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Mrs. Greenbird: Kauz und Kehlchen
Man freut sich ja jedes Mal ein Ästchen ab, wenn dem Castinggruselkabinett der diversen Sendeanstalten mal jemand entsteigt, dessen Musik man sich anhören kann, dessen Namen man sich merken sollte und der vielleicht nicht ganz so elend langweilig ist wie der herkömmliche Ausstoß dieser Fließbandformate.
Berühmt dank Castingshow: Mrs. Greenbird haben im November bei „X Faktor“ haushoch gewonnen. Und auch mit ihrem ersten Album sind Steffen Brückner und Sarah Nücken sehr erfolgreich.
Foto: Nikolj Georgiew | Berühmt dank Castingshow: Mrs. Greenbird haben im November bei „X Faktor“ haushoch gewonnen. Und auch mit ihrem ersten Album sind Steffen Brückner und Sarah Nücken sehr erfolgreich.
Von unserem Mitarbeiter Steffen Rüth
 |  aktualisiert: 16.12.2020 12:38 Uhr

Haushoch hat das Duo im November bei „X Factor“ gewonnen. Mit dem ersten Song „Shooting Stars & Fairy Tales“ stehen sie in den Top 20, das Album „Mrs. Greenbird“ mit vielen Eigenkompositionen und einigen Coverversionen, darunter das aus der Show schon bekannte „Blitzkrieg Bop“ von den Ramones, ist seit Dezember ebenfalls draußen. Und selbst, wenn man denkt, dass es eigentlich noch schöner wäre, wenn sich solche ehrenwerten Musiker auch ohne Quatsch-Casting durchsetzen könnten (aber die Welt ist nun einmal so, wie sie ist), freut man sich für die beiden.

„Wir sind selbst von den Socken“, sagt Steffen Brückner. Bloß aus purer Neugier und ohne große Erwartungen hatten sie sich für „X Factor“ eingeschrieben. „Nie im Leben hätten wir gedacht, dass wir mit unserem Stil vor einem großen Mainstreamfernsehpublikum funktionieren.“ Haushoch haben sie die Show am Ende gewonnen, die Zuschauer waren ganz vernarrt in Mrs. Greenbird. Steffen: „Ich kann mir vorstellen, es hat den Leuten gefallen, dass wir so sind, wie wir sind und uns eben nicht verstellen.“

Das böse Wort mit „A“ also, das als Substantiv noch scheußlicher klingt: Authentizität. „Wir hatten gewisse Bedingungen an die Sendung und an uns gestellt, die alle erfüllt wurden. Wir durften eigene Lieder singen. Und wenn wir gemerkt hätten, dass die Teilnahme unsere Beziehung gefährdet, wären wir ausgestiegen.“

Aber wer sind diese brav wirkende Frau und der latent verwahrlost wirkende Zottelbartmann überhaupt? Sarah ist 28 und Sozialpädagogin, Steffen ist 36 und arbeitet als Mediendienstleister und Veranstaltungsorganisator. Beide kommen aus dem Rheinland und leben seit Jahren in Köln. Ein Paar sind sie auch. Und das waren sie auch schon, bevor sie zur Band wurden.

An Weihnachten vor sechs Jahren haben sie sich kennengelernt, in der bekannten Kölner Indie-Kneipe „Underground“. „Ich habe ihn nachts um 3 Uhr schräg von der Seite angesprochen“, erinnert sich Sarah, die ruhigere der beiden. Immer freitags liefen sie sich in dem Laden über den Weg, „irgendwann nahm ich mir ein Herz und lud Sarah zum Kaffee ein“, sagt Steffen. Anschließend war die Sache klar.

Beide machen schon lange Musik. Sarah sang im Kirchenchor, seit sie zwölf war und „Sister Act“ gesehen hatte. Auch Steffen hat, als sogenannter „Lobpreisleiter“ einer Kölner Kirchengemeinde, einschlägige Erfahrung, er spielt zudem seit Jahren in unterschiedlichen Bands und im Musiktheater. „Wir haben viele Bandkonstellationen ausprobiert, bis wir merkten, dass wir als Duo am besten funktionieren und harmonierten“, so Sarah. Anfangs spielte man viel auf Hochzeiten und nannte sich noch „Goldkehlchen und der Mann mit Hut“. Als sie über vier Ecken fürs Vorprogramm eines Köln-Konzerts des Schauspielers Tim Robbins engagiert wurden, änderten sie den Namen. Schließlich singt man ja ohnehin auf Englisch.

Singersongwritercountryfolkpop nennen Mrs. Greenbird ihre Musik. Damit ist soweit alles gesagt. Irgendwie eine Mischung aus Joni Mitchell, Kings Of Convenience, Lagerfeuer und Kirchentag. Alles handgemacht, alles schön unaufgeregt und drollig. „Wir sind Romantiksäue“, sagen sie unisono. Zum speziellen Charme gesellt sich noch das Quäntchen Verschrobenheit hinzu, begeistert beigesteuert vom kauzigen Steffen Brückner und manchmal zu Sarah Nückens Leidwesen. „Sarah hat oft Angst vor meiner Unberechenbarkeit“, sagt Steffen. Und Sarah ergänzt ein trockenes „Zurecht.“

 
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