
Vielleicht hat das nicht jeder mitbekommen, doch es ist so: Muse sind in den vergangenen fünf, sechs Jahren zu einer der kommerziell erfolgreichsten Rockbands der Welt geworden. Allein „Resistance“, das 2009 veröffentlichte Album von Matthew Bellamy, Dominic Howard und Chris Wolstenholme verkaufte sich dreieinhalb Millionen mal und stand in 20 Ländern auf Platz Eins. Das neueste Opus aus dem Hause Muse heißt nun „The 2nd Law“ und klingt einen Tick entschlackter und weniger bombastisch als der Vorläufer. Doch den Hang zur kunstvollen Komplexität lassen sich die Drei auch dieses Mal nicht austreiben, wie Frontmann Bellamy uns erzählt hat. Außerdem hat der Sänger unerwartet willig über sein Leben als Verlobter von Filmstar Kate Hudson und seinen einjährigen Sohn gesprochen.
Matthew Bellamy: Der Grund war unser Wille, nicht noch überwältigender zu werden als wir es sowieso schon sind. Man muss die Muster durchbrechen, damit es nicht zur Routine wird.
Bellamy: Ja. Aber wir waren uns einig, wie wir dem entgehen können. Unser Stil setzt sich ja zusammen aus orchestraler Musik, klassischem Rock und Elektropop. In der Vergangenheit haben wir diese Elemente oft zusammengemischt, dieses Mal kommen sie eher separat zum Einsatz. Das heißt, wir knallen nicht mehr ganz so viele Genres in einen Song rein. Wir wollten den Ball wieder etwas flacher halten, uns mehr fokussieren und nicht mehr alles so ausladend gestalten.
Bellamy: Okay, manchmal geht es einfach mit uns durch (lacht). Wir haben nun einmal die Tendenz, alles in der Musik immer tierisch aufzuplustern. Die Übertreibung und die Theatralik sind Teile unseres Schaffens. Wir bekommen das nicht weg, wir können nur versuchen, es im Zaum zu halten.
Bellamy: Na gut, aber „Survival“ handelt nun einmal von Kampf, Konkurrenz und Ehrgeiz. Die Olympialeute fragten uns schon letztes Jahr, und uns war schnell klar, dass „Survival“ am besten zu diesen überwältigenden Spielen passte. Der Song ist ja auch voll opernhaft, fast Broadway-mäßig. Ich bin beim Komponieren sehr visuell geprägt. Filmmusik ist einer meiner größten Einflüsse. Ich liebe die Sachen, die Hans Zimmer schreibt, wie jetzt den Soundtrack zu „The Dark Knight“.
Bellamy: Ja, ich habe Hans Zimmer neulich sogar getroffen, ein magischer Musiker. Filmmusik ist echt harte Arbeit. Später will ich das auch machen, aber im Moment touren wir noch zu gerne, als dass ich mich darum kümmern könnte, an Film- oder Theatermusik zu arbeiten.
Bellamy: Oh. Ja, da ist was dran. „Madness“ klingt ja auch ein bisschen wie so ein alter Gospel- oder Blues-Song. Aber durch den Einsatz der Elektronik bekommt das bei uns noch mal eine andere Richtung. Für mich ist das Lied vor allem auch sehr simpel, sehr direkt, sehr ehrlich.
Bellamy: Um meine Verlobte Kate und mich.
Bellamy: Puh, das wäre mir jetzt ein bisschen zu peinlich, über unser Verlieben zu reden. Der Text handelt auch viel mehr von unseren Konflikten und unseren Kämpfen. Egal, wie sehr man jemanden liebt – und ich liebe Kate wirklich sehr – gerät man hin und wieder kräftig aneinander. Bei uns ist es so, dass wir uns dann am liebsten voreinander verstecken und uns nach dem Streit erst einmal aus dem Weg gehen. Was natürlich auf Dauer nicht geht.
Bellamy: Bis jetzt war es immer so. Ich denke, Kampf bedeutet letztlich Leidenschaft. Und Leidenschaft bedeutet Liebe.
Bellamy: Für mich ist das ja alles neu. Ich war, bevor ich mit Kate zusammenkam, ein erfolgreicher und halbwegs bekannter Musiker, der seine Ruhe hatte. Die Boulevardmedien haben sich nicht für mich interessiert. Jetzt ist es anders, und ich merke, dass ich zwar vorsichtiger geworden bin, dass es aber insgesamt in Ordnung ist. So weit wie Chris und Gwyneth würden wir nicht gehen. Ich kann sie verstehen, aber ein solches Verhalten würden wir uns nicht zu eigen machen. Wir gehen auch zusammen auf Filmpremieren.
Bellamy: Doch. Wir verstecken uns nicht, aber ich denke, wir halten unser Leben in hinreichender Weise privat. Speziell wenn du Kinder hast, möchtest du aufpassen, dass nicht ständig Fotos von ihnen auftauchen. In Los Angeles gibt es zum Glück genug Orte, an die du dich zurückziehen kannst.
Bellamy: Der Kleine. Die wunderbarste Erfahrung meines gesamten Lebens war es, das Baby zu bekommen, Vater zu werden. Ich war dabei. Die Geburt kam mir ewig vor und ich fand das alles wahnsinnig dramatisch, wie das Baby dann kam. Ja, und dann war er da. Es ist so herrlich. Dieses kleine Bündel der Freude.