Die Vorgeschichte der deutschen Inflation, die ihren Höhepunkt 1923 erreichte, begann bereits 1914 mit der Finanzierung des Ersten Weltkrieges. Schon in den ersten Kriegstagen kam es zur Ausgabe von Notgeld. Ursache war der Austausch der bisherigen Goldmünzen in Reichsbanknoten, der vor allem in industriestarken und grenznahen Regionen zu Geldknappheit führte. Das Problem konnte gelindert werden, indem die neu geschaffenen Kriegsdarlehenskassen ermächtigt wurden, Notgeld auszugeben. Dieses frühe Notgeld wurde sehr eilig hergestellt und ist daher meist sehr einfach gestaltet.
Mit dem Anstieg des Silberpreises mangelte es ab 1916 jedoch erneut an Kleingeld, da der Wert des Silbers – und bald auch der anderer Metalle – schließlich den Nennwert der Münzen überstieg. Wieder musste Notgeld gedruckt werden, und auch Städte und Gemeinden erhielten die Berechtigung, Geldgutscheine anfertigen zu lassen.
Die Ausgabe als Kleingeldersatz dauerte bis 1922 an; vor allem 1918 mit dem Zusammenbruch nach dem verlorenen Weltkrieg gelangten große Mengen in den Umlauf. Die bald künstlerisch aufwendig gestalteten Notgeldscheine erweckten schon frühzeitig das Interesse von Sammlern. Einige haben so ihren Weg ins Würzburger Stadtarchiv gefunden und sind dort in der Zeitgeschichtlichen Sammlung und in dem Stadtarchiv übergebenen Nachlässen überliefert. Die Stadt Würzburg fertigte zunächst Notgeld im Wert von 50 Pfennig bis 20 Mark, das dann später wieder zum Nennwert eingelöst werden sollte. Wie auch in anderen Städten wählte man in Würzburg vorzugsweise Motive mit regionalem Bezug. Gedruckt wurden die Scheine meist durch die Würzburger Druckerei Stürtz AG. Stürtz druckte Notgeld jedoch nicht nur für Würzburg, sondern für ganz Unterfranken.
Bekanntheit durch seine Entwürfe für Notgeldscheine deutschlandweit erwarb der Würzburger Bildhauer und Grafiker Heinz Schiestl (1867 bis 1940). Er gestaltete unter anderem einen Notgeldschein über 50 Pfennig mit der Darstellung von „Meister Dill“ Riemenschneider. Doch auch andere Künstler fertigten Notgeld; so entwarf August Schöner einen Schein mit einer Darstellung von Walther von der Vogelweide.
Auch von Franz Freidhof (1874 bis 1958) – beschäftigt bei der Druckerei Stürtz und zudem als freier Künstler tätig – ist Notgeld im Stadtarchiv überliefert. Auf dem gezeigten 20-Mark-Gutschein ist die Frankonia mit Schwert und Stadtfahne vor der Würzburger Stadtansicht von Westen zu sehen.
Den hohen Staatsschulden in den ersten Jahren der Weimarer Republik, die noch durch Reparationsforderungen der Siegermächte verschärft wurden, begegnete der Staat mit einer Vermehrung des Geldes, was letztendlich zur Hyperinflation führte. Handelte es sich in der ersten Notgeldperiode während des Ersten Weltkrieges und kurz danach noch um Notgeld im kleinen Nominalbereich, musste mit der Inflation 1923 Notgeld im nominellen Billionenwert gedruckt und ausgegeben werden.
Auch Firmen konnten Notgeldscheine mit ihrem Firmennamen versehen ausgeben, so beispielsweise in Würzburg die Schnellpressenfabrik Koenig & Bauer AG. Im November 1923 wurde die Rentenmark eingeführt und beendete schließlich die Inflation. Der Wechselkurs vom Dollar zu der Papiermark hatte zu diesem Zeitpunkt 1 : 4,2 Billionen betragen; der Wechselkurs von Papiermark in Rentenmark wurde mit 1 Billion : 1 festgelegt.
Verlierer waren damit diejenigen, die in Geld investiert hatten, während die Besitzer von Sach- und Immobilienwerten zu den Gewinnern zählten. Positiver Nebeneffekt der Inflation, nicht nur für Würzburg, war der Abbau der gewaltigen Schulden der öffentlichen Hand, wodurch sich die kommunale Finanzlage zunächst erholte.