Das kann ja heiter werden: Fabian kommt nach Berlin und bekommt am Hauptbahnhof einen Anruf, dass das mit seinem Zimmer jetzt doch nicht klappt. Was soll da seine Mama sagen? Er geht trotzdem hin und will sich mit der Frau anlegen, die es ihm weggeschnappt hat.
Doch er irrt sich in der Wohnung und schnauzt die etwas seltsame Bernadette an, die in ihrer Frauen-WG gerade ein Zimmer frei hat. Einen Mann? Nee, das kann sie nicht gebrauchen. Es sei denn . . . es sei denn er wäre schwul. Kurz entschlossen gibt sich Fabian deshalb als schwul aus. Hauptsache ein Zimmer.
Die Sitcom „The Close-Ups“ („Die Großaufnahmen“), aus deren erster Episode die Szenen stammen, handelt von fünf Schauspielstudenten in Berlin am fiktiven „Fame Actors College“, die alle so ihre Probleme haben. Es kommt zu Irrungen und Wirrungen. Fabian, der aus Bayern kommt, wird gespielt von Max Gehrlinger, 22, aus Mittelsinn (Lkr. Main-Spessart), Bernadette von Nadine Karbacher, 24, aus Würzburg. Die beiden sind die Köpfe hinter der als Webserie, das heißt fürs Internet, geplanten Sitcom.
Die beiden kennen sich von der Schauspielschule Charlottenburg in Berlin. „Wir wollen das Leben eines Schauspielstudenten erzählen, was man da so alles erlebt, wie das Schauspielstudium so ist“, sagt der Mittelsinner. Ihnen selbst seien schon verrückte Sachen passiert. „Wir sind in Berlin.“ Da erlebe man viel. Unter anderem diene die Sitcom auch dazu, den Eltern, die sich, so die beiden, nichts unter dem Leben eines Schauspielers vorstellen können, zu zeigen, wie das so ist.
Bislang ist von der Komödie auf dem Online-Videokanal YouTube nur die erste Episode zu sehen, gedreht im Oktober 2013. Im Kasten ist aber schon die halbe erste Staffel, vier Episoden. Jeden Donnerstag soll dort nun wöchentlich eine weitere halbe Episode präsentiert werden. Neben Nadine Karbacher, die die Schauspielschule bereits abgeschlossen hat, und Max Gehrlinger spielen drei weitere Absolventen der Schule die Hauptrollen. Gedreht wird in der Schule und in den beiden WGs von Nadine und Max.
Zurzeit versuchen sie, über ein Crowdfunding, also eine Spendensammelaktion im Internet, Geld für den Dreh der nächsten drei Episoden, die Mitte Oktober bis Anfang November entstehen sollen, zusammenzubekommen. 1200 Euro benötigen sie. Nun wollen sie das Ganze auf Fernsehniveau bringen.
Die ersten vier Episoden haben sie noch selbst gestemmt, aber das schaffen sie einfach nicht mehr. Interessenten können Beträge von fünf bis 500 Euro spenden. Dafür bekommen sie ein kleines Dankeschön, einen Close-Ups-Kalender oder eine Tasse etwa. „Es ist mehr eine Geste“, sagte Nadine. „Wenn am Ende der Gesamtbetrag zusammenkommt, dann kriegen wir das Geld, wenn wir einen Euro weniger kriegen, als wir eigentlich wollten, kriegen wir das Geld nicht.“ Dann bekommen die Spender ihr Geld wieder.
Die Idee für „The Close-Ups“ kam von Max. Beim Dreh eines Studenten-Kurzfilms lernte er Nadine kennen und weihte sie ein. „Ey, schau mal, wollen wir nicht eine Webserie machen?“, fragte er. Die 24-Jährige war begeistert. Gemeinsam haben sie den Stoff entwickelt, haben das Drehbuch für die erste Episode geschrieben. Ihre Vorbilder sind Sitcoms wie „Berlin, Berlin“, „Türkisch für Anfänger“ oder „Doctor's Diary“.
Dann haben sie sich Bekannte von der Schauspielschule dazugeholt und einen Regisseur und eine Filmcrew gesucht. Inzwischen schreibt der so gefundene Regisseur Konrad Bach die Drehbücher und entwickelt die Geschichte mit den Schauspielern weiter. Mit Moderator Martin Tietjen und „Unter Uns“-Schauspielerin Svenja Jung haben sie auch schon zwei prominentere Schauspieler für das Projekt gewinnen können.
Eine Webserie sollte es sein, „weil man“, so Max, „immer wieder neues Material findet, neue Geschichten, die das Leben einfach mal schreibt“. Für eine Webserie sei eine Episode mit 20 Minuten Länge eigentlich zu lang. „Das ist eigentlich Fernsehlänge“, sagt Nadine.
„Wir wissen nicht, wo's hinführt, aber wir glauben alle fest dran“, sagt Max. Vielleicht interessiere sich ja irgendwann ein Fernsehsender für die Serie. Oder sie bekommen so viele Zuschauer, dass sie eine Kooperation mit YouTube eingehen können. Bei öffentlichen Vorführungen der Episoden in Berlin hatten sie durchaus schon Erfolg, berichten sie. Bis Ende des Jahres soll die letzte Episode der ersten Staffel entstehen, ein Musical-Special. Langfristig könnten sich Max und Nadine vorstellen, eine kleine Filmproduktionsfirma zu gründen. Max, der im vierten Semester Schauspiel studiert, arbeitet nebenher als Model und wird an Weihnachten in der ARD-Verfilmung des Grimm-Märchens „Sechse kommen durch die ganze Welt“ zu sehen sein. Diplom-Schauspielerin Nadine hat gerade für Sat 1 in der Serie „Babyalarm“ mitgespielt.
Unterstützen kann man die beiden über die Crowdfunding-Seite www.startnext.de/the-close-ups.