Matthias Küsters kommt aus Höchberg, studiert seit drei Jahren in Regensburg und ist in diesem Jahr Bayerns bester Zehnkämpfer. Beim integrativen Sportfest auf dem Uni-Gelände am Hubland hatte der 23-Jährige einen anstrengenden Tag. Er trat gegen international erfolgreiche Leichathletinnen mit Behinderung in ihren Spezialdisziplinen an und war hinterher um einige Erfahrungen reicher.
Bei Küsters wurde versucht, die körperlichen Einschränkungen seiner Gegnerinnen so gut es ging zu simulieren. Keine leichte Aufgabe für den Medizinstudenten: „Ich habe in jeder Disziplin ein eingeübtes Bewegungsmuster. Wenn dann beim Kugelstoßen auf einmal der Daumen angeklebt wird, kommt der Ablauf komplett durcheinander.“
Vor dem Duell mit der zweifachen Paralympics-Goldmedaillengewinnerin Birgit Kober im Speerwurf und Diskus wurde Küsters die Hüfte so steif getapt, dass er sich nicht mehr bücken konnte. „Beim Diskus auf die Beine zu verzichten ist brutal“, sagte der 23-Jährige anschließend: „Ich habe gemerkt, was das auch im Alltag für Einschränkungen sein müssen.“ Dabei konnten noch nicht einmal alle Handicaps simuliert werden: Birgit Kober hat Ataxie, dadurch ist sie nicht nur auf einen Rollstuhl angewiesen, auch ihre Bewegungskoordination ist gestört. Um sich das ungefähr vorzustellen, hätte Küsters Speer und Diskus im Vollrausch werfen müssen.
„Es ist schwer, gehirnbedingte Bewegungsstörungen zu simulieren“, sagt Franziska Liebhardt. Die 31-jährige Würzburgerin ist unter anderem Doppel-Weltmeisterin im Diskus und im Weitsprung bei den Organtransplantierten und darf wegen einer Lähmung in der rechten Hand und im rechten Bein auch bei den Behindertensportlern antreten. Ihr Ziel sind die Europameisterschaften im nächsten Jahr. Das tägliche Training hilft ihr und Birgit Kober nicht nur, sportliche Höchstleistungen zu erzielen: „Die Übung der Bewegungsabläufe trainiert auch das Gehirn und hilft gegen die Störung.“
Bei Küsters reichte die Athletik, um sich in den meisten Disziplinen knapp durchzusetzen. Anders erging es den prominenten Gästen beim Blindenfußball: „Man steht ohne Orientierung herum und weiß nicht mehr, wo vorne und hinten ist“, sagte der CSU-Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder. Beim Biathlon visieren Sehbehinderte mit akustischer Hilfe das Ziel an – für sehende Menschen ist es sehr schwierig, das nachzumachen.
Und auch die Regionalliga-Basketballer der TG Würzburg, die zum Abschluss des Sportfests im Rollstuhl-Basketball antraten, hatten zwar viel Spaß an der Sache, aber gegen die flinken und erfahrenen Rolli-Basketballer der RSG Würzburg nicht den Hauch einer Chance. „Wenn sie gewollt hätten, wären wir wahrscheinlich nicht einmal über die Mittellinie gekommen“, musste einer der langen Jungs hinterher eingestehen.
Veranstaltet wurde das Sportfest von der Thomas Lurz/Dieter Schneider Sportstiftung zusammen mit der Universität. Dieter Schneider geht davon aus, dass mindestens 1.000 Besucher da waren. „Ich bin total zufrieden, weil ich den ganzen Tag so viele glückliche Gesichter gesehen habe. Alles lief völlig entspannt und harmonisch ab“, so seine Bilanz am frühen Abend.