Bischof Friedhelm Hofmann nennt sich selber entscheidungsfreudig. Während sein Vorgänger Paul-Werner Scheele Kritikern aus konservativen kirchlichen Kreisen "cool" entgegnet hatte, sie sollten sich in den vatikanischen Museen in Rom über Nacktheit in der kirchlichen Kunst informieren, sah Hofmann noch vor seinem Amtsantritt Handlungsbedarf. Das Bild muss weg, ließ er den Bauherrn und "Erstausstatter" des Museums am Dom wissen, den bis dato ebenfalls entscheidungsfreudigen, mit seinem Kunstverständnis und Auftreten oft provozierenden Bau- und Kunstreferenten der Diözese, Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen.
Konservative und Moralisten im Fränkischen klatschten ihrem neuen Bischof Beifall: Höchste Zeit sei es gewesen, den Kunstreferenten "zurückzupfeifen", Hofmann verdiene "vollstes Verständnis". Wenn ein Künstler meint, sich der allgemeinen Nacktheitseuphorie unterwerfen zu müssen, könne er nicht erwarten, dass Christen ihn bejubelten.
Michael Triegel stellte sich der Diskussion. Im Museum am Dom zeigte er sich Ende Januar erschrocken über die Reaktionen von Bischof und einigen Gläubigen. Michelangelo habe Christus mehrfach nackt dargestellt, das akzeptierten die Wächter der reinen katholische Lehre doch auch. Triegel vermutet, dass Nacktheit heutzutage offenbar nur sinnlich verstanden wird. Wenn die Frommen einen nackten Christus ablehnten, äußere sich darin eine rein sexistische Sicht der Dinge.
Der von vielen als Kunstkenner gepriesene neue Bischof äußerte sich nicht. Er war der bestens besuchten und kurzweiligen Diskussion ferngeblieben.
Nun hat Michael Triegel seine Sicht der Dinge noch einmal in einem Offenen Brief präzisiert - an den Würzburger Bischof gerichtet und im Aschaffenburger "Main-Echo" veröffentlicht. Triegel betont, er habe keinesfalls provozieren wollen wie manch zeitgenössische Kunst. Er habe im Gegenteil aufzeigen wollen, "dass Christus nicht im Astralleib, sondern im Fleisch auferstanden ist, als Mensch, als Mann". Sollte sich Gott in der Schöpfung geirrt haben, fragt Triegel den Bischof, als er den Menschen nackt und bloß schuf? Und erwähnt weiter: "Gläubige Christen schrieben mir, dass sie vor dem Bild wieder verstanden hätten, was das Wort ,wahr Mensch und wahrer Gott' bedeutet." Schönheit und Nacktheit stünden doch für die Wahrheit und das Gute.
Wird der Bischof dem Künstler Michael Triegel antworten? Schon auf die Frage reagiert der Oberhirte gereizt. "Ich ärgere mich, dass er mich auf den Marktplatz stellt. Das ist kein Stil." Und ergänzend merkt er an: "Ich habe die Diskussion nicht angestoßen."
"Wie ein Elefant im Porzellanladen"
Michael Triegel über den Stil von Bischof Hofmann
Michael Triegel ärgert sich seinerseits. Darüber, dass der Bischof sein Triptychon zum Diptychon machte, ohne mit ihm zu reden. Darüber, dass dies ohne jede Information geschah. Darüber, dass der Bischof der "Hetze" gegen ihn nicht entgegengetreten ist, die ihn "homoerotischer Fantasien" bezichtigte. Chancen zu einem Gespräch hätte es gegeben, klagt Triegel und kontert: "Der Bischof soll aufhören über Stilfragen zu reden, wo er sich benimmt wie ein Elefant im Porzellanladen."
Auch gegenüber der MAIN-POST schweigt der Bischof zu den Gründen, die ihn bewogen, das Bild Triegels abhängen zu lassen. "Er wird sich nicht auf den Marktplatz zerren lassen", wiederholt Bernhard Schweßinger, Sprecher der Diözese, die Haltung des Oberhirten.
Und fügt eine Mitteilung hinzu, in der es heißt: "Die Vorstellung der Auferstehung ist biblisch am Begriff einer ganz vom Heiligen Geist durchwirkten Leiblichkeit festzumachen. Sie entzieht sich jeder irdischen Verstehensweise."
Bei der Auferstehung gehe es nicht um eine Art Fortsetzung der irdischen Fleischlichkeit, sondern um die Erlösung des ganzen Menschen mit Leib und Seele in die Verklärung hinein. Dem Bischof sei es zudem ein großes Anliegen, in einem kirchlichen Museum nicht das Schamgefühl vieler Menschen zu verletzen.