Legeres Hemd, ein entspanntes Lächeln auf den Lippen, so öffnet der Fotograf, Autor und Polizist Volker Sebold die Tür zu seinem Haus in Untereisenheim, in dem er die unterschiedlichsten Geschichten mit Buchstaben oder Momentaufnahmen auf Seiten und Fotopapier bändigt.
„Mein Vater hat mich schon in meiner Kindheit zum Fotografieren gebracht“, erzählt Sebold auf seiner Terrasse, umringt von Grün und Sonne. „Heute reizt mich vor allem das 'Alltägliche', das von vielen Menschen nicht mehr beachtet wird. Dabei kommen oft spontane Schnappschüsse heraus“, meint er. „Ich bin ein großer Fan der digitalen Fotografie. Die Möglichkeiten sind einfach unfassbar und manchmal bin ich auch selbst überrascht, welche Motive dabei herauskommen können.“
Der gebürtige Haßfurter, der mit seiner Familie in Untereisenheim wohnt, arbeitete in den vergangenen Monaten an einem Fotokalender über Ober- und Untereisenheim. „Dabei war mir vor allem wichtig, dass ich beide Ortsteile berücksichtige“, betont Sebold. In dem Kalender habe er Orte festhalten, die es in den nachfolgenden Generationen möglicherweise so nicht mehr geben wird. Der verwunschene und beinahe vergessene alte Bahnhof von Eisenheim ist nur eines dieser Motive.
Aber nicht nur das Einfangen der Realität mit der Kamera fasziniert ihn seit seiner Kindheit. Sebold bringt auch Geschichten aufs Papier, die mitten aus dem Leben gegriffen zu sein scheinen.
Die Parallele zum Fotografieren ist für ihn dabei ganz klar: „Fotografien ist für mich wie Schreiben: Ich möchte den Blick bei beidem auf die Details lenken.“
Der hauptberufliche Polizist hat bereits mehrere Kurzgeschichten und erst kürzlich die Novelle „Lodernde Seelen“ veröffentlicht. „Ich möchte bei meinen Geschichten die Wirklichkeit aufzeigen, so wie sie ist, ohne dabei voyeuristisch hinter Fassaden zu blicken“, erzählt er. Außerdem lässt er bei seinen Kurzgeschichten das Ende offen: „Jeder soll sich selber einen passenden Abschluss suchen, vielleicht regt das noch zusätzlich zum Nachdenken an. Ich finde es faszinierend, Buchstaben so zusammenzusetzen, dass in den Köpfen der Menschen Geschichten entstehen.“
Volker Sebold nippt an seinem Kaffee und erzählt weiter: „Ich schreibe dabei trotzdem hauptsächlich für mich. Natürlich ist es toll, wenn die Leute meine Bücher mögen, aber das Gefühl, eine Geschichte zu Ende gebracht zu haben, ist einfach einmalig.“ Beim Schreiben nehme er sich außerdem viel Zeit und sichere seine Gedanken auf „Traumzetteln“. Darauf werden Ideen notiert, Gedankenschnipsel, um sie vor dem Vergessen zu retten, spontane Einfälle oder mögliche Strukturmöglichkeiten für die Geschichten. Inspiriert wird er von seinen Lieblingsautoren Friedrich Dürrenmatt, John Irving und Sybille Berg.
„Mittlerweile ist das mit dem Zeitnehmen fürs Schreiben und Fotografieren schwer, da ich auch meinem Beruf als Polizist nachgehen muss“, so der Autor. „Natürlich möchte ich mir auch viel Zeit für meine Familie nehmen.“ Wie lange es also dauert, bis eine Geschichte fertig ist, könne er nicht sagen. Ist es dann jedoch so weit, dürfen seine Frau, seine zwei Kinder und seine Bekannten erst einmal als Lektor agieren.
Ob er Geschichten auch aus seinem Beruf zieht? „Das trenne ich schon ganz klar. Natürlich denken viele, dass ich als Polizist prädestiniert dafür bin, Kriminalgeschichten zu schreiben. Aber es widerspricht sich nicht, Polizist zu sein und eher philosophische Geschichten zu verfassen. Nicht mein Beruf inspiriert mich, sondern schlicht das alltägliche Leben“.
Infos über Volker Sebold: volker-sebold.jimdo.com