Die Partnerstädte Rochester (USA), Salamanca (Spanien), Otsu (Japan), Bray (Irland) und Trutnov (Tschechien) hat Oberbürgermeister Georg Rosenthal bereits besucht. Jetzt reiste er vom 2. bis 7. Februar in Begleitung seiner Frau Hanna an der Spitze einer Delegation des Mwanza e.V. zu seinem ersten offiziellen Besuch in die tansanische Partnerstadt und absolvierte dort ein umfangreiches Besuchs- und Informationsprogramm. Höhepunkt war der Besuch einer Veranstaltung mit dem tansanischen Staatspräsidenten Jakaya Kikwete, der Rosenthal und seine Gattin anschließend zu einer Gartenparty in sein privates Anwesen einlud.
Zur Ruhe kam der Oberbürgermeister in Mwanza kaum. Sein Partnerschaftsbüro mit Eva-Maria Barklind-Schwander und OB-Mitarbeiter Joseph Mlinzi auf tansanischer Seite hatten nämlich ein Programm zusammengestellt, das es in sich hatte. Schon kurz nach der Ankunft stand die offizielle Begrüßung im Rathaus durch seinen Amtskollegen Josephat Manyerere auf dem Programm. Dort musste die Würzburger Gruppe vor dem Rathaus erst einmal kräftig Hände schütteln und am tansanischen Begrüßungskomittee vorbei defilieren. Das Protokoll wollte es so und auf dessen Einhaltung wird in Afrika genau geachtet.
In seinem Büro überreichte Manyerere dem Würzburger OB einen Schlüssel, der ihm symbolisch alle Türen in Mwanza öffnen sollte, was im Lauf der kommenden Tage dann auch tatsächlich geschah, denn den Gästen aus Würzburg boten sich zahlreiche Einblicke in das Leben der Partnerstadt.
Sauberste Stadt Tansanias
Danach ging es in den Ratssaal, wo ebenfalls zuerst wieder protokollarische Pflichten zu erledigen waren. Denn es ist bei offiziellen Anlässen üblich, dass sich jeder einzelne Teilnehmer kurz persönlich vorstellt. OB Manyerere begrüßte die Gäste in der „saubersten Stadt Tansanias“, und in der Tat ist Mwanzas Innenstadt erstaunlich „aufgeräumt“ im Vergleich zu anderen afrikanischen Städten, wenngleich nicht zu übersehen ist, dass manches noch verbessert werden kann.
An vielen Straßenecken türmen sich rund um große Container Müllberge auf. Und etwas außerhalb der Stadt befindet sich inmitten einer grünen Landschaft eine 1,2 Hektar große Müllhalde. Der Abfall, der in der Stadt eingesammelt wurde, wird hier abgeladen und verbrannt. Trennung und Wiederverwertung? Fehlanzeige. Die einzigen, die hier etwas finden, sind die Ärmsten der Armen, die durch die Deponie streifen und nach Brauchbarem suchen. Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist: Würzburg wird noch in diesem Jahr ein zweites Müllauto nach Mwanza schicken, kündigte Rosenthal beim Rathausempfang an, was mit großem Beifall aufgenommen wurde.
Auch die Feuerwehr, der man einen Besuch abstattete, wird mit Ersatzteilen bedacht, damit sie künftig wieder ihre Atemschutz-Ausrüstung benutzen kann.
Im Rathaus betonte Rosenthal auch, dass Würzburg und Mwanza inzwischen als Teilnehmer am Projekt Kommunale Klimapartnerschaften „Teil einer großen weltweiten Klimafamilie“ seien: „Wir wollen hierfür unsere Kenntnisse zur Verfügung stellen, damit wir gemeinsam Mutter Erde schützen können.“
Mwanza entdeckt Tourismus
Die Würzburger Delegation erlebte aber auch viel Positives und Erfreuliches. So beginnt Mwanza nun damit, seine Lage am Viktoriasee auch touristisch zu nutzen. Mehrere Hotelneubauten zeugen davon, ebenso wie der Ausbau der vorgelagerten Insel Sanane als Naturpark.
Seit langer Zeit wird aus Würzburg das Straßenkinder-Projekt Upendo Daima unterstützt, wo jungen Menschen eine Zukunftsperspektive geboten wird. Hier durfte der OB die Tafel für ein neues Bildungs- und Tagesbetreuungszentrum enthüllen. Die Kosten von 35 000 Euro wurden zu 75 Prozent vom deutschen Entwicklungshilfeministerium getragen, den Rest finanzierten die Würzburger Stadtbau und der Würzburger Partnerkaffee.
Am Deutschen Friedhof, der aus der Kolonialzeit stammt (Tansania war von 1885 bis 1918 Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika), erinnerte Rosenthal bei einer Gedenkzeremonie an „alle Schicksale und Opfer der Arroganz einer Eroberung“ – Worte, die in den ehemaligen afrikanischen Kolonien sehr schwer wiegen.
Weitere Besuche führten in die VETA-School, ein besonderes afrikanisches Berufsschulmodell, wo junge Menschen für verschiedene Berufe ausgebildet werden. In den Jahren 2010/11 gab es einen Schüleraustausch zwischen den Hauswirtschaftsschülerinnen von VETA und der Würzburger Klara-Oppenheimer-Schule. Entsprechend groß war hier die Wiedersehensfreude.
Wie ganz konkrete Hilfe aussehen kann, zeigte die Visite im „Luchelele Beach Management Unit“, einem Zusammenschluss von Fischern am Viktoriasee. Die sollen schon bald mit in Würzburg produzierten Solarlampen für ihre Boote ausgestattet werden, mit denen die Fische angelockt werden. Derzeit werden die Lampen noch mit Kerosin betrieben, zehn Liter werden dabei pro Nacht und Boot verbraucht, und das bei stetig steigenden Kerosin-Preisen.
Leder aus Fischhaut
Für Aufsehen sorgte auch der Laden und die Produktionsstätte von Lederfabrikant Mmari Masia, der bereits bei der letzten Mainfrankenmesse zu Gast war. Er fertigt aus Fischhäuten des Viktoriabarsches Leder an, das zu Handtaschen, Geldbeuteln oder Gürteln verarbeitet wird. Vielleicht bahnt sich hier ein neuer Modetrend an.
Ganz kurzfristig wurde die Würzburger Delegation in Ergänzung des ohnehin randvollen Terminkalenders dann von der Stadt Mwanza auch noch zu einer ganz außergewöhnlichen Veranstaltung eingeladen. Im Kirumba-Stadium feierte nämlich die tansanische Regierungspartei CCM den 35. Jahrestag der Parteigründung. Zehntausende Anhänger waren gekommen, um Staatspräsident und Parteivorsitzenden Jakaya Kikwete zuzujubeln.
Im Anschluss an die mehrstündige Zeremonie mit Musik, Tanz und vielen Reden lud Kikwete ausgewählte Gäste zu einem Empfang ins Mwanza State House, dem Anwesen des Präsidenten, wenn er in Mwanza weilt, ein, darunter auch die beiden Oberbürgermeister. Im persönlichen Gespräch mit Rosenthal, der ihm Würzburgs Verbindungen zu Afrika schilderte, sagte Kikwete seine weitere Unterstützung für die Partnerschaft zu. Als ehemaliger Basketballspieler kennt Kikwete natürlich den Würzburger Dirk Nowitzki. Das Main-Post-Buch über den Basketball-Superstar hat Rosenthal inzwischen an den Präsidenten geschickt.