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HAMBACH
Nach der Silk-Road-Rallye: Endlich wieder Bratwurst
Nach der Silk-Road-Rallye: Endlich wieder Bratwurst
Nike Bodenbach
 |  aktualisiert: 16.12.2020 10:40 Uhr

Als Henriette und Günter Fuchs nach Hause kamen, hing an ihrem Bett ein großes Schild: „Endlich eigenes Bett!“ stand darauf. Sieben Wochen lang hatte das Ehepaar aus Hambach den Schlafplatz gewechselt wie andere Unterhosen. Als Teilnehmer der Silk-Road-Rallye fuhren sie von Istanbul nach Shanghai – in einem alten Volvo Amazon. 54 Tage, neun Länder und 18 404 Kilometer gen Osten. Seit ein paar Wochen sind die Hambacher zurück, und jetzt ist auch das Auto wieder da.

Als das Ehepaar nach einem langen Flug, einem verspäteten ICE und einer Autofahrt von Würzburg abends in Hambach einfuhren, stand die Straße voll mit Nachbarn. „Wir wurden mit Fahnen empfangen“, erzählt Günter Fuchs. Ein Nachbar gab eine kleine Willkommensparty in seiner Garage nebenan. Auf den Tisch kamen fränkische Bratwürste – „da hatten wir ja immer mal geschrieben, dass wir die so vermissen“.

Das „Endlich eigenes Bett!“-Schild hatte Günter Fuchs' Mutter aufgehängt, genauso wie Zettel mit „Endlich eigenes Bad“ oder „Endlich eigene Küche“. Die 85-Jährige sei so sehr gegen die Reise gewesen und habe sich natürlich sehr gefreut, dass Sohn und Schwiegertochter wohlbehalten zurück seien. Die fränkischen Bratwürste ließen sich Henriette und Günter Fuchs schmecken. Doch auch ihre Mägen mussten erst einmal wieder in der Heimat ankommen. „In China haben wir eher wenig Fleisch gegessen, mehr Gemüse“, erzählt Günter Fuchs. Das Essen dort sei nicht so, wie man es hier beim Chinesen bekäme.

Durch den Jetlag wachten die beiden regelmäßig nachts um drei Uhr auf, dazu grummelten die Bäuche. Es gab einiges zu tun, „die Post kam in zwei Körben“. Aber sie waren auch froh, wieder da zu sein: „Der Stress unterwegs, das war auch anstrengend.“ Die weite Reise geschafft zu haben, sei auch eine Erleichterung gewesen.

Richtig komplett war das Team in den ersten Wochen daheim noch nicht. In Shanghai hatten sie den Volvo Amazon gemeinsam mit dem Alfa Spider eines anderen Rallyekollegen in einen Container verladen. Auf dem 400-Meter-Frachter „Eleonora Maersk“ schickten sie den Amazon auf die fünfwöchige Heimreise. Die Fahrt ging von Shanghai um Indien herum, durch den Suezkanal ins Mittelmeer, durch Gibraltar in den Atlantik und dann hoch entlang von Spanien, Portugal, Frankreich bis nach Rotterdam.

Als der Taifun „Haiyan“ weite Teile der Philippinen verwüstete, pflügte sich die „Eleonora Maersk“ dort gerade durch die stürmische See. Henriette und Günter Fuchs riefen bei der Reederei an, um sich nach dem Schiff beziehungsweise dem Volvo, genannt „Schätzchen“, zu erkundigen (es war alles in Ordnung). Täglich verfolgte das Ehepaar die Position des Schiffes im Internet, bis sie den Oldtimer am 2. Dezember endlich wieder in Empfang nehmen konnten. Zwei Tage nahmen sie sich für die Heimfahrt nach Hambach Zeit, schließlich wollten sie ihr Schätzchen nicht gleich wieder überfordern. Es hat fast durchgängig geregnet, aber das war nicht so schlimm. Hauptsache kein Schnee. „Der Amazon hatte von der Rallye natürlich nur Sommerreifen drauf.“

Jetzt steht der Volvo vor dem Haus in Hambach, immer noch geschmückt mit den vielen Aufklebern von der Silk-Road-Rallye. Ob Günter Fuchs so eine Reise noch mal machen würde? Ein klares Nein. „Ich glaube, so etwas macht man nur einmal im Leben.“

So langsam kommen die Bilder der Reise zurück, nachdem die Fuchsens die ersten Tage daheim einfach platt waren. 10 000 Fotos haben sie gemacht, Henriette Fuchs hat 50 Seiten Reisebericht geschrieben. „Alle Menschen waren immer freundlich, es ist niemand was passiert“, resümiert Günter Fuchs. Gigantisch, grandios, einfach unfassbar, spannend, unglaublich und unvergesslich – das sind die Worte, die die Hambacher für die Reise finden.

Den Amazon werden die Fuchsens aber wohl verkaufen. Sie hatten das Auto eigens für die Reise gekauft, nachdem ein Freund, der kurz vor der Abreise starb, sie zu dem Trip überredet hatte. „Auch wenn der Amazon uns natürlich ans Herz gewachsen ist.“ Aktuell suchen die beiden einen Liebhaber, der das gute Stück unter seine Fittiche nimmt. Die Aufkleber von der Silk-Road-Rallye müsste ein Käufer aber selbst ablösen, das brächte Günter Fuchs nicht übers Herz.

 
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