seien so kompliziert, dass staatliche Ermittler oder Staatsanwaltschaften ohne ihre Expertise gar nicht weiterkommen. „Wir müssen das besser verschränken“, sagt Montgomery aber. Wie unabhängig werden die Ärzte sein, die nun zusätzlich mitentscheiden sollen, ob ein Patient Zugang zu Warteliste und Spenderorganen erhält? Laborärzte sollen die Aufgabe übernehmen – sie seien nicht direkt mit der Transplantation befasst, bei ihnen liefen aber alle Daten zusammen.

Hat der Bundestag nicht erst im Mai mit großem Ernst eine als historisch gefeierte Reform der Organspende in Deutschland beschlossen? Künftig sollen sich mehr Menschen zur Spende bereit erklären. Seit dem Skandal um manipulierte Patientendaten sind aber immer neue Bereiche bei der Vergabepraxis in Verruf geraten. Jetzt wollen die Ärzte die Schnellvergabe von Organen eindämmen – solche Sonderwege aber beibehalten, um schwer vermittelbare Organe überhaupt nutzen zu können.


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