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SCHWEBHEIM
Nachts weißt du nie, wo dein Schiff hinfährt
Victoria Semel mit Jail Job Eve in der Alten Schmiede.
Foto: U. Eichler | Victoria Semel mit Jail Job Eve in der Alten Schmiede.
Von unserem Mitarbeiter Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:04 Uhr

„Fire's breaking out“ nennt sich der Song, der als Initialzündung von „Jail Job Eve“ gilt. Das Feuer brennt tatsächlich auf dem Hof der Alten Schmiede. Anders als im letzten Jahr zur CD-Release-Party von „Days of Wine and Roses“ geht es auf Umwegen zum Konzert durch die Küche. Nach dem frühen Höhenflug mit Tagen voll Wein und Rosen ist die 2013 gegründete Bluesrock-Band erst mal wieder auf dem Boden des Alltags gelandet. Dafür mit neuen Songs und hörbar nachgereift.

Die Schmiede platzt wieder mal aus allen Nähten. Mit Victoria „Toja“ Semel steht ein Silvesterkind des Jahres 1993 auf der Bühne. Der Spross einer musikalischen Schweinfurter Familie hatte Feuerwerk und Partylaune schon immer im Blut. Die roten Haare leuchten einen Hauch röter als im Vorjahr, das Hemd ist ein ganzes Stück nach oben gerutscht.

A la „Lola rennt“ – wie die rastlose Berlinerin im Film springt Toja von einer Welt in die nächste: Paralleluniversen, in denen energiegeladener Spaß und Hardrock-Temperament ebenso wie bluesige Melancholie, Magie und Mystik herrschen. Was sind schon Grenzen? Auch wenn die jugendfrische Band bereits mit Genre-Größen wie der „Blues Company“ aufgetreten ist und Semels himmelsstürmende Stimme ihresgleichen sucht, haben die Fünf nicht abgehoben. Im Klangmultiversum der Osnabrücker Musikstudenten, die sich auf Led Zeppelin, Aerosmith und Joe Bonamassa berufen, ist Platz für viele, auch widersprüchliche Gefühle, die knapp unter der Oberfläche brodeln. Wer weiß schon, was als Nächstes nach oben sprudelt.

„Jail Job Eve“, das sind außer Victoria Semel der Gitarrist, Songwriter und Freund Benedikt Schlereth vom Duo „Days of Wine and Roses“, Bassist Laurenz Gust, Schlagzeuger Josef Röhner und Jens Niemann am Keyboard. In den Liedern geht es um die wirklich guten Freunde, um moderne Smartphone-Sucht, wie bei „Mr. T“, oder um die nächtliche Heimfahrt nach einem Gig.

Zwischen lässiger Partymucke blitzt er immer wieder auf, der unverkennbar eigene Stil. Bei „The Smoke and the Gun“ etwa, dessen Charisma sich schwer in Worte fassen lässt. Am besten passt wohl „großartig“. In den besten Momenten schwebt über allem der anarchische, unruhige Geist von Bonnie Elizabeth Parker, der Gangsterbraut von Clyde Chestnut Barrow, im Duo bekannt als Bonny & Clyde. Ihr hat man eine eigene, ruppige Rock-Ballade gewidmet. Schon der Bandname beinhaltet die Aufforderung, aus dem knastigen Alltagsleben, dem „Jail Job“, auszubrechen, und sei es nur einen Konzertabend lang.

Weil die CD finanziert werden muss, gibt es zwischendurch fleißig Merchandising: Zwei T-Shirts mit Band-Logo gehen bei der Versteigerung weg wie warme Semmeln. Ein schönes Bild transportiert auch der letzte Song vor den Zugaben: „Ship sails at night.“ Ein Schiff segelt hinaus in die Nacht. „Man weiß nie, wo es hinfährt.“ Die Fans dürfen hoffen, dass es bei „Jail Job Eve“ noch lange so bleibt.

 
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